NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT SINSS

WEINGUT SINSS

Das Ziel, das sich Johannes Sinß (Jahrgang 1986) gesetzt hat, nämlich das, was der Papa aufgebaut hat, noch konsequenter fortzuführen, mag ein wenig unspektakulär erscheinen. Aber wenn diese Weine so gut waren wie die Rieslinge, Weißburgunder und Grauburgunder von Rudolf Sinß, dann ist das für dessen Nachwuchs schon eine Herausforderung. Trotz der Handvoll guter und erfolgreicher Weingüter in Windesheim, der Heimat der Winde, was schon ein Zeichen für das Potenzial dieser noch unbekannten Lagen ist, hat keines von ihnen es bisher in die erste Reihe geschafft. Das macht die Aufgabe, der sich der Jungwinzer seit 2010 konsequent stellt, nur noch spannender. Viele Modernisierungen - vom Keller über den Verkostungsraum bis zu den Etiketten - fallen manchem Besucher nicht einmal ins Auge, so vorsichtig und durchdacht wurden sie durchgeführt. Auch kommt es Johannes nicht in den Sinn, durch schiere Wucht oder Konzentration seiner Weine Punkte abzusahnen. Denn das passt einfach nicht zur tendenziell schlanken, rassigen Art der Windesheimer Weine.

Der Einstieg ins Familienweingut ist Johannes Sinß leichtgefallen: Die Eltern ließen ihm freie Hand bei der Umsetzung neuer Ideen. Da kommt es zwar gelegentlich zu konstruktiver Kritik, aber das gemeinsame Ziel wird nicht aus den Augen verloren: authentische, große Weine zu erzeugen. Wie man das macht, hat Johannes Sinß bei seinem Weinbaustudium in Geisenheim und in diversen Praktika gelernt, darunter Aufenthalte bei Georg Mosbacher in der Pfalz, in Kalifornien und in Neuseeland. Die Lust am Reisen ist ihm bis heute geblieben.

Etwa zu gleichen Teilen wachsen Riesling, Spät-, Weiß- und Grauburgunder auf den zehn Hektar in den Windesheimer Lagen Römerberg, Rosenberg und Sonnenmorgen. Der schützende Hunsrück sorgt für ein mildes Klima, in dem die Trauben bei langer Vegetationsperiode voll ausreifen können. Und die Vielfalt der Böden (roter Sandstein mit Schiefereinschlüssen) tut das ihre, um ganz besondere Weine entstehen zu lassen.

Eine der Neuerungen, die Johannes Sinß seit 2010 eingeführt hat: Er setzt immer stärker auf Spontangärung. Sie kommt auch bei seinem Lieblingswein, dem Römerberg Riesling, nach zurückhaltender Vorgärung zur Anwendung. Der 2011er überzeugt - nicht nur den Winzer - durch kräuterige, würzige Noten, gepaart mit Pfirsich und weißem Steinobst. Er hat eine sehr elegante und kräftige Struktur mit großartiger innerer Dichte und ist extrem lang präsent. Johannes Sinß empfiehlt ihn zu Kalbfleisch oder "einfach nur so".

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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