PAYMENTSYSTEME

Abschied vom Bauchladen

Quelle: pixabay

Mit den Paymentverfahren der deutschen Kreditwirtschaft ist es ein bisschen wie mit der Banken-IT. Über die Jahre haben sie sich immer weiter entwickelt, Neuerungen wurden mit jeweils einer eigenen Marke einfach "angedockt". Von einem konsistenten Angebot kann deshalb keine Rede sein.

Zunächst wurde das Angebot von Kredit- und Debitkarten um die "Geldkarte" ergänzt - weitgehend ohne Kommunikation der neuen Marke, in der irrigen Annahme, das Bewusstsein für die Marke "Geldkarte" werde mit der Nutzung schon kommen. Beides blieb jedoch aus. Stattdessen etablierte sich der Begriff "Geldkarte" teilweise als Synonym für Bezahlkarten allgemein - und geistert als solches noch immer durch Medienberichte.

Diesen Fehler hat die Kreditwirtschaft bei nachfolgenden Angeboten wie Girogo, Paydirekt oder Kwitt nicht wiederholt: Hier wurde jeweils Markenkommunikation betrieben. Das alles ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass sich Verbraucher im Grunde nicht mit Paymentmarken befassen wollen und nur ein sehr geringes Bewusstsein dafür haben. Wenn die Bezahlverfahren der Banken und Sparkassen es mit den großen Marken internationaler Wettbewerber aus dem Banken- und Nichtbankenbereich aufnehmen wollen, dann braucht es deshalb dafür ein konsistentes Angebot statt des bisherigen Stückwerks. Dessen ist man sich mittlerweile weitgehend einig. Wie sich dieses konsistente Angebot über Schnittstellen realisieren lässt, daran wird derzeit getüftelt.

Das ist freilich nur der erste Schritt. Denn in einem Umfeld, in dem US-amerikanische und zunehmend auch chinesische Player das Marktgeschehen immer mehr dominieren, muss auch auf europäischer Ebene der Flickenteppich der Paymentangebote bereinigt werden. Die Zeit ist überreif für ein europäisches Paymentsystem. Denn nur das hätte eine Chance, in der globalen Liga dauerhaft mitzuspielen.

Die Erkenntnis ist nicht neu. Es wird aber immer dringender. Warum es bislang nicht dazu gekommen ist, hat PwC Strategy in einer Mitte Oktober veröffentlichten Studie zusammengefasst: Die immer noch hohe Bedeutung des Bargelds - nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, allen voran Österreich, Italien und Spanien - ist dabei vermutlich der am wenigsten wichtige Faktor. Schwerer ins Gewicht fallen die immer noch 15 nationalen Kartensysteme und noch mehr Online- und Mobile-Paymentsysteme mit den daraus resultierenden Partikularinteressen, die es irgendwie unter einen Hut zu bringen gilt. Und die Interchange-Regulierung limitiert die dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen. Ohne sie wäre "Monnet" oder etwas Vergleichbares vermutlich längst Realität geworden. Das Fehlen eines gemeinsamen Standards für die Kundenidentifizierung macht die Sache nicht einfacher.

Mit der PSD2 ist der Weg zu einem europäischen System gleichzeitig dringlicher und auch einfacher geworden. Denn die Schnittstellen können zwar von Wettbewerbern aus dem Nichtbankenumfeld genutzt werden. Sie stellen aber auch die Basis dar, auf der Interoperabilität bestehender Systeme als Grundlage für ein europäisches Paymentsystem gelingen könnte.

Selbst Interoperabilität wird aber vermutlich nicht genug sein - allein schon, weil das Nebeneinander interoperabler Strukturen auf Dauer zu teuer sein dürfte. Die immer wieder erhobene Forderung, die technologische Plattform für Echtzeitzahlungen als Basis für ein neues System zu nutzen, mag zwar berechtigt sein - ist jedoch schwierig, solange Instant Payments in vielen Märkten noch wenig genutzt werden.

An letzter Stelle steht vermutlich die Frage, welchen Namen das Kind letztlich tragen sollte. Wenn alle anderen Details geklärt sind, dürfte dieses Hindernis nicht unüberwindlich sein. Trivial ist die Frage gleichwohl nicht. Denn auch hier spielen Partikularinteressen eine Rolle. Dass die Kreditwirtschaft eines Landes ihre Marke europaweit wird durchsetzen können, erscheint da eher unrealistisch. Man wird also wohl etwas Neues finden müssen. Denn die Chance, ein europäisches Scheme einfach "Europay" oder "Eurocard" zu nennen, ist mit dem Verkauf der Marke vertan. Red.

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