Mobile Payment

Bluecode als europäisches System

Mit seiner Klage darüber, dass europäische Anbieter im Markt der Payment-Lösungen international keine bedeutende Rolle spielen, und seiner Forderung nach einem europäischen Payment-System, das die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern verringert, hat EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch nicht alle in der Payment-Branche begeistert. Grundsätzlich sind sich zwar alle einig, dass europäische Lösungen Vorteile vor allem in Sachen Datenschutz haben. Die Umsetzung steht auf einem ganz anderen Blatt.

In diese Lücke will das Wiener Start-up Bluecode International AG mit ihrem Strichcode-basierten Mobile-Payment-Verfahren vorstoßen. "Bluecode ist das Vorzeigemodell eines bisher nicht existenten europäischen Zahlungsnetzwerks für mobile Zahlungen", heißt es in einer Pressemeldung vom 25. Oktober ganz bescheiden. Bluecode sei die erste paneuropäische Mobile-Payment-Lösung, die bargeldloses Bezahlen per Android-Smartphone, i-Phone und Apple Watch gemeinsam mit Value Added Services wie Bonusprogramme in einer App ermöglicht. Die Lösung funktioniert mit jedem Girokonto und ist unabhängig von der Übertragungstechnologie (Barcode, QR-Code, Bluetooth, NFC) einsetzbar. Alle Bank- und Handelspartner können das Verfahren direkt in ihre eigene Mobile App integrieren. So bleiben nicht nur Daten und Einnahmen, sondern die gesamte Kundeninteraktion in Europa.

Ausgehend von Österreich, wo Bluecode bereits bei 85 Prozent der Lebensmittelhändler implementiert ist, will das Fintech nun Europa erobern. Nach erfolgreichen Pilotprojekten mit Instituten der Sparkassen-Finanzgruppe, als offizielles Mobile-Payment-Verfahren des Münchner Oktoberfestes und Handelsunternehmen wie Globus und Konsum sowie dem 1. FC Köln, soll der deutschlandweite Ausbau starten. Als erster deutscher Händler bietet die Globus-Gruppe Bluecode bundesweit an. Geschäftsführer Olaf Schumacher lässt sich mit der Aussage zitieren, Bluecode sei im Vergleich zu anderen Zahlungsarten deutlich effizienter und auch mit Mehrwertprogrammen verknüpfbar.

Ein Meilenstein für die internationale Expansion von Bluecode ist die Partnerschaft mit Alipay, nicht nur in Märkten, in denen das Unternehmen bereits vertreten ist (Österreich, Deutschland, Frankreich, Spanien, Großbritannien und Irland), sondern auch in neuen Märkten wie Italien, Nord- und Osteuropa. Dass sich die Chinesen von dem System haben überzeugen lassen, sei ein "Musterbeispiel dafür, dass auch nichteuropäische Lösungen zukünftig über ein europäisches System abgewickelt werden. Ob das ausreichen wird, damit sich Bluecode langfristig durchsetzen oder wenigstens behaupten kann, bleibt abzuwarten. Denn im Wettbewerb spielt schließlich nicht nur die europäische Perspektive eine Rolle, sondern auch die Eigeninteressen aller Beteiligten. Und die werden nicht in jedem Fall für Bluecode sprechen. Dass Bluecode für die internationale Expansion ihres europäischen Systems den Schulterschluss mit den Chinesen suchen, zeigt jedoch einmal mehr, dass es sich für die Branche lohnt, die asiatischen Anbieter genau im Blick zu behalten. Die Teilnehmer der der Studie "Mobile in Retail 2018", für die GS1 Germany im August 2018 Händler, Markenartikelhersteller sowie Banken befragt hat, waren sich jedenfalls sicher: Spätestens im Jahr 2023 werden Alipay und Wechat für europäische Nutzer verfügbar sein. Red.

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