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Trendwende an der Kasse - Karte überholt Bargeld

Foto: Eurokartensysteme

Im vergangenen Jahr hatte es sich bereits angedeutet: Bargeld war auf dem Weg, seine dominante Rolle an deutschen Ladenkassen einzubüßen - zumindest was die Umsätze angeht. 2018 war es nun so weit. Ganz knapp haben Kartenzahlungen insgesamt das Kopf-an Kopf-Rennen gewonnen. Davon profitieren vor allem Girocard, aber auch Kreditkarten. Gemessen an Anzahl der Bezahlvorgänge liegt das Bargeld aber immer noch unangefochten auf dem Spitzenplatz. Noch werden rund drei Viertel aller Einkäufe in bar bezahlt. Red.

Die "Schallmauer" von 50 Prozent ist noch nicht durchbrochen. Dennoch können Verfechter des "war on cash" ausrufen: "Es ist vollbracht!" Erstmals wurde im Jahr 2018 im stationären Einzelhandel ein größerer Anteil am Umsatz per Karte bezahlt als mit Bargeld.

Girocard- und Kreditkartenumsätze steigen

Der Vorsprung ist freilich hauchdünn - 48,6 versus 48,3 Prozent. Da der Trend weg vom Bargeld hin zur Karte jedoch seit Jahren konstant ist, wird er sich aller Voraussicht nach rasch vergrößern. Durchschnittlich 1,2 Prozentpunkte an Marktanteil hat das Bargeld an deutschen Ladenkassen in den letzten zehn Jahren pro Jahr verloren - 2018 waren es 1,7 Prozent. Die Verdrängung wird also in Zukunft eher schneller als bisher voranschreiten

Profitiert von der voranschreitenden Abkehr von Scheinen und Münzen hat vor allem die Girocard, die mittlerweile 30,1 Prozent der Umsätze auf sich vereinigt und um 3,8 Prozentpunkte zugelegt hat. Auch die Kreditkartenumsätze sind im Aufwind. Seit dem Jahr 2014 wächst ihr Anteil am Zahlungsverkehrsmix des stationären Einzelhandels - keine Selbstverständlichkeit, - hatte sich die Quote doch zuvor jahrelang rund um die Fünf-Prozent-Marke eingependelt. Seit 2015 ist indessen ein kontinuierliches Wachstum um jährlich 0,4 Prozent zu beobachten. 2016 wurde die Sechs-Prozent-Marke überschritten, inzwischen liegt der Umsatzanteil der Kreditkarte bei 6,9 Prozent, wobei die Unterschiede zwischen den verschiedenen Einzelhandelsbranchen beträchtlich sind. Am höchsten ist die Kreditkartenquote mit 12,2 Prozent in City-Kauf- beziehungsweise Warenhäusern.

Für die Zunahme der Kreditkartenumsätze im Einzelhandel lassen sich zwei Gründe anführen:

1. Die Interchange-Regulierung, die die Kreditkartenakzeptanz für den Handel günstiger gemacht und damit zu einer besseren Akzeptanz geführt hat, sowie

2. das kontaktlose Zahlen, das auf vielen Kreditkarten bereits verfügbar war, ehe die Karteninhaber mit kontaktlosen Girocards ausgestattet waren. Unter den Kreditkartenakzeptanzstellen ermöglichen 89,1 Prozent das kontaktlose Zahlen - gegenüber 81,4 Prozent bei der Girocard. Auch beim Kontaktlosanteil der Transaktionen und Umsätze liegt die Kreditkarte mit 28,2 beziehungsweise 22,0 Prozent vor der Girocard (21,2 Prozent der Transaktionen und 17,6 Prozent der Umsätze). Diesen Vorsprung dürfte das kontaktlose Bezahlen per Girocard zwar rasch aufholen. Das muss aber nicht heißen, dass dadurch der Kreditkartenanteil am Umsatz wieder sinken wird.

Internationale Debitmarken wachsen in Trippelschritten

Nicht nennenswert profitiert von der Entwicklung haben die Debitsysteme der internationalen Karten-Schemes, bei denen es in Sachen Marktanteil nur in Trippelschritten vorangeht. 0,4 Prozent der Umsätze wurden 2013 über diese Verfahren abgewickelt, fünf Jahre später sind es 1,0 Prozent.

Das wiederum liegt an der Dominanz der Girocard - bedingt durch das verbreitete Co-Badging auf der Girocard, das durch die Interchange-Regulierung eher noch gestärkt wurde. So haben etwa die Sparda-Banken seinerzeit ihre Pläne, komplett auf "Maestro only" zu wechseln, mit Blick auf die Debit-Interchange von 0,2 Prozent auf Eis gelegt, da der erhoffte Rentabilitätsvorsprung des internationalen Schemes damit entfiel.

Rückgang bei ELV beschleunigt sich

Eindeutiger Verlierer ist das ELV-Verfahren, dessen Anteil an den Einzelhandelsumsätzen 2018 zum dritten Mal in Folge zurückgegangen ist, wobei sich der Marktanteilsverlust im vergangenen Jahr spürbar beschleunigt hat. 2016 und 2017 betrug er jeweils 0,8 Prozentpunkte, 2018 fiel er mit 2,6 Prozentpunkten mehr als dreimal so stark aus.

Das zeigt sich auch in den Befragungsergebnissen, welche Verfahren die Unternehmen nutzen. Unter den großen Händlern nutzen demnach 28,9 Prozent (plus 1,6 Prozentpunkte) ausschließlich Girocard, unverändert 1,6 Prozent ausschließlich eine oder mehrere Lastschrift-Varianten. 69,5 Prozent (-1,6 Prozentpunkte) nutzen Lastschriftverfahren als Beimischung, wobei der Anteil derjenigen, die im Mix den Schwerpunkt auf Girocard setzen, um 6,3 Prozentpunkte gestiegen ist. Unter den mittelständischen Unternehmen, bei denen ELV traditionell stärker verbreitet war, setzen inzwischen 51,7 Prozent (plus 4,4 Prozentpunkte) ausschließlich auf Girocard, 12,4 Prozent (minus 1,5 Prozentpunkte) ausschließlich auf Lastschrift und 35,9 Prozent (minus 2,9 Prozentpunkte) auf eine Mischung. Sowohl in der Ausschließlichkeit als auch als Beimischung ist ELV demnach bei Händlern aller Größenklassen auf dem Rückzug.

Die Prognose des EHI lautet: Bis zum Jahr 2022 wird der gesamte Kartenanteil an deutschen Ladenkassen auf etwa 54,8 Prozent steigen. Davon werden vor allem die Girocard und Kreditkarten profitieren, deren Umsatzanteile auf 37,9 beziehungsweise 8,2 Prozent steigen werden. Maestro, Mastercard Debit und V-Pay werden auf immer noch bescheidene 1,2 Prozent zulegen, die Bedeutung von ELV wird auf 6,9 Prozent sinken.

Drei Viertel aller Bezahlvorgänge noch in bar

Mit der fortschreitenden Bargeldverdrängung an der Ladenkasse steigt auch die Bereitschaft des Handels, in Zahlungsverkehrsinfrastruktur zu investieren. Das gilt zumindest für die Großen, von denen derzeit 44,8 Prozent (im Vorjahr waren es 33,8 Prozent) entsprechende Investitionen planen. Im Fokus stehen dabei neue Terminals, Barcode-Scanner, Signpads sowie die Freischaltung oder Nachrüstung für Girocard kontaktlos.

Übrigens: Trotz des anhaltenden Trends zu weniger Bargeldnutzung bieten inzwischen 28,6 Prozent der Unternehmen des EHI-Panels die Bargeldauszahlung an der Ladenkasse an - schließlich werden immer nocn 76,1 Prozent der Bezahlvorgänge in bar abgewickelt, nur in 22,8 Prozent der Transaktionen kommt eine Karte zum Einsatz. Für den Bargeldservice nutzen 95,5 Prozent der Händler, die ihn anbieten, die Girocard

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