STANDARDISIERUNG

Berlin Group plant neues Open-Banking-API-Regelwerk

Seit 16 Jahren bemüht sich die Berlin Group um mehr technische Standardisierung und damit Interoperabilität im europäischen Zahlungsverkehr. An dieser Brancheninitiative wirken mittlerweile 26 Teilnehmer aus zehn Ländern der Euro-Zone sowie aus Bulgarien, Dänemark, Großbritannien, Island, Norwegen, Russland, Schweden, der Schweiz, Serbien und Ungarn mit, die zusammen für 25 Milliarden Euro Kartentransaktionen im Sepa-Raum stehen. Die Berlin Group konzentriert sich dabei auf die Entwicklung technischer Standards, mit denen sich regulatorische Vorgaben sowie die Ziele der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank, des European Payments Council (EPC) und des Euro Retail Payments Board (ERPB) bestmöglich umsetzen lassen, das heißt regulierungskonform, unter Vermeidung von Fehlinvestitionen und mit Investitionsschutz. An dieser Ausrichtung hat sich seit dem ersten Treffen im Oktober 2004 in Berlin, aus dem sich der Name der Arbeitsgruppe begründet, nichts geändert.

Wegen dieser rein technischen Fokussierung und aufgrund der Tatsache, dass die entwickelten Standards keinerlei Verbindlichkeit auch für die an der Entwicklung Beteiligten haben, sondern lediglich eine praktikable Option zur Umsetzung regulatorischer Vorgaben oder politischen Zielen darstellen, agiert die Arbeitsgruppe meistens mehr oder weniger hinter den Kulissen. Nur selten geht sie mit neuen Verlautbarungen an die Öffentlichkeit. Das macht ihre Arbeit allerdings nicht weniger wertvoll.

Verdient gemacht hat sich die Berlin Group bei der Standardisierung der von der PSD2 geforderten Kontoschnittstellen. Hier konnte sie Parallelentwicklungen und ein mögliches Schnittstellen-Chaos vermeiden indem mit der Next-Gen-PSD2-API eine Art Quasi-Standard für die Schnittstelle zum Konto erarbeitet wurde. Weil im Advisory Board neben der Payment-Branche unter anderem auch Third Party Provider, IT-Anbieter, Fintechs, Unternehmen und Verbände vertreten sind und auf diese Weise eine große Bandbreite an Bedürfnissen identifiziert und abgedeckt werden konnte, hat sich dieses vor dreieinhalb Jahren vorgestellte Framework in der Breite durchgesetzt. Nach Angaben der Berlin Group wurde es inzwischen von etwa 75 Prozent der europäischen Banken und "Hunderten" von Drittanbietern implementiert und wird teilweise sogar außerhalb der EU übernommen, so in Island, Russland und Israel. Für eine bloße Arbeitsgruppe ohne Anspruch auf Durchsetzung der von ihr entwickelten Standards ist das ein enormer Erfolg.

Nun hat die Berlin Group einen nächsten Schritt angekündigt: die Arbeit ein einer Open-Banking-Schnittstelle, die zwar auf der Next-Gen-PSD2-API basiert, jedoch über die von ihr abgedeckten Anforderungen der PSD2 hinausgeht, um Banken oder im E-Commerce regulierungskonform neue Funktionen und Services auf Basis einheitlicher technischer Standards zu ermöglichen.

Zunächst soll sich die Arbeit auf solche Services konzentrieren, die von Marktteilnehmern bereits nachgefragt werden. Als Beispiele werden hier unter anderem der Ratenkauf, die Aufforderung zur Zahlung (Request-to-Pay) oder elektronische Mandate für die Sepa-Lastschrift genannt. Auch das Blocken von Beträgen für bestimmte Zahlungen ("Reservation of Funds"), ohne dass damit eine Garantie verbunden wäre, soll ebenfalls hinzu kommen.

Das finale Open-Banking-API-Framework soll jedoch auch neue Datenelemente oder Kontotypen wie Sparkonten, Kreditkonten oder Wertpapierdepots einschließen. Gemeinsam mit dem Advisory Board sollen weitere Ideen geprüft und aufgenommen werden. Damit ist die Zielsetzung konform mit der Retail Payments Strategie der EU-Kommission, die ebenfalls die Entwicklung weiterer, digitaler Dienstleistungen im Blick hat. Auf diese Strategie sollen die Standardisierungsbemühungen der Berlin Group abgestimmt werden. Red.

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