MOBILE PAYMENT

NFC oder QR-Code?

Foto: PayPal

Das Augenmerk der europäischen Payment-Branche liegt derzeit auf der European Payment Initiative: Wird es ihr gelingen, das schon mehrfach angegangene, aber immer dringender gewordene europäische Payment Scheme als Alternative zu den internationalen (und außerhalb Europas dominierten) Bezahlverfahren zu realisieren?

Ein weiterer europäischer Ansatz ist der, den die im Herbst 2019 gegründete European Mobile Payment Systems Association (EMPSA) mit Sitz in Zürich verfolgt. Wie es der Name schon verrät, geht es ihr darum, einen gemeinsamen Standard für mobile Bezahlverfahren zu entwickeln. Zu den sieben Gründungsmitgliedern gehörten Bancontact Payconiq (Belgien), Bluecode (Österreich, Deutschland), Mobile Pay (Finnland, Dänemark), Swish (Schweden), Sibs/MB Way (Portugal), Twint (Schweiz), Vipps (Norwegen). Ihnen allen gemeinsam: Ihre Anwendungen basieren auf optischen Bezahlverfahren, sprich QR-Codes oder Barcodes, die beim Bezahlvorgang eingescannt werden. Inzwischen sind weitere Partner hinzugekommen: Bancomat Pay und Blik (beide Italien), Bankart (Slowenien), Blik (Polen) und zuletzt Bamcard (Bosnien Herzegowina). Damit ist der Fokus über die optischen Bezahlverfahren hinaus erweitert worden.

Neben EMPSA existiert bereits seit Juni 2019 eine weitere Mobile-Payment-Initiative, die sich speziell die Entwicklung eines einheitlichen QR-Code-Formats zum Ziel gesetzt hat. In dieser Mobile Wallet Cooperation arbeiten Bluecode, Momo Pocket (Spanien), Pagaqui (Portugal), Vipps (Norwegen), ePassi, Pivo (Finnland) sowie Alipay (China) zusammen, um die Interoperabilität ihrer jeweiligen Anwendungen zu erreichen. Mit Alipay kooperiert Bluecode ohnehin bereits seit 2018.

Von dem Trend zum bargeldlosen Bezahlen infolge der Corona-Krise hat hierzulande natürlich dennoch vor allem das NFC-basierte Bezahlen profitiert - allein schon der Girocard-Dominanz in Deutschland wegen. Dennoch hat es den Anschein, als seien die optischen Bezahlverfahren ein Stück weit auf dem Vormarsch. Bluecode konnte unlängst mehrere neue Partnerschaften vermelden: eine mit Epay, eine mit Huawei und eine mit der Drogeriemarktkette Rossmann, die nun auch in allen Filialen das Bezahlen mit Bluecode ermöglicht. Das Barcodebasierte Viacash (in Deutschland als Barzahlen bekannt), ist dank der Kooperation mit N26 neben Deutschland und Österreich nun auch in Italien, Griechenland und Spanien verfügbar.

Der deutlichste Hinweis darauf, dass optische Bezahlverfahren neue Anhänger gewinnen, ist aber vermutlich die Tatsache, dass auch Paypal bereits im März 2020 die Einführung von QR-Codes als Zahlmethode in der Paypal-App angekündigt hat, der dann auch eine QR-Code-Pay-Lösung in der Zettle-App folgte.

Ob dadurch die Dominanz des NFC- basierten Bezahlens gebrochen wird, sei einmal dahingestellt. Das zunehmende Nebeneinander beider technischen Ansätze ist aber vermutlich auch etwas, das im Zuge der Entwicklung eines europäischen Payment Schemes berücksichtigt werden muss. Denn es geht dabei nicht nur um die technische Grundlage, die die Nutzer wohl weniger interessiert. Sondern es geht vor allem um Nutzergewohnheiten.

Der entscheidende Unterschied dabei dürfte sein, dass bei den optischen Bezahlverfahren immer eine App geöffnet werden muss, während dies bei NFC- basierten Transaktionen nicht zwingend erforderlich ist. Hier wird es spannend sein, ob sich auf europäischer Ebene einer der beiden Standards durchsetzt oder ob es gelingt, eine Lösung zu schaffen, die dem Kunden die Wahl der Verfahren lässt. Das würde dann zwar ein Stück weit die Komplexität erhöhen, dafür aber vielleicht dazu beitragen, die Nutzerakzeptanz zu verbessern, da sich die Menschen bekanntlich nicht gerne umgewöhnen. Red.

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