Bezahlverhalten

Zahlen wir 2025 bargeldlos?

Der CEO der Deutschen Bank, John Cryan, hat auf dem Weltwirtschaftsforum 2016 in Davos die These in den Raum gestellt, dass die Abschaffung des Bargeldes bis 2025 möglich ist, und damit eine kontroverse Diskussion ausgelöst. In der Folge wurde auch die Abschaffung von Geldscheinen mit hohem Nennwert und das Verbot von Barzahlungen ab bestimmten Beträgen thematisiert.

2025 wird nicht bargeldlos sein

Natürlich - da hat Cryan völlig recht - ist Bargeld umständlich, unsicher und teuer. Aber auch im Jahr 2025 wird es noch Bargeld geben! Zunehmen werden jedoch weiterhin bargeldlose Zahlungen.

Nun sind Prognosen bis in das Jahr 2025 hinein - insbesondere vor dem Hintergrund möglicher disruptiver Veränderungen, neuer Produktinnovationen, Veränderungen im wirtschaftlichen, technologischen, regulatorischen, gesellschaftlichen und auch geopolitischen Umfeld - sehr schwierig, aber es lässt sich sicher sagen: 2025 wird nicht bargeldlos sein!

Wir werden eine Gesellschaft sehen, die zwar mit weniger Bargeld bezahlt ("less cash"), aber die gesamteuropäische völlig bargeldlose Gesellschaft ("cashless society") wird es - auch wenn es dafür bereits heute vereinzelte lokale Beispiele wie in Schweden gibt - bis 2025 noch nicht geben.

Warum? Zunächst muss man sich vergegenwärtigen, um was es geht: Es geht um das tagtägliche Bezahlverhalten der Konsumenten am PoS und im Online-Bereich. Und das hat sich in den letzten mehr als 50 Jahren kontinuierlich verändert: von Barzahlungen (und Schecks, die am PoS inzwischen völlig verschwunden sind) zur Karte. Dabei kam der Wechsel von der Unterschrift zum PIN als Authentifizierungsmethode, die EMV-Chiptechnologie zur sicheren Abwicklung und neu die NFC Technologie für sekundenschnelles Zahlen von niedrigeren Rechnungsbeträgen.

Das Verhalten der Konsumenten hat sich verändert, ja - aber diese Veränderung war und ist ein stetiger, kontinuierlicher und damit evolutionärer Prozess, der auch einer gewissen Trägheit unterliegt und nicht in Quantensprüngen vor sich geht und/oder als Revolution daherkommt.

Neu hinzugekommen sind durch die neuen Möglichkeiten des Internets natürlich die Online-Einkäufe, die in Europa mehrheitlich auch mit einer Karte (oder einem alternativen Zahlsystem wie Paypal abgewickelt werden, wobei auch bei Letzteren in der Regel ein Karten- oder Bankkonto einbezogen ist.

Karte als Zahlungsmittel durchgesetzt

Als Zahlungsmittel hat sich die Karte also durchgesetzt und verdrängt immer mehr das Bargeld. Dieser Prozess ist unumkehrbar und wird sich weiter akzentuieren und fortsetzen!

Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, überall auf der Welt einfach, bequem und sicher zu bezahlen - in jedem Geschäft im Einzelhandel, bei Dienstleistungsanbietern aller Art, in Hotels, Restaurants (und dort heute mit modernen mobilen Terminals direkt am Tisch), an Billet- und Ticket automaten, an Tankstellen, im Flugzeug, im Zug, auf dem Schiff und im Online-Bereich.

Es ist schon heute schon überall in Europa, von wenigen punktuellen Ausnahmen abgesehen, eine Selbstverständlichkeit geworden, dass man auf die Frage "Kann ich mit Karte bezahlen?" ein "Ja" als Antwort bekommt oder dass das Verkaufspersonal direkt fragt "Zahlen Sie bar oder mit Karte"? Das restliche, allenfalls noch notwenige Bargeld holt man sich weltweit bequem am Geldautomaten - wiederum mit der Karte!

Karte wird dominieren

2025 wird als die Kartenzahlung das dominierende Zahlungsmittel am physischen Point of Sale und im Online-Bereich sein. Um die notwendige Sicherheit zu gewährleisten, bildet die EMV-Technologie die Basis und die Chips werden eine entsprechenden Weiterentwicklung erleben.

Darüber hinaus wird sich die NFC-Technologie für kontaktloses, schnelles Bezahlen an Terminals und auf der Karte durchsetzen und als (weltweiter) Standard etablieren.

Die Karte und das damit verbundene Zahlsystem ist also für den Zahlungsprozess der Konsumenten das Rad, das ständig weiterentwickelt werden muss, um die Bedürfnisse nach Convenience, Sicherheit und Transparenz zu erfüllen. Neu erfunden werden muss es nicht!

Constantin Bregulla, Managing Director und Senior Adviser Card & Payment Solutions, UBS AG, Zürich

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