MOBILE PAYMENT

Durchbruch oder nicht?

Eine halbe Million Karten sind digitalisiert, Foto: DSGV

Bei der Beurteilung des Status quo zum Mobile Payment gehen die Meinungen weit auseinander. Die einen sehen mit den Mobile-Payment-Angeboten der beiden kreditwirtschaftlichen Verbünde, mit Google Pay und Apple Pay den oft vorausgesagten Durchbruch endlich geschafft. Andere bleiben skeptisch und kommentieren die Entwicklung des letzten Jahres in etwa in dem Tenor "Stell Dir vor, das mobile Bezahlen ist verfügbar und keiner nutzt es."

Wie so oft haben beide Seiten ein Stück weit Recht. Die Zahlen, die die S-Payment für die Sparkassen-Finanzgruppe im April veröffentlicht hat, sind in der Tat eher ernüchternd. Zum Stichtag 31. März 2019 hatten 493 000 Kunden die App "Mobiles Bezahlen" auf ihr Android-Smartphone heruntergeladen. Dabei lag die Zahl von 52 000 Downloads im März um 48,5 Prozent höher als im Februar - das Interesse scheint also zu steigen.

Bei der tatsächlichen Nutzung bröckeln die Zahlen erheblich: Insgesamt 289 000 Karten wurden digitalisiert. Statistisch gesehen haben also 58,6 Prozent derjenigen, die die App installiert haben, auch ihre Karten dort hinterlegt. Tatsächlich dürfte die Quote aber etwas geringer ausfallen, da sie vermutlich "Mehrfachtäter" beinhaltet, die nicht nur ihre Girocard (87 Prozent der digitalisierten Karten, das wären 254 910 Karten) in der App hinterlegt haben, sondern auch ihre Kreditkarte. Bisher ist das nur für von Sparkassen ausgegebene Mastercards möglich, für 2019 soll die Funktionalität auch um Visa-Karten erweitert werden.

Hochgerechnet auf die insgesamt etwa 44,4 Debitkarten der S-Finanzgruppe im Jahr 2018 fällt die Bilanz noch ernüchternder aus. Die bisher digitalisierten Girocards machen dann nur einen Anteil von 0,57 Prozent des Gesamtportfolios aus.

Ob das eine Erfolgsmeldung ist oder eher nicht, ist zweifellos eine Frage der Perspektive und hängt nicht zuletzt davon ab, was man erwartet hat - eine sprunghafte oder doch eher eine allmähliche Akzeptanz der neuen Bezahloption seitens der Verbraucher. Die Sparkassen zumindest haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie - schon angesichts des breiten Bevölkerungsquerschnitts, den ihre Kundschaft repräsentiert - keine disruptive Entwicklung erwartet haben. So gesehen sind 0,6 Prozent digitalisierte Debitkarten innerhalb der ersten acht Monate vielleicht gar nicht so schlecht.

Seit dem Start am 30. Juli 2018 haben die Sparkassen-Kunden insgesamt 1,7 Millionen Mal an der Kasse mit ihren digitalen Sparkassen-Cards. Dabei wurde ein Gesamtumsatz von 37,3 Millionen Euro erzielt. Je digitalisierte Karte wären das 5,9 Transaktionen beziehungsweise ein Durchschnittsbetrag von 129,1 Euro. Bezogen auf das gesamte Kartenportfolio der Sparkassen bleiben die Anteile auch hier marginal. Die kräftig steigenden Downloadzahlen lassen aber erahnen, dass auch die Nutzungszahlen bald kräftig steigen könnten. Die Strategie, beim Mobile Payment die Girocard mit einzubeziehen, scheint jedenfalls richtig gewesen zu sein.

Für 2019 ff. hat die S-Finanzgruppe ein Angebot für Minderjährige sowie die Nutzung von biometrischen Daten zur Authentifizierung geplant. Auch das dürfte die Nutzungszahlen noch einmal steigen lassen. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X