Regulierung

Die Arbeit geht weiter: Was kommt nach Sepa?

Nach der Fristverlängerung der Europäischen Kommission für die Umstellung auf die Sepa-Zahlverfahren auf August 2014 befinden sich die meisten Sepa-Projekte der Kreditwirtschaft in der Endphase oder sind bereits abgeschlossen. Viele Marktteilnehmer fragen sich deshalb, welche Themen im Zahlungsverkehr als nächstes auf sie zukommen werden. Die Antwort: Sepa wird auch über den August 2014 hinaus auf der Agenda der Institute bleiben.

Die Sepa-Umstellung war ein Kraftakt für die Kreditwirtschaft. Einige Kinderkrankheiten sind da ganz normal. Neue Prozesse sind hinzugekommen, die teilweise noch durch manuelles Eingreifen unterstützt werden müssen. Diese kleinen Nacharbeiten gilt es nun, in den Griff zu bekommen, offene Punkte zu schließen und möglichst viel Nutzen aus Sepa zu ziehen.

Größerer Handlungsbedarf in der Post-Sepa-Phase herrscht dagegen beim Sepa Credit Transfer und beim Sepa Direct Debit. Die regelkonforme Nutzung des Verwendungszwecks (Purpose Codes) läuft noch nicht rund. Bei der Nutzung der Sepa-Lastschrift gibt es zudem ein Bedürfnis nach der Einführung eines europaweiten E-Mandats und der Anpassung der Gebühren.

Die Suche nach dem Mehrwert hat begonnen

Nachdem Sepa umgesetzt ist, beginnen nun viele Kreditinstitute damit, Nutzenpotenziale auszuloten. Viele Banken und Sparkassen überlegen beispielsweise, ausländischen Firmen anzubieten, ihre Lastschriften grenzüberschreitend aus Deutschland einzuziehen. Der Grund: In Deutschland herrschen so niedrige Kontogebühren wie nirgendwo sonst in der Eurozone.

Eine weitere Überlegung in den Schubladen der Verantwortlichen ist, dass europaweit tätige Unternehmen ihren Zahlungsverkehr in einer Art Zahlungsverkehrsfabrik bündeln. Diese Fabrik übernimmt dann grenzüberschreitend den unternehmensweiten Zahlungsverkehr und erzielt Synergieeffekte. Derzeit halten die Töchter von Unternehmen in den einzelnen Ländern noch jeweils eine Basisliquidität vor.

Doch auch auf der Kostenseite bietet Sepa Chancen. Denn durch die Standardisierung wird es künftig einfacher, institutsübergreifend Prozesse zu verschlanken und einheitliche IT-Systeme für den Zahlungsverkehr zu nutzen. Es ist zu erwarten, dass dadurch auch der Markt für Standardsoftware einen Schub erhalten wird. Dadurch rechnen Banken mit Einsparungen im Zahlungsverkehr zwischen zehn bis 20 Prozent.

Sepa Card Clearing: Tests vor dem Start

Mit der Einführung der Standards für Überweisungen und Lastschriften in Euro ist die Liste der Sepa-Projekte allerdings noch nicht abgearbeitet. Es stehen weitere Vorhaben an, insbesondere im Kartenbereich. Neben der Ablösung des sogenannten ELV-Verfahrens in seiner jetzigen Form gilt es, die Sepa-Standards für das Kartengeschäft umzusetzen (Sepa Card Clearing). Karteninhaber sollen ihre Karten im gesamten Sepa Raum einsetzen können, ohne einen Unterschied zum Karteneinsatz im Heimatland festzustellen. Damit sollen die derzeit meist nationale Ausrichtung von Kartensystemen aufgegeben und nationale Debitkartensysteme vernetzt werden.

Analog zu Überweisungen und Lastschriften endet damit die Verarbeitung im nationalen DTA-Format auch im Kartenbereich. Vom Sepa Card Clearing betroffene Akteure sind Electronic-Cash-Netzbetreiber, Betreiber von Geldautomaten, Prozessoren, Kreditinstitute, Clearer und Kartendienstleister. Die institutsübergreifenden Tests sollen bereits im Herbst 2014 starten.

Bisher wenig beachtet, aber in seiner Komplexität nicht zu unterschätzen, ist zudem die gesetzliche Vorgabe, dass ab Ende 2016 auch EU-Überweisungen und Lastschriften aus Nicht-Euro-Staaten den Sepa-Standards entsprechen müssen.

Regulierungsvorhaben abseits von Sepa: Sicherheit im Fokus

Neben Sepa warten aber noch weitere Regulierungsvorhaben auf ihre Umsetzung. Dazu zählt beispielsweise die Überarbeitung der Richtlinie über Zahlungsdienste (PSD II). Absehbar sind Erweiterungen des Anwendungsbereichs, die Implementierung eines dritten Zahlungsdienstleisters, Einschränkungen bei Lastschriftrückgaben sowie eine Haftungsreduzierung für Verbraucher.

PSD II, ebenso wie die geplanten Mindestanforderungen für die Sicherheit im Zahlungsverkehr (Secure Pay), fordern zudem neue Sicherheitsstandards. Das bedeutet einen weiteren großen Aufgabenblock für Finanzdienstleister. Denn internetbasierte und mobile Zahlungsdienste schaffen neue potenzielle Missbrauchsund Betrugsrisiken. Darauf muss sich die Branche vorbereiten, beispielsweise durch eine verschärfte Authentifizierung. Gefragt sind neue Mechanismen, die helfen, Zahlungsausfälle und -verzögerungen sowie Betrug zu vermeiden.

Baustelle Benutzerfreundlichkeit

Gleichzeitig bedeuten die neuen Internetbezahldienste Konkurrenz für die etablierten Banken. Aktuell versuchen in Deutschland mehr als 100 unterschiedliche Verfahren, den Kunden für sich zu erobern. Der Finanzsektor wird deshalb an einer dritten Baustelle arbeiten müssen und seine bereits sehr sicheren Verfahren auch in puncto Benutzerfreundlichkeit modernisieren. Vor allem getrieben durch die Komplexität der Sepa-Lastschrift suchen immer mehr Unternehmen der Finanzbranche nach alternativen und modernen Bezahlverfahren. Von Entspannung im Zahlungsverkehr kann damit auch nach dem offiziellen Sepa-Start keine Rede sein. Banken und Finanzdienstleister werden sich den genannten Herausforderungen stellen müssen. Je eher Planung und Umsetzung beginnen, desto früher können die Unternehmen von den Veränderungen profitieren.

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