BEZAHLVERHALTEN

Eine evolutionäre Entwicklung

Jüngere bezahlen 20 Euro bevorzugt per Girocard Quelle: Verivox

"Deutschland ist immer noch Bargeldland". So titelt Verivox die Pressemitteilung, mit der die Ergebnisse einer im Oktober 2019 durchgeführten Umfrage unter 1 000 Bundesbürgern ab 18 Jahre publiziert werden. Und tatsächlich: Die Frage danach, wie sie einen Supermarkteinkauf in Höhe von 20 Euro typischerweise bezahlen würden, beantwortete die Mehrheit mit "bar". Diese Mehrheit ist aber mit 51,1 Prozent der Befragten nur knapp und bedeutet im Umkehrschluss, dass mittlerweile fast jeder Zweite die 20 Euro nicht mehr in bar bezahlen würde. Mehr als jeder Dritte (35,3 Prozent) greift in einem solchen Beispielfall zur Girocard, fast jeder Zehnte (9,7 Prozent) zur Kreditkarte und 2,9 Prozent nutzen eine Bezahl-App.

Dass die Anteile der verschiedenen Bezahlarten sich nach Altersgruppen unterscheiden, wird niemanden überraschen: Unter den Befragten über 50 Jahre bezahlen fast zwei Drittel (63,9 Prozent) den 20-Euro-Einkauf in der Regel bar. Dieser Anteil sinkt jedoch, je jünger die Befragten sind. Bei den unter 30-Jährigen zahlt bereits jeder Zweite (49,4 Prozent) bevorzugt per Girocard - mehr als doppelt so viel wie bei den über 50-Jährigen. Bargeld nennen unter den unter 18- bis 29-Jährigen hingegen nur 40 Prozent. Diese Zahlen zeigen: Der Trend geht auch bei kleineren Beträgen weg vom Bargeld - noch allerdings per Karte und nicht per Smartphone.

Mobile Payment spielt bislang in keiner Altersgruppe eine herausragende Rolle. Am höchsten ist dieser Anteil bei den 30- bis 49-Jährigen mit 4,4 Prozent, gefolgt von den 18- bis 29-Jährigen mit 3,3 Prozent.

Den Trend weg vom Bargeld bestätigen auch die Antworten auf die Frage, ob die Befragten sich vorstellen können, irgendwann auf Bargeld zu verzichten und nur noch elektronische Bezahlverfahren zu verwenden: Weniger als die Hälfte der Probanden beantwortet dies mit "nein/eher nein".

Für mittlerweile jeden Dritten ist der Umfrage zufolge ein Bargeldverzicht vorstellbar (ja/eher ja, 33,4 Prozent). Das ist kein Widerspruch zu der Tatsache, dass nur etwa jeder Zehnte eine Abschaffung des Bargelds begrüßen würde. Die Lücke zwischen beiden Zahlen belegt vielmehr, dass eine wachsende Zahl Verbraucher zwar bevorzugt bargeldlos zahlt und immer weniger Bargeld braucht, dass viele Menschen auf die Möglichkeit, Bargeld nutzen zu können, jedoch nicht verzichten wollen. Im Grunde ist das wie mit den Bankfilialen, auf die viele Kunden nicht verzichten wollen, auch wenn sie die Filiale immer seltener aufsuchen. 18,2 Prozent sind deshalb auch unentschlossen.

Die immer wieder aufflammende Diskussion über ein Bargeldverbot beziehungsweise die Abschaffung von Scheinen und Münzen ist insofern vielleicht eher kontraproduktiv, da sie den Widerspruch gegen dirigistische Eingriffe fördert. Die Bundesbank tut also vermutlich gut daran, diese "Trotzreaktionen" nicht durch Maßnahmen zur Bargeldrestriktion zu befördern, sondern der evolutionären Entwicklung ihren Lauf zu lassen. Die schreitet ganz von selbst voran. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X