SCHEMES

Was wird aus EPI?

Gesucht wird ein Payment Scheme, das in jedem denkbaren Anwendungsszenario einsetzbar ist, das für die Banken profitabel, für Händler unkompliziert und preisgünstig ist, das mit hohem Sicherheits- und Datenschutzniveau aufwartet und für Verbraucher so einfach in der Nutzung ist und so viele Mehrwerte bietet, dass sie massenhaft von den bisher genutzten Paymentverfahren auf das neue Angebot umschwenken. So etwa lautet das Anforderungsprofilan das, was die European Payments Initiative auf politischen Druck hin entwickeln will, damit Europa den außereuropäischen Playern endlich etwas Adqäquates entgegenzusetzen hat.

Das eine solche "Eier legende Wollmilchsau" nicht so ohne Weiteres aus dem Hut zu zaubern ist, liegt auf der Hand. Das ist aber vermutlich nur ein Teil des Problems. Mindestens ebenso schwierig ist es, die divergierenden Interessen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen. Denn natürlich hat jedes Land ein Interesse daran, die eigenen Lösungen so weit wie möglich in EPI wiederzufinden. Dabei geht es zum einen um die Zahlungsgewohnheiten der Bürger. Es geht aber auch darum, bei der Implementierung des künftigen Systems so wenig Anpassungen wie möglich vornehmen zu müssen - und damit letztlich ums Geld.

Governance und Geld - das dürften die entscheidenden Faktoren dafür sein, ob aus EPI letztlich etwas wird oder ob sich das Projekt in die Reihe derjenigen Initiativen einreihen wird, auf die einst große Hoffnungen gesetzt worden waren, die aber dann letztlich doch gescheitert sind. Die Frage, ob EPI Realität wird oder nicht, wird sich nun bald entscheiden müssen. Die Entscheidung darüber, hatte Martina Weimert, CEO der EPI Interimsgesellschaft für den Herbst dieses Jahres angekündigt. Je nachdem, ob man das meteorologische oder das astronomische Datum zugrunde legt, müsste die Entscheidung also bis zum 30. November oder bis zum 21. Dezember fallen.

Offizielle Neuigkeiten gibt es von EPI seit dem Dezember 2020 nicht mehr. Damals wurde mitgeteilt, dass die größte polnische Bank, die PKO Bank Polski sowie die größte finnische Retailbank, die OP Financial Group, als Gründungsgesellschafter an der Interimsgesellschaft beteiligt sind und zwölf spanische Banken ein Konsortium gegründet haben, das als kollektiver Gesellschafter auftritt. Seitdem herrscht Funkstille. Dass dies nichts bedeuten muss, wissen nicht zuletzt Eltern flügge gewordener Kinder. Sie haben gelernt: Keine Nachrichten sind meist gute Nachrichten - von Katastrophen hätte man sicher gehört. Und doch mehren sich im Markt Hinweise darauf, dass EPI zwar vielleicht nicht scheitern wird - aber doch sehr viel kleiner ausfallen könnte als ursprünglich geplant. Sicher dabei sollen nur noch drei Länder sein - alle anderen gelten zumindest als "Wackelkandidaten". Sollte sich dies bewahrheiten, dann hätte das europäische Payment Scheme eine mehr als bescheidene Ausgangsposition, die niemanden befriedigen könnte.

Natürlich ist es denkbar, sich erst einmal vornehm zurückzuhalten, um dann auf den fahrenden Zug aufzuspringen, wie es die Sparkassen bei Paydirekt gemacht haben. Allerdings zeigt dieses Beispiel schon die zweifelhaften Erfolgsaussichten einer solchen Strategie.

Die Sparkassen wollen diesen Fehler offenbar nicht wiederholen. Dass sie 148 Millionen Euro für EPI freigegeben haben, bei einem Gesamtfinanzierungsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro, darf wohl als Bekenntnis zum europäischen Payment Scheme verstanden werden. Wie viele andere Player diesem Beispiel folgen werden, ist jetzt die spannende Frage.

Was aber, wenn EPI scheitern oder nur als abgespeckte Lösung in ganz wenigen Märkten starten sollte? Das Ziel eines europäischen Payment Schemes auf Augenhöhe mit Mastercard und Visa, aber auch mit Paypal und anderen wäre dann verfehlt. Aufgeben wird es die Politik aber vermutlich nicht.

Im Grunde gilt heute das gleiche, was schon bei Monnet galt: Wenn die Politik ein Interesse an einer wirklich europäischen Lösung hat, dann muss sie die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Möglicherweise muss sie technologische Vorgaben machen, sie muss einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen und sie sollte sich auch an den Kosten für Entwicklung und Implementierung beteiligen - nach dem Motto: Wer anschafft, zahlt. Eher dürfte es aber anders kommen: Eine neue Regulierung, die eine europäisches Scheme verordnet und dafür lediglich technische Standards vorgibt. Denkbar wäre natürlich auch, die Idee eines europäischen Payment Schemes endgültig ad acta zu legen und dafür ganz auf den digitalen Euro zu setzen. Auch der ist allerdings noch Zukunftsmusik. Die Abhängigkeit von außereuropäischen Lösungen bliebe also auf unabsehbare Zeit weiterhin bestehen. Red.

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