DEBITKARTE

Girocard versus ELV - die Verdrängung gelingt

Kartenumsatz mit Girocard in Deutschland 2005 bis 2018 in Milliarden Euro Quelle: Paysys Consultancy GmbH

Der Umsatz im ELV-Verfahren auf Basis der Girocard ist 2018 dramatisch von 78,3 (2017) auf 63,6 Milliarden Euro gesunken (minus 18,8 Prozent). Davon profitiert hat vor allem das Girocard-System, wo der Umsatz im Jahr 2018 um 15,1 Prozent stieg. Händler haben 2018 massiv ELV durch das Girocard-Verfahren ersetzt. Damit wurde das jahrzehntelange kontinuierliche Wachstum des ELV-Systems abrupt gestoppt. Nur noch jede vierte Zahlung mit der Girocard erfolgt mittlerweile mit Unterschrift. Im Zeitraum 2005 bis 2017 war es noch jede dritte Transaktion. Zu diesem Ergebnis kommt Paysys Consultancy GmbH in ihrer vorläufigen Hochrechnung der jährlich herausgegebenen Kartenmarktstatistik Deutschland.

Anders als Euro-Kartensysteme macht Paysys als Ursache für diese Entwicklung nicht das kontaktlose Bezahlen aus, sondern die regulierungsbedingte Entwicklung auf der Kostenseite. Hierbei spielen zwei Faktoren eine Rolle: ein nationaler und der europäische. Aufgrund der vom Kartellamt verordneten Abschaffung des einheitlichen Händlerentgelts (früher 0,3 Prozent) und der durch die europäische Interchange-Regulierung vorgegebenen Obergrenze von 0,2 Prozent für Debitkartentransaktionen sind die seit November 2014 bilateral ausgehandelten Entgelte für die Akzeptanz der Girocard am PoS kontinuierlich gesunken. Im Durchschnitt liegt das Entgelt Paysys zufolge jetzt deutlich unter 0,2 Prozent - und durch diese Entwicklung ist die Girocard gegenüber dem Lastschriftverfahren wettbewerbsfähiger geworden, da die Kosten für ELV weitgehend von den relativ stabil gebliebenen Forderungsausfallkosten bestimmt werden. Seitdem zeigt die Kartenmarktstatistik ein verlangsamtes Wachstum von ELV im Vergleich zum Girocard-Verfahren. Den kartenausgebenden Instituten, so schreibt es Hugo Godschalk, ist es erfolgreich gelungen, das konkurrierende ELV-Verfahren durch substitutionsabhängige Preise erheblich zu schwächen. Die Mineralölunternehmen, die in den letzten Jahren aus preistaktischen Gründen gezielt auf ELV gesetzt hatten, hätten offensichtlich ihren Widerstand aufgegeben. Auch in diesem preissensiblen Segment verdrängte 2018 das Girocard-System das ELV in erheblichem Umfang.

Ohne Berücksichtigung der massiven Verschiebung von ELV zugunsten des Girocard-Systems zeigt der gesamte Umsatz, der mit der Girocard 2018 getätigt wurde, weiterhin ein moderates Wachstum in Höhe von 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was den Wachstumsraten der letzten Jahren entspricht. 2016 betrug der Zuwachs 3,9 Prozent, 2017 waren es 6,2 Prozent.

Unverändert ist der Trend zu sinkenden Durchschnittsbons bei Girocard-Transaktionen, die den häufigeren Einsatz der Karte auch für das Bezahlen kleinerer Beträge widerspiegelt, die früher in bar bezahlt wurden. Die zunehmende Beliebtheit der kontaktlosen Zahlung für Zahlungen mit niedrigen Beträgen hat 2018 sicherlich diesen Trend verstärkt und vermutlich damit zum Wachstum der Girocard-Nutzung beigetragen. Die kräftige Verschiebung von ELV zur Girocard könne dies aber nicht allein erklären. "Die 2018-Zahlen zeigen eindeutig, dass weniger der Faktor 'kontaktlos', sondern die ELV-Substitution zu Rekordwerten im Girocard-System geführt haben", so die Analyse. Red.

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