MOBILE PAYMENT

Google Pay und Apple Pay - Blitzstart oder Strohfeuer?

Zumindest, soweit es die Aufmerksamkeit in den Medien betrifft, hat es das mobile Bezahlen inzwischen auch in Deutschland geschafft - zuletzt am 29. Januar 2019. Die zum "Safer Internet Day 2019" vom Digitalverband Bitkom gemeinsam mit Bundesverbraucherschutzministerin Katharina Barley vorgestellten Zahlen lassen aufhorchen. 30 Prozent der Verbraucher haben demnach schon einmal mit Smartphone oder Smartwatch entweder per NFC oder via QR-Code bezahlt - Zahlen, die von etlichen Marktteilnehmern bezweifelt werden. Eigene Umfragen von Banken kommen zu niedrigeren Werten.

Wie dem auch immer sei - es tut sich etwas im deutschen Mobile-Payment-Markt. Besonders aktiv sind erwartungsgemäß die Apple-Pay-Nutzer. Die Comdirect ist hier bei den Nutzerzahlen bereits im sechsstelligen Bereich angekommen. Nach einer "Bugwelle" jeweils zum Start steigen die Nutzerzahlen von Google Pay und Apple Pay weiter an. Die Bank berichtet von mehreren Hundert Kunden pro Tag, die ihre Kartendaten in einer der Wallets hinterlegen.

Die ursprüngliche Sorge um die Profitabilität scheint weitgehend vom Tisch. Wie Amex-Deutschland-Chefin Sonja Scott spricht auch Martin Holst von der Comdirect davon, dass sich die Kooperation mit Apple für Emittenten lohnt - obwohl dies bedingt, Apple einen Anteil an der Interchange abzutreten. "Apple Pay ist eine Wette", sagt Holst nämlich darauf, dass die Barzahlung in Deutschland immer weiter zurückgeht und das mobile Bezahlen vordringt. In diesem Umfeld gelte es nicht nur, sich frühzeitig zu positionieren. Sondern Apple Pay und Google Pay werden auch als Instrumente dazu gesehen, in neue Segmente vorzudringen. Mit anderen Worten: Die einzelne Apple-Pay-Transaktion mag zwar weniger profitabel sein als eine herkömmliche Kartentransaktion. Aber dafür laufen auch Beträge über die Kreditkarte, die ansonsten in bar bezahlt worden wären. Und dies wiederum trägt dazu bei, das bargeldlose Bezahlen mehr und mehr zum Normalvorgang werden zu lassen. Dann ist man wieder einmal bei den berühmten Skaleneffekten. Die Masse macht es, auch und vielleicht gerade bei Apple Pay.

Auch Wearables wie Bezahlarmbänder oder Schlüsselanhänger, mit denen zum Beispiel die Sparkassen in Österreich bereits Erfahrungen gesammelt haben, dringen jetzt nach Deutschland vor. Bei den Genossen steht ein Pilot an, die Comdirect will im März in den Rollout starten und die Wearables als kostenloses Double der Kreditkarte ausgeben. Das könnte dem mobilen Bezahlen noch einmal einen zusätzlichen Schub verleihen. Welche Variante bei den Kunden besser ankommt oder ob sie je nach Bedarf zwischen dem einen oder anderen Trägermedium der Bezahldaten hin und her wechseln, wird sich dann zeigen. Es spielt aber im Grunde keine zentrale Rolle. Schließlich dient alles dem gleichen Ziel: es dem Kunden so bequem wie möglich zu machen und gleichzeitig die Bargeldnutzung Schritt für Schritt einzudämmen.

Während sich die Branche in Deutschland also gerade über die Entwicklung beim mobilen Bezahlen freut, kommt die britische Juniper Research mit einer ganz unerwarteten Prognose: In den USA, so das Fazit der Untersuchung "Consumer Attitudes to Mobile Banking, Contactles Payments und M-Commerce Survey 2018" beginne sich das Zeitfenster für Mobile-Payment-Anbieter wie Google Pay und Apple Pay rasch zu schließen.

Trotz hoher Unterstützung seitens des Handels nutzen demnach in den USA lediglich 14 Prozent der Befragten Payment-Dienste von Smartphone-Herstellern, um damit im Geschäft vor Ort zu bezahlen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Banken verstärkt auf kontaktlose Karten setzen - zuletzt die Chase Bank, die die Einführung kontaktloser Visa-Karten angekündigt hat. Die ursprüngliche Erwartung, dass die technische Weiterentwicklung im Zuge der Chipmigration in den USA die Chipkarten mit Kontaktlostechnik überspringen würde, um die Bezahldaten gleich ins Mobiltelefon zu bringen, würde demnach nicht zutreffen. James Moar, einer der Studienautoren, verweist gerade aufs Gegenteil: Die Befragung habe gezeigt, dass die meisten Nutzer, die nicht mobil via Handy zahlen, ein stärkeres Interesse an kontaktlosem Zahlen per Karte hegen als an entsprechenden mobilen Services. Wenn das so stimmt, dann wäre das Payment-Geschehen in Deutschland möglicherweise ganz neu zu bewerten. Die kontaktlose Karte könnte doch mehr sein als eine bloße Brückentechnologie. Vor allem aber machen die Beobachtungen aus den USA deutlich: Die Position der Kreditinstitute im Payment ist vielleicht weniger bedroht als befürchtet. Die derzeitige dynamische Entwicklung bei Google Pay und Apple Pay muss dazu kein Widerspruch sein. Red.

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