ELEKTRONISCHE GELDBÖRSE

Höchste Zeit für den Abschied

Diese Logos werden bis Ende 2024 verschwinden, Foto: DK

Nun ist es offiziell: Bis Ende 2024 soll die elektronische Geldbörse der deutschen Kreditwirtschaft von den Karten der Banken und Sparkassen verschwinden. Das ist eine gute Nachricht, für die es höchste Zeit wurde. Denn Geldkarte beziehungsweise Girogo haben sich längst überlebt - sichtbar nicht zuletzt daran, dass die Genossenschaftsbanken die entsprechenden Logos schon ab 2014 von den Karten genommen haben. Beim offiziellen Aus ist das dann beachtliche zehn Jahre her.

Die Karteninhaber - auch diejenigen, deren Karten heute noch ein Geldkarte- und/oder Girogo-Logo auf der Rückseite tragen - werden die Veränderung vermutlich kaum merken. Denn genutzt wurde weder die Geldkarte noch ihre überarbeitete Version Girogo selbst zu Spitzenzeiten nur von einem verschwindend geringen Teil der Karteninhaber. Man muss es so nüchtern sagen: Das Produkt wurde am Kundenbedarf vorbei entwickelt.

Dem Gedanken, das Kramen nach Münzen durch bargeldlose Zahlung zu ersetzen, stehen auch die vergleichsweise bargeldaffinen deutschen Konsumenten durchaus positiv gegenüber. Das zeigen der Erfolg des kontaktlosen Bezahlens und der stetig sinkende Durchschnittsbetrag je Transaktion bei Debitkarten- wie auch Kreditkartentransaktionen. Die Karte vor dem Bezahlen allerdings erst aufladen zu müssen widersprach jedoch zu sehr dem gelernten Vorteil, bei der Kartenzahlung, anders als bei der Barzahlung, eben nicht auf vorhandenes Guthaben in der Geldbörse achten zu müssen. Die Nachbesserung bei Girogo in Richtung einer Auflademöglichkeit auch an der Kasse kam einerseits viel zu spät, um den Misserfolg in einen Erfolg verwandeln zu können. Zudem wurde das Prepaid-Konzept durch das kontaktlose Bezahlen von Kleinbeträgen per Girocard, ganz ohne Aufladen, schlicht obsolet.

Insofern ist die elektronische Geldbörse auf den Karten längst nur noch ein Ballast, den es abzuwerfen gilt. Ein Logo-Friedhof auf der Kartenrückseite schadet schließlich eher, als dass er nützt. Wenn es um Marken von Karten-Schemes geht, gilt längst der Grundsatz: Weniger ist mehr. Nicht umsonst hat sich die deutsche Kreditwirtschaft die Bereinigung des Markenwustes zugunsten der Dachmarke Giropay entschieden und lassen die internationalen Schemes Mastercard und Visa ihre speziellen Debitmarken Maestro und V-Pay auslaufen.

Mit den Feinheiten der Differenzierung zwischen den einzelnen Payment-Produkten mag sich die Masse der Kunden ohnehin nicht befassen, die Merkfähigkeit für die Marken ist sehr beschränkt. Alles, was zählt, ist, dass es möglichst in jeder Bezahlsituation funktioniert. Also ruhig weg damit - je eher, umso besser. Zur Erinnerung: In Österreich hat die Six Payment Services, die im September 2015 die ehemalige Pay Life Bank übernommen hatte, die von Pay Life herausgegebene österreichische Geldbörse Quick schon Ende Juli 2017 zugunsten von kontaktlosen Transaktionen mit Maestro oder V-Pay auslaufen lassen. Bei dieser Entwicklung hinkt Deutschland also wieder einmal hinterher. Red.

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