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Lidl Pay in den Startlöchern

Foto: Lidl Pay

Nach einem erfolgreichen Piloten in der Testregion Berlin und Brandenburg hat der Discounter Lidl Mitte September 2020 seine App Lidl Plus bundesweit gestartet. Sie beinhaltet eine digitale Kundenkarte, digitale Coupons sowie einen Rabattsammler, der alle Einkäufe innerhalb eines Monats aufsummiert und dann in verschiedenen Stufen jeweils zusätzliche Coupons gewährt. Zudem erhalten Kunden nach jedem Einkauf ein digitales Rubbellos mit Sofortgewinn. Der Kassenbon wird jeweils auf dem Smartphone gespeichert und kann auch für Umtausche genutzt werden.

Nur eine Funktion fehlte der Anwendung - nach Unternehmensangaben bereits nach der Pilotphase eine der am besten bewerteten Apps im deutschen Handel - noch: eine Zahlungsfunktion. Damit zieht das Unternehmen jetzt nach rund einem halben Jahr nach. Wenig überraschend heißt die Bezahlfunktion "Lidl Pay" - nach der mittlerweile schon fast zum Standard gewordenen Namensbildung für neue digitale Wallets.

Um sie zu nutzen, müssen sich Nutzer der App einmalig mit ihrer E-Mail- Adresse und Postanschrift registrieren. Nach Hinterlegung einer Bankverbindung wird dem Kunden dann ein individuelles Zahlungslimit zugewiesen - dies deshalb, weil die Bezahlung im Wege der Sepa-Lastschrift erfolgt und mithin nicht garantiert ist. Das Unternehmen weist jedoch darauf hin, dass eine regelmäßige Nutzung von Lidl Pay das Zahlungslimit positiv beeinflussen kann. In der App muss der Kunde dann noch die Zahlungsfunktion mit einem Schieberegler freischalten und erteilt der Lidl Digital Trading GmbH & Co. KG damit ein Sepa-Lastschriftmandat für das eigene Bankkonto. Dazu kommt eine "Einwilligung zur Betrugsprävention".

Für die Bezahlung ist danach zum einen der Scan der digitalen Kundenkarte an der Kasse notwendig, wie er auch für die Nutzung der aktuellen Rabatte erforderlich ist. Er kann bereits während des Scans der Artikel erfolgen. Die Bezahlung unter Berücksichtigung aller aktivierten Coupons erfolgt allerdings nicht automatisch. Sondern zuvor muss der Kunde die aktivierte Bezahlart Lidl Pay, also die Sepa-Lastschrift, noch einmal bestätigen.

Ist die Bezahlfunktion einmal per Schieberegler eingestellt, bleibt die Aktivierung bestehen und die Lidl-Plus-Karte kann in der App zur Sicherheit nur noch nach der Eingabe einer selbst gewählten PIN oder über biometrische Funktionen des eigenen Smartphones (Touch ID, Face ID) aufgerufen werden. Als zusätzliche Sicherheit ist ein Fehlbedienungszähler eingezogen: Nach fünfmaliger falscher PIN-Eingabe infolge, muss der Registrierungsprozess erneut durchlaufen werden.

Bisher ist Lidl Pay noch nicht in allen Märkten nutzbar. Das ist aber wohl nur eine Frage der Zeit. Und dann stehen die Chancen gut, dass die Bezahloption zumindest unter Nutzern der App auch gut angenommen wird. Denn wer ohnehin schon seine digitale Kundenkarte einscannt, dem bringt es ein Mehr an Bequemlichkeit, auch über die App zu bezahlen - und vermutlich auch einen Zeitgewinn gegenüber dem Herauskramen des Geldbeutels und einer Karte. Das kann dann auch zur Verkürzung der Wartezeiten an der Kasse beitragen, da die Bezahlung schon während des Registriervorgangs vorbereitet werden kann.

Dass Lidl Pay in Deutschland erst jetzt kommt, nachdem der Discounter schon in anderen Märkten - Spanien und Polen - mit einer Bezahlfunktion Erfahrung gesammelte hat, muss nicht verwundern. Schließlich erlebt das mobile Bezahlen hierzulande erst jetzt einen Aufschwung. Überraschender ist die Tatsache, dass die vom 6. Juli 2019 datierende Anmeldung der Marke "Lidl Pay" beim Deutschen Patent- und Markenamt mittlerweile wieder zurückgenommen wurde. Vielleicht sah das Unternehmen dafür keine Notwendigkeit mehr. Denn wer außer Lidl sollte an dieser Marke Interesse haben? Red.

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