PREISPOLITIK

Paypal bestraft inaktive Nutzer

"Karteileichen" im Kundenbestand sind für alle Unternehmen ein Ärgernis. Seit jeher sind deshalb auch im Payment-Geschäft Aktivierungskampagnen gang und gäbe, mit denen Karten-Schemes oder Emittenten versuchen, Karteninhaber beziehungsweise bei Bezahldiensten registrierte Nutzer zum tatsächlichen Einsatz der betreffenden Bezahlverfahren zu bewegen. Schließlich sind Incentives für inaktive Kunden in der Regel günstiger als die Gewinnung neuer Kunden.

Dass auch Bezahlriese Paypal offenbar einen nennenswerten Anteil inaktiver Nutzer hat, darauf deutet eine Änderung in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen hin, die ab dem 16. Dezember dieses Jahres wirksam wird. Dann nämlich wird in Bulgarien, Estland, Gibraltar, Griechenland, Großbritannien, Guernsey, der Isle of Man, Jersey, Liechtenstein, Litauen, Malta, Rumänien, San Marino, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn (für Firmenkunden) eine sogenannte "Inactivity Fee" in Höhe von 12 Euro beziehungsweise 12 britischen Pfund, 300 tschechischen Kronen oder 4 000 ungarischen Forint fällig, wenn Nutzer sich länger als 12 Monate nicht in ihr Paypal-Konto eingeloggt haben. Die Gebühr wird von vorhandenem Guthaben auf dem Konto einbehalten. Auf Konten ohne Guthaben wird die Gebühr nicht berechnet. Wird ein Nutzerkonto geschlossen, wird zwar keine Gebühr fällig, es kann dann allerdings auch nicht wieder eröffnet werden.

Weshalb diese Regelung unter anderem in Deutschland nicht gelten soll, darüber kann nur gemutmaßt werden - möglicherweise liegt es an der starken Position von Paypal im volumenstarken deutschen E-Commerce. Vielleicht ist der Anteil der Karteileichen hierzulande zu gering, als dass das Unternehmen dafür den Imageschaden in Kauf nehmen würde, der mit einer solchen Maßnahme verbunden ist.

In den sozialen Medien ist das Thema jedenfalls ein echter Aufreger. Das zeigt: Offenbar gelingt es mit der "Strafgebühr" für inaktive Kunden, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erhalten und damit vielleicht auch, registrierten Nutzern, die schon länger nicht mehr mit Paypal bezahlt haben, ihr Paypal-Konto wieder einmal ins Bewusstsein zu bringen.

Dieses Nachdenken muss aber keineswegs zu einer Reaktivierung führen. Schließlich ist es ein bekanntes Phänomen, dass die Erhöhung der Preise für regelmäßig bezogene Leistungen Kunden dazu anregen, darüber nachzudenken, ob sie diese Leistungen von diesem Anbieter wirklich weiter in Anspruch nehmen wollen. Das werden wohl auch viele registrierte Paypal-Kunden tun. Gut möglich, dass auch bisher aktive Nutzer sich von der Strafgebühr und dem dadurch ausgelösten Shitstorm abgeschreckt fühlen werden. In Deutschland dürften derartige Reaktionen aber wohl ausbleiben, solange es hier keine Inaktivitätsgebühr gibt. Dafür ist die Kreditkartenpenetration hierzulande zu gering und die Position von Paypal als Alternative zur Kreditkarte im Online-Handel zu stark.

Red.

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