Im Geschäftsfeld Geldanlage sind Fintechs bei Weitem nicht so erfolgreich wie beispielsweise im Zahlungsverkehr. Die Erklärung dafür leitet Michael Feldhoff anhand der Informationsökologie her. Geldanlage nämlich ist für die Kunden - anders als der Zahlungsverkehr - ein sogenanntes Vertrauensgut. Und hier spielen Faktoren wie Convenience eine untergeordnete Rolle. Dafür genießt Vertrauen einen besonderen Stellenwert. Und das konnten sich viele Fintechs noch nicht verdienen. Hier sieht Feldhoff eine Chance für die klassische Beratung. Jens Wiegel und Michael Lister sehen grundsätzlich ein disruptives Potenzial für Social-Trading-Angebote. Ob es wirklich zur "Finanzrevolution" kommt, ist aber auch für sie noch nicht ausgemacht. Das wird nicht zuletzt darauf ankommen, inwieweit es den Fintechs gelingt, das Risiko zu kontrollieren. Noch zielen viele von ihnen zudem eher auf die Gruppe der Trader als die langfristig orientierten Wertpapiersparer und damit nur auf ein vergleichsweise kleines Kundensegment.
Firmenkundengeschäft: Kleine und mittelständische Unternehmen hadern oft noch mit der Digitalisierung. Damit entgehen ihnen auch Chancen bei der Suche nach Alternativen zum klassischen Bankkredit, meint Marcus Laube. Denn die Umstellung auf das E-Invoicing ist die Voraussetzung für die Nutzung von Lösungen im Rahmen des "Supply Chain Finance". Gerade kleinere Unternehmen könnten dabei zur Finanzierung ihres Liquiditätsbedarfs jedoch profitieren. Wenn es um das Verhältnis von Mittelständlern zu ihren Hausbanken geht, haben die Genossenschaftsbanken in Sachen Image die Nase vorn, so Daniel Alt und Vinzenz Krause. Doch dieser Effekt verpufft aufgrund mangelnder Attraktivität der Konditionen und eines als nicht innovativ wahrgenommenen Produktangebots. Mit diesen Faktoren punkten vor allem die Großbanken. Mit Blick auf die Sparkassen fand die Studie heraus, dass die Hälfte ihrer Firmenkunden mit ihrem Berater nicht zufrieden ist.
Digitalisierung: Nicht zuletzt aufgrund der hohen Dynamik bei der Regulierung stoßen klassische Projektmethoden bei Banken immer häufiger an ihre Grenzen. So ist "Agilität" zur Notwendigkeit geworden. Banken können dabei davon profitieren, dass die Fintechs "Scrum" salonfähig gemacht haben und die Fehlertoleranz der Kunden etwa in der Benutzerführung gestiegen ist. Der Umstieg auf die neuen Ansätze erfordert aufseiten der Banken jedoch einen kulturellen Wandel, weiß Björn Balfanz. Und der sollte nicht unterschätzt werden.
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