BEZAHLVERHALTEN

Nur jeder Fünfte zahlt während der Pandemie seltener in bar

Verbraucher bleiben beim Mobile Payment skeptisch Quelle: Mastercard/GfK

Ein Jahr nach Beginn der Pandemie tragen die Menschen in Deutschland weniger Bargeld bei sich als im Vorjahr. Das geht aus dem Klarna Cash Index 2021 hervor, der auf einer im Mai 2021 durchgeführten, repräsentativen Online-Umfrage von Yougov unter deutschlandweit rund 2 000 Personen ab 18 Jahren basiert. Im Schnitt hatten die Befragten demnach 74,80 Euro bei sich - das sind 14,42 Euro oder 16,2 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Das meiste Bargeld tragen Saarländer (107 Euro), Brandenburger (90 Euro) und Rheinland-Pfälzer (86 Euro) mit sich.

In norddeutschen Geldbeuteln am wenigsten Bargeld

Am niedrigsten sind die Bargeldbestände in den Portemonnaies der Menschen in Bremen (43 Euro). Im vergangenen Jahr war Schleswig-Holstein mit 53 Euro das Bundesland, in dem die Menschen am wenigsten Bargeld im Geldbeutel hatten. Auf Platz zwei gemessen an den niedrigsten Barreserven folgt in diesem Jahr Sachsen-Anhalt (53 Euro). Schleswig-Holstein belegt Rang drei mit 63 Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einem Plus um 10 Euro entspricht.

Dass Bremen und Schleswig-Holstein erneut unter den ersten drei Plätzen liegen, erhärtet jedoch die Vermutung, dass die geografische Nähe zu Vorreiternationen in Sachen Cashless Society, wie Schweden oder Dänemark, die Bezahlgewohnheiten der Verbraucher im Norden Deutschlands beeinflusst.

Betrachtet man die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, liegen auch in diesem Jahr die Männer mit einer Summe von 81 Euro (2020: 104 Euro) vor den Frauen, die durchschnittlich 69 Euro bei sich haben (2020: 75 Euro). Deutliche Unterschiede lassen sich indessen vor allem mit Blick auf das Alter erkennen. Während junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren nur 53 Euro mit sich führen, nimmt die Summe im Geldbeutel mit dem Alter zu. Die Gruppe der über 55-Jährigen trägt mit 81 Euro das meiste Bargeld mit sich. Aber auch hier ist eine Abnahme des Bargeldbestands zu erkennen. Im letzten Jahr gab diese Altersgruppe im Schnitt noch 98 Euro an.

15 Prozent der Befragten gaben an, gänzlich auf Bargeld beim Einkauf im Einzelhandel zu verzichten, unter den 18- bis 24-Jährigen ist es sogar jeder Fünfte, bei den Befragten über 55 Jahre dagegen nur 14 Prozent. Noch weniger sind es mit 12 Prozent bei den 45- bis 54-Jährigen. In dieser Altersgruppe geben 28 Prozent an, noch neun bis zehn ihrer letzten zehn Einkäufe mit Bargeld bezahlt zu haben.

Inwieweit der Bargeldverzicht lediglich pandemiebedingt oder doch ein nachhaltiger Trend ist, hat ein GfK e-Bus im Auftrag von Mastercard erhoben, für den vom 27. bis 30. Mai 2021 rund 1 000 Bundesbürger im Alter von 18 bis 74 Jahren befragt wurden. In dieser Umfrage gaben 63,3 Prozent der Studienteilnehmer an, in den vergangenen zwölf Monaten weniger Bargeld verwendet zu haben, 41,2 Prozent wollen das auch weiterhin tun. Lediglich 22,1 Prozent zahlen nur vorübergehend wegen der Corona-Pandemie weniger in bar, unter Frauen ist es sogar jede Vierte (25,1 Prozent). Bereits im Herbst 2020 sagten 33 Prozent, sie wollten in Zukunft vermehrt bargeldlos bezahlen. In der aktuellen Untersuchung aus dem Mai 2021 stieg diese Quote auf 41 Prozent der Befragten an.

Verbraucher bleiben beim Mobile Payment skeptisch Quelle: Mastercard/GfK

Jeder Vierte hat schon mobil gezahlt

61,3 Prozent der im Auftrag von Mastercard Befragten bezahlen inzwischen kontaktlos, 22,6 Prozent haben mit dem Smartphone oder der Smartwatch bezahlt, bei den 18- bis 29-Jährigen war es schon jeder Dritte (33 Prozent). Weitere 17,4 Prozent sind Mobile Payment gegenüber aufgeschlossen und wollen es ausprobieren. Eine deutliche Mehrheit bleibt jedoch skeptisch: 60,0 Prozent der Studienteilnehmer haben noch nie mobil gezahlt und planen auch nicht, dies zu tun.

Bei den Frauen sagen das sogar mehr als zwei Drittel (67,4 Prozent) gegenüber lediglich 52,7 Prozent bei den Männern. Auch in der jüngsten Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahre wollen 45,7 Prozent nicht mobil bezahlen. In der EHI-Umfrage 2021 zu Zahlungssystemen sahen Händler nur für Beträge bis 30 Euro Potenzial für Bezahlung per Smartphone. 5,9 Prozent der Händler rechnen in fünf Jahren mit einer Relevanz des Mobile Payment bei Beträgen unter 10 Euro, Tendenz steigend. Bei Beträgen zwischen 10 und 30 Euro sind es 6,7 Prozent, Tendenz hier stark steigend.

Mobile-Payment-Nutzer in Deutschland verwenden laut Mastercard-Studie am häufigsten Google Pay (35 Prozent) oder Apple Pay (32 Prozent). 16 Prozent bevorzugen die mobile Bezahl-App ihrer Bank oder Sparkasse. Lediglich unter den Befragten ab 60 Jahre ist die Bezahl-App der Hausbank unangefochten vorn. Das gilt für 40,1 Prozent der 60- bis 69-Jährigen, bei Menschen ab 70 Jahre liegt der Anteil noch höher, ist allerdings aufgrund der geringen Fallzahl wenig aussagekräftig. Bei den 18- bis 29-jährigen kommt am häufigsten Apple Pay (41 Prozent) zum Einsatz. Von ihnen nutzen nur 11 Prozent die Bezahl-App der Hausbank. Red.

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