Kartendienstleister

Karten im Geno-Verbund: Herkulesaufgabe geschafft

Die größte Migration von Kreditkarten in Europa wurde zum 30. Juni 2006 mit der Übernahme von über 330 000 Visa-Karten erfolgreich abgeschlossen. Im Jahr 2005 migrierte die Card Process bereits 1,4 Millionen Mastercards auf ihre Plattform. Wie bereits bei den Mastercards wurden die Visa-Karten vollständig ausgetauscht und gleichzeitig mit dem Seccos EMV-Chip ausgestattet. Die Volks- und Raiffeisenbanken verfügen so über ein weltweit einmaliges Portfolio an Kreditkarten, die bereits heute den Sicherheitsstandards von morgen genügen und das Missbrauchsrisiko entscheidend senken.

Diese Kartenmigration erforderte ein arbeitsteiliges Zusammenwirken aller Partner im genossenschaftlichen Finanzverbund.

Arbeitsteilung im Verbund

Die Volks- und Raiffeisenbanken waren gefordert, im Vorfeld des Kartenaustausches die Kundenzuordnung und die Kontoanlage im Bankensystem zu veranlassen. Zugleich bildeten sie die erste Anlaufstelle für Anfragen der Karteninhaber.

Der Card Process oblag im Auftrag des Finanzverbundes die konzeptionelle, methodische und ablauftechnische Steuerung des Migrationsprozesses. Daneben führte sie intensive Schulungen der Primärbanken durch. Auf diese Weise wurden in mehr als 70 Veranstaltungen über 1 200 Mitarbeiter von Primärbanken mit der neuen Kreditkartenbearbeitung vertraut gemacht. Äußerst hilfreich war dabei der Einsatz des speziell entwickelten Migrationstools für die Migration.

Die genossenschaftlichen Zentralbanken - DZ Bank und WGZ Bank - steuerten in Abstimmung mit dem BVR die lizenzrechtliche, produktseitige und kommunikative Vorbereitung der Migration.

Die genossenschaftlichen Rechenzentralen - Fiducia und GAD - legten in ihren Bankenverfahren die Basis mit der automatisierten Kontenanlage für das innovative Produkt "Karte am Konto".

Der DG Verlag zeichnete verantwortlich für die Kartenproduktion, das komplette Key-Management und die logistische Abwicklung, zusammen mit der Raiffeisendruckerei als physischem Kartenhersteller. Angesichts des zeitkritischen Projektplans wurde zugleich eine jederzeit aktivierbare Backup-Lösung aufgebaut.

Gute Ausgangsbasis für weitere Kartenprojekte

Im Ergebnis ist festzuhalten, dass eine Migration dieser Größenordnung - insgesamt über 1,7 Millionen Karten mit rund 1 300 beteiligten Instituten - eine Herkulesaufgabe darstellt, für die im Zusammenhang mit der ersten Migrationsstufe auch kritische Erfahrungen zu sammeln waren.

Dass die Komplexität beherrschbar ist, konnte gerade im Rahmen der zweiten Migrationsstufe ohne Einschränkungen nachgewiesen werden. Card Process, genossenschaftliche Rechenzentralen und DG Verlag haben damit einen Grad der Prozessintegration geschaffen, der eine hervorragende Ausgangsbasis für weitere Kartenprojekte darstellt.

"Karte am Konto": Mehr Überblick für die Kunden

Begleitet wurde der Kartenaustausch durch ein Gewinnspiel, das von Card Process, DZ Bank und WGZ Bank in Zusammenarbeit mit Visa ausgelobt und über den DG Verlag abgewickelt wurde. Gewinnen konnten alle Karteninhaber, die ihre alte Visa-Karte zurückgaben und/oder ihre neue zum Einsatz brachten. Von der Rückgabe der alten Karten konnten auch die Mitarbeiter der involvierten Banken profitieren, für die ebenfalls Gewinne ausgelobt wurden. Ziel dieser Marketingaktion unter dem Motto "Liebe jeden Einkauf" war es einerseits, die Akzeptanz und positive Wahrnehmung des Kartenaustauschs bei den involvierten Banken und den Karteninhabern zu erhöhen, andererseits die Karteninhaber zum Einsatz ihrer Karte zu animieren, um so das Motto der Aktion selber erfahren zu können.

Mit erfolgreichem Abschluss des zweiten Kartenaustauschs hat der genossenschaftliche Finanzverbund einen weiteren signifikanten Schritt zur Konvergenz von Debit- und Kreditkarten vollzogen. Die Kunden der Genossenschaftsbanken können das System "Karte am Konto" nutzen. Unter anderem ermöglicht diese kundenorientierte Anwendung einen täglichen Überblick direkt und "online" über die On-line-Banking-Systeme auf die Kreditkartenkonten. Damit haben die Karteninhaber jederzeit die Kontrolle über ihre Zahlungen mit der Kreditkarte. Die Gefahr einer "Überraschung" am Monatsende gibt es für Kartenkunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken grundsätzlich nicht mehr.

Synergien für die Banken

Den beteiligten Genossenschaftsbanken bieten sich, neben der Kostenreduzierung durch die Nutzung von Synergien im Processing und der Kartenproduktion, nun auch besondere Vorteile im Kreditkartengeschäft.

Synergieeffekte aus der Zusammenführung von Debit- und Kreditkarten ergeben sich nicht nur in der Abwicklung, sondern auch hinsichtlich der Kartenproduktion: Der Seccos EMV-Chip dient als einheitliche, hochsichere Plattform für alle in internationalen Zahlungssystemen eingesetzten Bankkarten. Voraussetzung hierfür war die Zertifizierung der Kartenproduktion durch Mastercard und Visa, die durch entsprechende Audits bei der Raiffeisendruckerei nachgewiesen wurde.

Bonusanwendung in Vorbereitung

Der DG Verlag kann nunmehr seine Mitgliedsinstitute neben den EMV-Zah-lungsverkehrs-Anwendungen mit weiteren chipgestützten Mehrwert-Anwendungen unterstützen, die in gleicher Weise auf unterschiedlichen Kartentypen eingesetzt werden können.

So befindet sich zum Beispiel eine Bonusanwendung in Vorbereitung, die vom Karteninhaber wahlweise auf einer kontoungebundenen Wertkarte, einer Debitkarte oder einer Kreditkarte genutzt werden kann.

Darüber hinaus stellt die Card Process den Volksbanken und Raiffeisenbanken ab sofort auch die Visa-Business-Karte zur Verfügung. Der Mittelstand wird durch diese Karte mit vielfältigen Einsatz- und Auswertungsmöglichkeiten unterstützt.

Mit den aufgebauten integrierten Prozessen eröffnen sich nunmehr generell zahlreiche Optionen zur Unterstützung einer flexiblen, durch die genossenschaftlichen Zentralbanken koordinierten Produktpolitik. Damit wird - neben der Kostensenkung im Vergleich zu einem isolierten Vollprocessing das Hauptziel in Angriff genommen, nämlich die Verbesserung der Vertriebsposition der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Kreditkartengeschäft. -

Dr. Andreas Martin , Mitglied des Vorstands , Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR), Berlin
Noch keine Bewertungen vorhanden


X