Sepa

Sepa aus Sichtder deutschen Sparkassen-Finanzgruppe

Bevor detaillierter auf einzelne Aspekte des Sepa-Projekts eingegangen
wird, soll zunächst eine kurze Übersicht zur deutschen
Sparkassen-Finanzgruppe gegeben werden. Dies soll schon einen ersten
Einblick vermitteln, warum Sepa für die deutschen Sparkassen von solch
hoher Relevanz ist, warum sie in europäischen Dimensionen denken und
sich bemühen, europäische Lösungen zu schaffen - und warum die
S-Finanzgruppe davon überzeugt sind, dass es auch in einem zukünftigen
einheitlichen Sepa-Zahlungsraum Wahlmöglichkeiten geben sollte: Für
die Kunden, für die Händler, aber auch für die Kreditwirtschaft.
\
Sparkassen - Gut für Deutschland ... und Europa
\
Der Finanzverbund der Sparkassen-Finanzgruppe umfasst 670 Unternehmen,
beschäftigt rund 380 000 Menschen und weist eine kumulierte
Bilanzsumme von rund 3,2 Billionen Euro auf. Der Markterfolg der
Sparkassen-Finanzgruppe resultiert aus der Verbindung von Größe und
dezentraler Aufgabenorientierung: Mit einem flächendeckenden Netz von
über 16 000 Sparkassen-Geschäftsstellen, elf Landesbanken, elf
Landesbausparkassen, zwölf öffentlichen Versicherern und weiteren
Verbundpartnern bietet sie moderne Finanzdienstleistungen in ganz
Deutschland an.
\
Die Sparkassen-Finanzgruppe verfügt dadurch über zirka 40 Prozent
Marktanteil in Deutschland. Mit dieser Strategie der örtlichen Nähe
erfüllen die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe im Wettbewerb ihren
öffentlichen Auftrag: Sie geben bei der Umsetzung regionaler und
lokaler Wirtschafts- und Strukturförderung wichtige Impulse.
\
Sparkassen-Institute und -Organisationen gibt es auch in vielen
anderen europäischen Ländern. Sie sind in der Europäischen
Sparkassenvereinigung zusammengeschlossen und betonen auch auf
europäischer Ebene ihr gemeinsames Selbstverständnis. Basismerkmale
dieses Verständnisses sind: die enge lokale und regionale Bindung
sowie die besondere Konzentration auf Privatkunden, mittelständische
Unternehmen und Kommunen. Auch auf europäischer Ebene betonen die
Sparkassen, dass für sie nicht allein Fragen der wirtschaftlichen
Integration, sondern auch der politischen Verantwortung für das
europäische Gemeinwesen im Vordergrund stehen. Diese Grundhaltung der
Sparkassen in Europa spiegelt sich auch in den Einschätzungen zur
Optimierung des gemeinsamen Binnenmarktes durch Sepa wider.
\
Zahlungsverkehr
\
Ein paar relevante Daten zum Thema "Zahlungsverkehr": Die deutsche
Spar-kassen-Finanzgruppe betreut aktuell rund 42 Millionen Konten,
davon fünf Millionen Firmenkonten und 37 Millionen Privat-Girokonten.
Damit ist schon die Anzahl der Kontoverbindungen, die alleine die
Sparkassen-Finanzgruppe in Deutschland unterhält, höher als die
Einwohnerzahl mancher Sepa-Länder. Gemessen an den
Auslandstransaktionen generieren unsere Kunden etwa zehn Prozent aller
bargeldlosen Bezahltransaktionen innerhalb der EU 15-Länder. Und
obwohl der Sparkassen-Verbund aus rund 670 Unternehmen besteht, hat er
für das Processing seiner Banking-Transaktionen einen hohen
Konzentrationsgrad erreicht - es wird von lediglich drei
Verbandsrechenzentren und Datenverarbeitungsgesellschaften effizient
durchgeführt. Wenn also im Zusammenhang mit Sepa von "economies of
scale" die Rede ist, so sieht sich die Sparkassen-Finanzgruppe im
Proces-sing-Geschäft bereits seit längerem auf einem sehr guten Weg.
\
Die genannten Zahlen und Fakten vermitteln einen guten Eindruck davon,
wie ernsthaft die Sparkassen als Marktführer in Deutschland und als
verlässlicher Partner in Europa darüber nachdenken - und natürlich
auch mitgestalten wollen - welche Sepa-Szenarien sich realisieren
lassen - und welche zu Verschlechterung für breite Kundenkreise führen
würden. Oberstes Ziel muss es sein, den Kunden europäische Produkte
zur Verfügung zu stellen, die aber auch attraktiv für sie sein müssen.
\
Sepa-Implementierung
\
Bevor auf die Sepa-Zahlungsinstrumente eingegangen wird, die ab dem
Jahr 2008 sowohl für nationale als auch für grenzüberschreitende
Transaktionen eingesetzt werden sollen, folgen zunächst noch einige
generelle Anmerkungen zur Sepa-Implementierung aus Sicht der deutschen
Sparkassen-Finanzgruppe:
\
Bereitstellung der Produkte einerseits aber Entscheidung des Markts
andererseits: Die Sparkassen-Finanzgruppe beteiligt sich aktiv an der
Umgestaltung des europäischen Wirtschaftsraums durch die
Implementierung paneuropäischer Zahlungsinstrumente; und sie wird hart
daran arbeiten, das Sepa-Investment im Sinne der Kunden bestmöglichst
bereitzustellen - indem zusätzliche Zahlungsverkehrsprodukte
entwickelt werden, die die Anforderungen eines länderübergreifenden
Wirtschaftsraums optimal erfüllen.
\
Allerdings kann nicht davon ausgegangen werden, dass europaweite
Lösungen - die zwangsläufig einen Kompromiss darstellen zwischen
bereits existierenden und etablierten Angeboten der verschiedenen
Länder - das Zahlungsverhalten von Verbrauchern, kleinen bis
mittelständischen Firmen und Großunternehmen auf einen Schlag
grundlegend ändern werden.
\
Die Sparkassen sind der festen Überzeugung, dass Sepa nur dann ein
Erfolg werden kann, wenn die Migration von existierenden Strukturen zu
paneuropäischen Lösungen nicht von Regulierungsbehörden vorgegeben
wird, sondern sich aus den Erfordernissen des Marktes, aus den
Anforderungen von Verbrauchern, Händlern und Unternehmen entwickelt -
und das letztendlich auf wirtschaftliche Weise geschieht. Nur
hochwertige Sepa-Spitzenprodukte, die mehr Nutzen bieten als das
aktuelle Portfolio, werden den Verbrauchern einen Anreiz bieten, die
vertrauten nationalen Zahlungsinstrumente auf Dauer zu ersetzen.
\
Freier Wettbewerb der Systeme:Die Spar-kassen-Finanzgruppe wendet sich
strikt gegen zentralistische und monopolistische Strukturen - sowohl
in der nationalen Bankenlandschaft als auch im Sepa-Wirtschaftsraum.
Deutschland hat als föderal strukturierter Bundesstaat bis heute sehr
gute Erfahrungen gemacht mit einem freien und funktionierenden
Wettbewerb. Hierzulande führt dieser Wettbewerb in den Regionen -
beispielsweise zwischen den Retailbanken verschiedener Rechtsformen
wie zum Beispiel Genossenschaftsbanken und Sparkassen beziehungsweise
anderen Spezialanbietern zu vergleichsweise sehr günstigen
Verbraucherkonditionen. Aufgrund des liberalisierten und
wettbewerbsintensiven Bankenmarktes profitieren deutsche Kunden von
einem flächendeckenden, qualitativ hochwertigen und kostengünstigen
Angebot an Finanzdienstleistungen. Diese Grundhaltung spielt für uns
auch hinsichtlich der Ausgestaltung der zukünftigen
Sepa-Zahlungsverkehrsinfrastruktur eine entscheidende Rolle. Offene
Standards müssen dabei den Wettbewerb auch länderübergreifend
verbessern.
\
Eines der Hauptziele von Sepa ist "to make payments as easy across
Europe as they can be made within a country." Dieser griffige Slogan
fasst die komplexen tech-nisch-organisatorischen und
infrastrukturellen Umstellungen, die bis zum 1. Januar 2008 umgesetzt
sein sollen, elegant zusammen. Allerdings funktioniert die Welt nie so
einfach, wie dies manchmal vielleicht erscheint. Der "große
Unbekannte" hinter dem eleganten Slogan ist der Verbraucher, der sich
in jedem europäischen Land anders verhält.
\
Nicht "von oben" verordnet
\
Schon alleine aus diesem Grund kann die Sepa nicht zu einem bestimmten
Stichtag quasi "von oben" verordnet werden - weder von der
EU-Kommission, noch von der Europäischen Zentralbank oder dem European
Payment Council. Letztlich sollte die Verbreitungsgeschwindigkeit von
Sepa ein kontinuierlicher, "marktgetriebener" Evolutionsprozess sein,
dessen Erfolg entscheidend davon abhängen wird, wie die Teilnehmer am
Sepa-Markt - Verbraucher, Händler, Netzbetreiber und andere die neuen
Angebote der Kreditwirtschaft nachfragen, akzeptieren und nutzen. Und
das heißt auch, wie gut und günstig diese Angebote sind - daran haben
die Sparkassen und daran haben alle ein vitales Interesse.
\
Sepa - Kostensenkung garantiert?: Sepa ist nicht umsonst zu haben.
Immer wieder ist im Zusammenhang mit Sepa von "economies of scale" die
Rede, die sich durch eine allgemeine und umfassende Standardisierung
von Zahlungsverkehrs-Produkten erzielen lasse. Aus Sparkassen-Sicht
sollten sich alle Beteiligten aber stets vor Augen halten, dass
Zahlungssysteme, die die Anforderungen aller Kundengruppen über den
gesamten Sepa-Raum hinweg erfüllen sollen, anspruchsvoller und
komplexer sein werden als die bereits bestehenden Lösungen.
\
Und ein steigender Komplexitätsgrad verursacht in der Regel
zusätzliche Kosten. Mit Blick auf zu erwartende Kostenersparnisse gilt
es, realistisch zu bleiben: Es wird Länder und Beteiligte geben, die
bezüglich der Kosten von Sepa profitieren werden, während andere
Länder hart werden arbeiten müssen, um große negative Auswirkungen auf
die Einnahmen- und Kostenseite ihres Zahlungsverkehrsgeschäfts zu
vermeiden.
\
Steigende Kosten vermeiden
\
Trotz aller heute noch nicht abschätzbaren Kenngrößen hat die
S-Finanzgruppe versucht, die finanzielle Belastung zu analysieren, die
durch den Wechsel ihrer bestehenden Processing-Plattform zum Unifi
(ISO 20022) XML basierenden Globalstandard entstehen würde. Wie oben
bereits dargestellt, führt die Sparkassen-Finanzgruppe das Processing
von annähernd zehn Prozent aller in Europa getätigten bargeldlosen
Zahlungstransaktionen durch.
\
Sie erwartet spürbare Kosten im Zuge der Migration zu Sepa, aber auch
die Kosten für das Processing werden steigen. Generell gesprochen wird
die Sepa-Implementierung die Kostensituation in Deutschland und
einigen anderen Ländern nicht verbessern, sondern eventuell sogar
deutlich verschärfen.
\
Die Kunden in Deutschland sind aber nicht bereit, deutlich höhere
Kosten für Zahlungsverkehrsleistungen zu akzeptieren. Daher ist es
unbedingt erforderlich, die Sepa-Produkte, -Verfahren und -Standards
so zu definieren, dass keine unverhältnismäßig hohen Kosten und
Investitionen anfallen. Kein Marktteilnehmer wäre bereit und fähig, zu
hohe Migrationskosten zu bezahlen. Und die Chance zur Akzeptanz der
Sepa-Produkte wäre damit auf Kundenseite von vorneherein gefährdet.
\
Zudem muss unbedingt vermieden werden, Sepa-Leistungen und -Services
für bestimmte Kundengruppen auf Kosten anderer Kundensegmente zu
subventionieren. Dies würde ansonsten bedeuten, dass für die einen
Kunden zukünftig im Sepa-Raum Preiserhöhungen für bestimmte
Zahlungsverkehrsinstrumente anfallen oder das Handling von
Zahlungsservices komplexer wird, während die Sepa-Instrumente anderen
Kunden den Euro-Zahlungsverkehr erheblich verbilligen würden. Das ist
nicht tragbar.
\
Die Realisierung der Single Euro Payments Area erfordert einen
erheblichen Balanceakt, um die divergierenden Interessen der
europaweit beteiligten Parteien miteinander in Einklang zu bringen.
Zahlreiche Herausforderungen warten hier auf die Kreditwirtschaft. Die
Frage "Was passiert im Zuge von Sepa mit unserem schon heute
bestehenden Cross-border-Geschäft?" ist schon schwierig genug zu
beantworten. Noch drängender ist aber die Frage "Welchen Einfluss wird
die Sepa-Einführung auf unser nationales Geschäft haben?" Neben den
unbestritten wichtigen Themen wie Zahlungsverkehrsinfrastruktur oder
Datentransfer ist die entscheidende Aufgabe, der sich die
Kreditwirtschaft stellen muss: Welche Sepa-konformen, innovativen
Produktlösungen und Services können wir unseren Kunden anbieten, die
für sie so attraktiv sind, dass sie diese im Alltag dann auch
akzeptieren und auf breiter Ebene nutzen?
\
Herausforderung und Chance für Unternehmen
\
Wenn man sich die drei Zahlungsverkehrsinstrumente Überweisung,
Lastschrift und Karte näher anschaut, die durch das Sepa-Projekt
standardisiert werden sollen, ergeben sich für Firmenkunden große
Chancen, aber auch Herausforderungen: Unternehmen werden die Vorteile
der Sepa-Produkte dann in vollem Umfang nutzen können, wenn sie diese
effizient in ihre bestehenden Geschäftsprozesse integrieren. Hier sind
die deutschen Sparkassen gefordert, in Gesprächen mit den Entscheidern
kleiner und mittlerer Unternehmen sinnvolle Lösungen zu erzielen. Da
die Sparkassen-Finanzgruppe in Deutschland Kundenbeziehungen mit
letztlich rund 75 Prozent aller deutschen Unternehmen unterhält, ist
ihr die Bedeutung dieser Aufgabe sehr bewusst.
\
Die noch größere Herausforderung ist es aber, nutzerorientierte
Zahlungsverkehrsprodukte für unsere Privatkunden zu entwickeln -
immerhin unterhalten die Sparkassen in Deutschland Kontoverbindungen
zu rund 37 Millionen Verbrauchern - damit hat fast jeder zweite
Bundesbürger ein privates Girokonto bei einer Sparkasse.
\
Neue Sepa-Zahlungsinstrumente
\
Das European Payments Council hat Anfang März 2006 die Konzepte für
die europäische Überweisung und die europäische Lastschrift
verabschiedet. Zur Umsetzung der europäischen Überweisung (Sepa Credit
Transfer - SCT) hat das EPC den Beschluss gefasst, dass ab Januar 2007
für alle länderübergreifenden EuroÜberweisungen die IBAN und BIC des
Begünstigten obligatorisch zu verwenden ist. Kunden, die regelmäßig
mit der seit 2001 in Deutschland eingeführten "EU-Standardüberweisung"
grenzüberschreitende Zahlungen mit mehr als 50 000 Euro tätigen, mögen
ja geübt sein im Umgang mit IBAN und BIC. Aber stellt es für eine
70-jährige Rentnerin, die ihrem Enkel in Irland 50 Euro zum Geburtstag
überweisen möchte, wirklich eine Vereinfachung dar, wenn sie mit 22
bis 34-stelligen Kontonummern klar kommen muss?
\
Etwas anders stellt sich das Thema "Europäische Lastschrift" (Sepa
Direct Debit -SDD) dar, denn da bisher kein EU-weites
Lastschriftverfahren existiert, wird hier ein komplett neues Verfahren
entwickelt. Das heute im Einsatz befindliche deutsche
Lastschriftverfahren lässt sich sicherlich nicht 1:1 auf Europa
übertragen, aber Teilaspekte finden sich im Konzept für das
europäische Verfahren wieder. Allerdings stellt sich die Frage, ob die
Kunden gewillt sein werden, zusätzliche Daten und Prozessschritte auf
einem - aus ihrer Sicht -Standardservice ihrer Bank oder Sparkasse zu
akzeptieren. Prinzipiell vertritt die deutsche Kreditwirtschaft die
Position, dass Sepa Direct Debit eine möglichst geringe Komplexität
aufweisen soll sowie kostengünstig und effizient sein muss.
\
Kartenzahlung in der Sepa
\
Zum Thema "Kartenzahlung in der Single Euro Payments Area": Warum
wächst das Debitkartengeschäft weltweit deutlich schneller als das
Kreditkartengeschäft? Die naheliegendste Antwort, die man hierzu von
Kartenexperten hört, ist, dass es für Händler im Allgemeinen
preisgünstiger ist, Debitkarten anstatt Kreditkarten zu akzeptieren.
Aber könnte es nicht auch andere Gründe geben? Fakt ist ein deutlicher
Trend zum verstärkten Debitkarten-Einsatz. Im Folgenden wird dies an
der Entwicklung der verschiedenen Debitkarten-Zahlverfahren in
Deutschland aufgezeigt.
\
Am Point of Sale konkurrieren in Deutschland heute drei bargeldlose
Zahlverfahren auf Basis der Debitkarte. Parallel kann bei jedem
Verfahren Maestro für internationale Transaktionen verwendet werden.
Das ist einmalig in Europa und es zeigt, welche Leistungen in welchem
Umfang geschätzt werden.
\
Das Elektronische Lastschriftverfahren (ELV): Beim vom deutschen
Handel entwickelten "Elektronischen Lastschriftverfahren" (ELV)
bezahlt der Kunde mit seiner Debitkarte. Statt der Pin-Eingabe leistet
er eine Unterschrift, womit er aber lediglich ein Zahlungsversprechen
abgibt. Eine Überprüfung der Bonität oder eventueller Kartensperren
findet nicht statt. Mit Hilfe der aus dem Magnetstreifen ausgelesenen
Kontodaten wird eine Lastschrift erzeugt, die vom Konto des Kunden
eingezogen wird. Dieses "wilde" Lastschriftverfahren erfolgt ohne
Einbindung der deutschen Kreditwirtschaft, folglich kann es für
ELV-Transaktionen keine sichere Überprüfung der aktuellen
Kundenbonität geben. Bei ELV fallen dadurch keine Gebühren für
Garantieleistungen an, allerdings erhöht sich für den Akzeptanten bei
jeder Transaktion das Risiko von Zahlungsausfällen und
Rücklastschriften sowie die Bearbeitungskosten für die er selbst
gerade stehen muss.
\
Das Lastschriftverfahren PoZ:Das von der Kreditwirtschaft angebotene
Zahlungsverfahren "Point of Sale ohne Zahlungsgarantie" (PoZ)
funktioniert prinzipiell wie eine Lastschrift. Allerdings wird hier
für fünf Cent pro Transaktion ab einer bestimmten Kaufbetragsgrenze
geprüft, ob für die Karte des Kunden in den Kontoführungssystemen der
Kreditwirtschaft Sperrhinweise eingestellt sind. Eine Zahlungsgarantie
für den Händler gibt es bei PoZ nicht. Die deutsche Kreditwirtschaft
stellt dieses Verfahren zum 1. Januar 2007 ein.
\
electronic cash:Beim electronic cash-System bezahlt der Kunde mit
seiner kontogebundenen Debitkarte (zum Beispiel Spar-kassen-Card,
Bank-Card) unter Eingabe seiner persönlichen Geheimzahl (Pin). Nach
der Pin-Eingabe wird überprüft, ob das Konto des Kunden gedeckt und
die Karte nicht wegen Verlust oder Diebstahl gesperrt ist. Bei
positiver Prüfung wird die Zahlung innerhalb von Sekunden freigegeben.
Der Kunde erhält seine Karte zurück, Waren oder Dienstleistungen sind
bezahlt. Der Händler erhält die volle Zahlungsgarantie der
Kreditwirtschaft, dafür erheben Banken und Sparkassen pro Zahlung ein
Entgelt von 0,3 Prozent pro Umsatz, mindestens jedoch acht Cent.
\
Debitkarten-Zahlverfahren
\
electronic cash hat sich in Deutschland in den letzten Jahren als
hocheffizientes Zahlungssystem durchgesetzt. Im freien Wettbewerb der
drei Debitkarten-Systeme electronic cash, PoZ und ELV setzen immer
mehr Händler - vom großen Discounter bis zum mittelständischen Händler
- auf das sichere electronic cash. Sie sind von den Vorteilen -
Zahlungsgarantie, verringerte Kassendurchlaufzeiten, einfachere
Zahlungsabwicklung, Investitionssicherheit - überzeugt. Laut Statistik
des Zentralen Kreditausschusses gab es im Jahr 2005 bei electronic
cash-Transaktionen gesamt eine Steigerung von 28 Prozent und bei den
Umsätzen gesamt einen Zuwachs von 26 Prozent gegenüber 2004. Dieser
Trend setzt sich in 2006 weiter fort und zeigt: Für den deutschen
Handel wird die mit dem System verbundene Zahlungsgarantie sowie die
fallabschließende Bearbeitung immer stärker als wertige Komponente zur
Optimierung des eigenen Geschäftserfolges verstanden.
\
Maestro:Das internationale Debitzahlverfahren Maestro, das als
Cobranding auf vielen Karten angeboten wird, ermöglicht bereits heute
Karteninhabern in Europa, Waren und Dienstleistungen bargeldlos zu
bezahlen - sofern der Handel dieses Verfahren akzeptiert. Laut
Statistik des EHI Retail Institute wurden 2005 bereits 0,15 Prozent
der Umsätze des deutschen Einzelhandels mittels Maestro getätigt.
Umgekehrt haben damit die deutschen Karteninhaber bereits heute den
Zugang zu rund 80 Prozent aller europäischen Terminals und
Geldausgabeautomaten.
\
Vor dem Hintergrund der Erfolgsstory von electronic cash - das Euro
Handelsinstitut prognostiziert bis 2008 einen electronic cash-Anteil
am Gesamtumsatz des Handels deutlich über 20 Prozent (2005: 11,5
Prozent) - sieht sich die deutsche Kreditwirtschaft dem Handel
gegenüber in der Pflicht, das electronic cash-System im Rahmen der
Sepa-Realisierung nicht nur weiterhin bereitzustellen, sondern
entsprechend der Europäisierung des Handels mitzugehen.
\
electronic cash erfüllt das Sepa Card Framework
\
Der Zentrale Kreditausschuss hat am 20. September 2005 angekündigt,
dass die deutsche Kreditwirtschaft zukünftig electronic cash
europaweit für Banken und Kunden anbieten werde - denn electronic cash
erfüllt schon heute die technischen Standards eines Sepa Card
Framework (SCF)-konformen Zahlungssystems für den europäischen
Binnenmarkt: Pin, Chip, EMV!
\
electronic cash bietet:
\
1. ein Händlerentgelt, dessen Werthaltigkeit in einem
wettbewerbsorientierten Umfeld bewiesen ist. Hierbei hat jeder Händler
die Wahl zwischen der Nutzung der zahlungsgarantierten Verfahren der
Kreditwirtschaft und nicht zahlungsgarantierter Verfahren,
\
2. einen offenen Markt für Netzbetreiber, der Wettbewerb ermöglicht,
\
3. einen offenen Markt für Händlerbanken, die im Wettbewerb zueinander
stehen.
\
Sepa fordert von electronic cash, dass es europaweit offen ist
\
für jede Bank, die sich am System beteiligen möchte und das electronic
cash-Regelwerk anerkennt,
\
für jeden Netzbetreiber, der einen Netzbetreibervertrag unterzeichnet,
\
für die Ausgabe und Akzeptanz von electronic cash-Karten auch
außerhalb Deutschlands.
\
Der europäische Markt - Harmonisierung der nationalen Vielfalt
\
Der Wettbewerb um das "ideale" Sepakonforme Bezahlverfahren ist in
vollem Gange: Mastercard positioniert seine etablierte
Debitkartenmarke Maestro, während Visa derzeit den Aufbau einer
Infrastruktur für sein neues europäisches Debitkartenverfahren V-Pay
anstrebt.
\
Der Zentrale Kreditausschuss ist somit aufgefordert, sicherzustellen,
dass transparent ist, dass das von Handel und Karteninhabern
gleichermaßen stark genutzte electronic cash auf Basis der
Chip-Technologie ein von Händlern und Karteninhabern bereits heute
europaweit einsetzbares Zahlverfahren ist (immer unter
Berücksichtigung des Cobrandings mit Maestro) - entsprechend der
Vorgabe des European Payment Council, das als zukünftigen technischen
Standard für kartenbasiertes Bezahlen in Europa die Karte mit EMV-Chip
und Legitimation durch Pin-Eingabe fordert. Mit der EMV-Migration
werden die technischen Voraussetzungen geschaffen, an dem in allen
Ländern vorangetriebenen Rollout einer EMV-Infrastruktur zu
partizipieren.
\
Die deutsche Kreditwirtschaft will aber keinesfalls in den
internationalen Wettbewerb mit Mastercard und Visa eintreten. Die
internationalen Brands bieten aufgrund ihrer globalen Marktpräsenz
naturgemäß ein ungleich höheres Leistungsangebot als ein nationales
System und können somit auch höhere Preise und In-terchange-Gebühren
ansetzen.
\
Das Cobranding mit einem internationalen Zahlungssystem ist für uns
eine gewählte Option, um eine flächendeckende, europaweite
Kartenakzeptanz zu erreichen: Im Rahmen des Maestro-Cobrandings können
unsere Kunden bereits seit einigen Jahren mit ihren deutschen
Debitkarten im Ausland Geld an Automaten abheben (weltweit rund 900
000) und auch direkt am PoS zahlen (an weltweit rund acht Millionen
Kassen). Ebenso können Händler in Deutschland ausländische
Maestro-Karten akzeptieren. Ein vergleichbares Cobranding mit dem
neuen Debitkarten-Zahlverfahren V-Pay könnte für die
Sparkassen-Finanzgruppe sicherlich auch eine interessante Option sein,
eine zügige Markteinführung durch Visa und vor allem einen stabilen
und positiven Business Case vorausgesetzt. In jedem Fall muss ein
breites Akzeptanznetz und vor allem eine nachhaltige
Wirtschaftlichkeit gewährleistet sein. Der Vorteil des Cobranding
liegt im komplementären Effekt, der die Stärken zweier Systeme
verbindet.
\
Bilaterale Allianzen
\
Um dem Handel und seinen Kunden electronic cash in Europa anbieten zu
können, verfolgt die deutsche Kreditwirtschaft das Ziel, das deutsche
electronic cash-System mit anderen nationalen
Debitkarten-Bezahlverfahren durch bilaterale Vereinbarungen zu
vernetzen. Mit der gegenseitigen Akzeptanz der regionalen Verfahren
würde ein subsidiäres europäisches Netzwerk geknüpft, das in den
beteiligten Ländern eine nahezu flächendeckende Ausstattung mit
PoS-Terminals für garantierte Zahlverfahren bieten würde. So wird eine
Infrastruktur geschaffen, die den Anforderungen eines modernen und
leistungsfähigen Sepa-Zahlungsverkehrsraumes entspricht, die bereits
heute von Händlern und Karteninhabern bekannten und geschätzten
Vorteile bereitstellt und die hohen Effizienzniveaus der bestehenden
Verfahren und deren flächendeckende Akzeptanzinfrastruktur als Basis
für die weitere Entwicklung nutzt.
\
Mitte Mai 2006 hat der ZKA mit den ersten europäischen Partnern aus
Italien, Portugal und Spanien "Letters of Intent" über den Start eines
Pilotprojekts zur gegenseitigen Akzeptanz der jeweiligen Debitkarten
und der direkten, bilateralen Abwicklung von Zahltransaktionen
unterzeichnet. Partner der ersten Stunde sind Eufiserv (europäischer
Anbieter von Processing-Services für Kartenzahlungen), Sibs (Betreiber
des portugiesischen PoS-Terminal-und Geldautomaten-Systems
"Multibanco"), Euro 6 000 (eines der drei großen spanischen
Debitkarten-Systeme), sowie die Raiffeisen Landesbank Südtirol und die
Südtiroler Volksbank für eine Zusammenarbeit mit italienischen Banken.
\
electronic cash europaweit vernetzen
\
Der Zentrale Kreditausschuss hatte bereits im Herbst 2005 angekündigt,
electronic cash zukünftig europaweit Banken und Kunden anzubieten -
denn electronic cash erfüllt schon heute eine der zentralen
Forderungen des European Payment Council an kartenbasiertes Bezahlen
in Europa: die Ausstattung der Debitkarten mit EMV-Chip und die
Legitimation durch Pin-Eingabe. Die Sparkassen-Finanzgruppe hat mit
ihrem Engagement für chipbasierte Zahlungsabwicklung (unter anderem
durch die flächendeckende Chipausstattung der Sparkassen-Card und die
Forcierung von EMV-fähigen Hybridterminals im Handel) entscheidend
dazu beigetragen, electronic cash im Sinne des Sepa Cards Framework zu
öffnen.
\
Die Partner wollen noch in diesem Jahr die ersten Transaktionen
abwickeln. Im ersten Quartal 2007 können alle deutschen Debitkarten in
den Akzeptanzsystemen der Partner eingesetzt werden. Kunden deutscher
Sparkassen und Banken können dann mit ihrer Karte - über die bereits
bestehenden Maestro-Akzeptanzstellen hinaus - bei italienischen,
spanischen und portugiesischen Händlern elektronisch zahlen. Die
deutschen Institute werden bis Mitte 2007 ihre Geldautomaten für die
Karten der Allianz-Partner öffnen und bis Mitte 2008 die
flächendeckende Akzeptanz dieser Karten im electronic cash-System
einführen. Für die Händler und die Karteninhaber sollen die gleichen
Konditionen gelten wie bei der Akzeptanz deutscher electronic
cash-Karten.
\
Startschuss für Euro-Allianz
\
Ziel der electronic cash-Allianzen ist ein pan-europäischer
Systemverbund, der unter dem Namen "Euro Alliance of Pay-ment Schemes"
(EAPS) aufgebaut werden soll. Dieses europäische Netzwerk (inklusive
des Cobrandings mit globalen Marken) würde in den beteiligten Ländern
eine nahezu flächendeckende Ausstattung mit PoS-Terminals für
garantierte Zahlverfahren bieten. Dies wäre eine entscheidende
Verbesserung für Karteninhaber und Akzeptanzpartner der beteiligten
Systeme: Bankkunden würden in Zukunft mehr Akzeptanzmöglichkeiten für
ihre Debitkarten in Europa vorfinden; der Handel könnte einfacher
Karten aus ganz Europa akzeptieren, ohne zusätzliche Akzeptanzverträge
schließen zu müssen.
\
Im Rahmen der Euro Alliance of Payment Schemes wollen die im ZKA
vertretenen Verbände stellvertretend für das electronic cash- und das
deutsche Geldautomaten-System in Kürze einen Konsortialvertrag mit
weiteren europäischen Partnern schließen, die ebenfalls für bestehende
Systeme Verantwortung tragen. Dies schließt explizit das Angebot an
die Systeme der globalen Kartengesellschaften ein. Die
EAPS-Initiatoren erwarten durch die flächendeckende
Akzeptanzausweitung und schlankere Abwicklungen eine Steigerung der
Transaktionsvolumina. Zugleich werden die in den vergangenen 15 Jahren
geleisteten Investitionen von Kreditwirtschaft und Handel gesichert
und es kann auf die flächendeckende Verbreitung der bestehenden
Systeme aufgebaut werden.
\
Im Rahmen der EAPS können Anbieter von Zahlungssystemen, die Sepa im
Debitkartenbereich realisieren wollen, eine Akzeptanz in EU-Regionen
erreichen, in denen sie selber nicht aktiv sind.
Teilnahmevoraussetzung ist die Erklärung, die Bedingungen des vom EPC
konzipierten Sepa Cards Frameworks konsequent umzusetzen. Das
EAPS-Projekt ist ein wesentlicher Beitrag zur Überwindung der heute
noch existierenden Marktfragmentierung bei den Debitkartenverfahren in
Europa.
\
Beibehaltung der Cobrandings
\
Die deutsche Kreditwirtschaft vollzieht mit der Harmonisierung der
bestehenden Debitkartensysteme einen wichtigen Schritt zur
Realisierung eines einheitlichen Sepa-Zahlungsverkehrsraums.
\
Nationale Debitsysteme haben gezeigt, dass sie einen sinnvollen
Beitrag zur breiten Nutzung elektronischer Zahlungsverfahren leisten.
Die Spar-kassen-Finanzgruppe ist davon überzeugt, dass electronic cash
aufgrund der hohen Abwicklungseffizienz, des eingeleiteten Wechsels
auf den EMV-Chip und der rasant steigenden Akzeptanz im Handel eine
interessante Möglichkeit für Banken und Systembetreiber in Europa
darstellt, die Sepa-Anforderungen zu erfüllen.
\
Ein wesentlicher Bestandteil der Sepa-Strategie der
Sparkassen-Finanzgruppe ist darüber hinaus die Beibehaltung der
Cobrandings mit den globalen Kartenorganisationen, durch die unsere
Kunden die Sparkassen-Card nicht nur in Europa, sondern weltweit
flächendeckend einsetzen können. Hierdurch kann sowohl europäisch wie
global gewonnen werden.{L50097}

Noch keine Bewertungen vorhanden


X