Im September 2018 hatte Ebay angekündigt, den Zahlungsverkehr auf der Plattform neu auszurichten und den Zahlungsstrom selbst zu verwalten. Hintergrund ist der Wettbewerbsdruck im E-Commerce. Man habe festgestellt, dass die Kunden auch bei Ebay eine Checkout-Erfahrung erwarten, die besser mit den Standards im Handel übereinstimmt und mehr Flexibilität und Auswahlmöglichkeiten bei den Zahlungsoptionen bietet. Käufern soll deshalb eine breitere Palette an Zahlungsoptionen zur Verfügung stehen, zu denen zum Beispiel auch Google Pay und Apple Pay gehören. Für Verkäufer sollen die Konditionen günstiger werden, was im Wettbewerb um (gewerbliche) Verkäufer eine entscheidende Rolle spielen kann.
Bis zum Ende des ersten Quartals 2019 wurde über die neue Zahlungsabwicklung ein Handelsvolumen in Höhe von 363 Millionen US-Dollar verarbeitet. Verkäufer haben Ebay zufolge dabei eine Ersparnis in Höhe von 2,7 Millionen US-Dollar generiert.
Bis zum Jahr 2021 soll die Mehrheit der Marktplatzkunden auf die neue Zahlungsabwicklung umgestellt haben. Im Zuge der weltweiten Strategie soll nun als zweiter Markt Deutschland folgen. Das teilte das Unternehmen am 24. April 2019 mit. In den kommenden Wochen werde man geeignete Verkäufer in Deutschland mit einer Einladung zur Teilnahme an der ersten Einführungsphase ansprechen.
Dass ausgerechnet Deutschland der zweite Markt für die neue Payment-Strategie bei Ebay wird, mag auf den ersten Blick erstaunen - ist doch der deutsche Markt nicht eben bekannt dafür, dass Neuerungen rund um den Bereich des Zahlungsverkehrs hier besonders frühzeitig umgesetzt werden. In diesem Fall ist die Erklärung aber naheliegend: Schließlich ist Deutschland dank der Online-Shopping-Lust der Deutschen der zweitgrößte E-Commerce-Markt weltweit und damit auch für Ebay einer der wichtigsten Märkte überhaupt. "Das macht den deutschen Marktplatz zur perfekten Wahl für die Ausweitung der neuen Zahlungsabwicklung über die USA hinaus", sagt Eben Sermon, Vice President, Ebay Germany. So wird Deutschland für das Unternehmen zu einem breiten "Testfeld für weitere Zahlungsmethoden" im Zuge der globalen Expansion.
Mehr Zahlungsoptionen auf der Plattform - das bietet auch eine Chance für nationale Bezahlverfahren, die im jeweiligen Markt eine wichtige Rolle spielen. Theoretisch ergibt sich dabei für die deutsche Kreditwirtschaft, mit Paydirekt einen Fuß in die Tür zu bekommen. Gerade weil Paypal - einst das Bezahlverfahren von Ebay - immer mehr zu einer von vielen Bezahloptionen auf der Plattform wird, wäre das ein Meilenstein im Blick auf das ursprüngliche Ziel, das "deutsche Paypal" zu werden. Ob Paypal von Ebay freilich als bedeutsam genug eingeschätzt wird, um auf der Plattform berücksichtigt zu werden, ist eine andere Frage. Solche Gunst kann man aller Erfahrung nach auch kaufen. Billig wird das aber eher nicht. Ob die Kreditwirtschaft zu einem solchen Investment bereit sein wird? Red.