BUY NOW PAY LATER

Sparkassen nehmen den Wettbewerb auf

Mit dem Expresskredit in der Mobile-Payment-App reagieren die Sparkassen auf den BNPL-Trend, Foto: S-Payment

Es spricht einiges dafür, dass das Thema Buy Now Pay Later das Zeug dazu hat, den Payment-Markt ordentlich in Bewegung zu bringen. Das liegt zum einen daran, dass entsprechende Angebote, wie sie Payment-Dienstleister wie Klarna derzeit kräftig forcieren, auch für Menschen verfügbar sind, die keine Kreditkarte mit revolvierendem Kredit besitzen. Es liegt aber auch daran, dass der Kauf auf Pump so in die Verkaufsprozesse integriert wird, dass er für den Kunden denkbar einfach wird. Ob das dann auch für die Rückzahlung gilt, steht auf einem anderen Blatt.

Klassische Ratenkredite könnten durch die neuen Teilzahlungsoptionen ein Stück weit in den Hintergrund gedrängt werden. Es ist aber keineswegs ausgemacht, dass die Bankenbranche diesem neuen Wettbewerb quasi hilflos ausgeliefert ist. Sondern die etablierten Player nehmen die Herausforderung an. So hat beispielsweise Mastercard Ende September in den USA, Australien und Großbritannien ein BNPL-Programm gestartet, um der wachsenden Nachfrage nach solchen Optionen zu begegnen - einsetzbar online sowie im stationären Handel. Die Einführung auch in anderen Märkten ist bereits angekündigt.

Jüngstes Beispiel aus Deutschland: Am 20. Oktober hat S-Payment vorgestellt, wie sich die Sparkassen dem neuen Trend stellen. Unter dem Namen Expresskredit bieten sie ihren Kunden die Möglichkeit an, im Geschäft höherpreisige Produkte zu erwerben und den Kauf gleich vor Ort digital, schnell und diskret zu finanzieren, ohne den Händler miteinzubeziehen.

Der Expresskredit wurde gemeinsam von der S-Payment und der S-Kreditpartner GmbH (SKP) entwickelt und ist als erste zusätzliche Anwendung in der App "Mobiles Bezahlen" für Android-Smartphones integriert - als Ergänzung zu den digitalen Karten. Die gesamte Prüfung des Kreditantrags kann unmittelbar während des Einkaufs durchgeführt und abgeschlossen werden. Durch die Integration in die App kann der Nutzer den auf dem Konto bereitgestellten Wunschbetrag ohne Medienbruch direkt digital mittels der in der App hinterlegten Karten verwenden. Darlehensgeber ist die S-Kreditpartner GmbH.

Das ist der erste Schritt zum Ausbau der App "Mobiles Bezahlen", sagt Erik Meierhoff, Mitglied der Geschäftsführung der S-Payment. Gebündelt in dieser App wollen die Sparkassen zukünftig Mehrwerte und Zusatzleistungen anbieten, die weit über das reine Bezahlen hinausgehen.

Für die Sparkassen ist dieses Angebot vor allem deshalb interessant, weil es ihnen die Möglichkeit bietet, mit einem Kreditangebot dort an den PoS vorzustoßen, wo sie aufgrund ihres regionalen Antritts mit Händlerpartnerschaften bisher schwer ins Geschäft kamen. Kunden wiederum müssen sich nicht länger gegenüber dem Händler erklären, dass sie eine Finanzierung benötigen, und persönliche Daten offenlegen. Sondern der Bezahlvorgang wird ganz normal an der Kasse abgewickelt - alles andere läuft im Hintergrund über die Sparkasse.

Um die sofortige Liquidität zu gewährleisten, fragt der Kunde in der App Mobiles Bezahlen zunächst einen kostenlosen Expresskredit über einen gewünschten Betrag zwischen 500 und 3000 Euro an und erhält bei ausreichender Bonität eine Bestätigung über den Expresskredit. Der entsprechende Betrag wird dann auf dem verknüpften Girokonto vorgemerkt und der Kunde kann sofort am Point of Sale über das Geld verfügen. Die Gutschrift des Betrags erfolgt als Überweisung am folgenden Tag. Die Rückzahlung erfolgt entweder im Rahmen eines Ratenkredits oder nach 30 Tagen zulasten des Girokontos.

Probleme, wie sie in letzter Zeit verstärkt zu Verbraucherbeschwerden über Klarna bei den Verbraucherzentralen geführt haben, sind für Nutzer dieses Angebots nicht zu erwarten. Auch wenn es vermutlich ein zufälliges zeitliches Zusammentreffen war: Der Zeitpunkt, zu dem S-Payment mit dem Expresskredit an die Öffentlichkeit gegangen ist - nur zwei Wochen, nachdem der Verbraucherzentrale Bundesverband die Probleme bei Klarna erneut thematisiert hat - hätte besser gar nicht sein können. Denn natürlich sind Berichte über Probleme bei anderen Anbietern die beste Werbung, die sich die Sparkassen für ihr eigenes Buy-Now-Pay-Later-Angebot wünschen könnten.

Das Potenzial scheint jedenfalls beträchtlich zu sein. 2020 entfiel laut HDE Online Monitor 2020 knapp ein Viertel des Offline-Gesamtumsatzes des deutschen Einzelhandels (106 Milliarden Euro von 504 Milliarden Euro) 2021 auf die für ein Ratenzahlungsangebot relevantesten Branchen wie Schmuck und Uhren, Consumer Electronics, Wohnen und Einrichten oder Heimwerken und Garten. 5,8 Prozent der Käufe in diesen Branchen wurden über Rechnung oder Finanzkauf abgewickelt. Auf 106 Milliarden Euro Umsatz bezogen, ergibt sich ein Volumen von 6,14 Milliarden Euro, das am PoS finanziert wurde. Dafür sind die Sparkassen nun gut gerüstet. Red.

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