BEZAHLVERHALTEN

Top und Flop

Die Mitte Januar veröffentlichten Zahlen der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland haben einen Schönheitsfehler: Die zugrunde liegende Befragung fand bereits von April bis Juli 2019 statt. Da sich seitdem in Sachen kontaktloses und mobiles Bezahlen in Deutschland einiges getan hat, relativiert dieser Zeitverzug die Aussagekraft der Zahlen. Der Anteil der Befragten, die über kontaktlose Karten verfügen, dürfte beispielsweise mittlerweile noch höher sein. Ohnehin verfügten möglicherweise schon zum Zeitpunkt der Umfrage in der Realität weit mehr Menschen über eine NFC-fähige Karte als die Umfragedaten widerspiegeln. Denn es ist nun einmal eine altbekannte Tatsache, dass der Durchschnittsverbraucher nur eine eher unklare Vorstellung davon hat, über welche Funktionen die Karten in seinem Portemonnaie tatsächlich verfügen.

Ganz absurd sind die Zahlen der Bundesbank allerdings auch nicht. Denn noch immer gibt es in Deutschland Bankkunden - der Chronist eingeschlossen -, deren Girocard tatsächlich noch nicht über eine Kontaktlosfunktion verfügen und die vielleicht auch noch eine Weile auf eine entsprechende Karte warten müssen.

Wichtiger als die Zahlen zum Kartenbesitz sind allerdings die zur Kartennutzung. Und hier sind die Zahlen der Bundesbank sowie die von der deutschen Kreditwirtschaft vorgelegten eindeutig: Die Nutzung des kontaktlosen Zahlens steigt stetig an. Keine andere Innovation im Bereich des bargeldlosen Bezahlens bisher ist von den Nutzern so gut angenommen worden. Das ist die eigentliche Botschaft aller Erhebungen zu diesem Thema - und die ist umso wichtiger, als die deutsche Kreditwirtschaft mit gut gemeinten, aber wenig erfolgreichen Innovationen schon einiges an Lehrgeld gezahlt hat.

Auch dazu hat die Bundesbank wieder eine Zahl parat: Auf die Frage danach, welches Bezahlverfahren Online-Shopper bei ihren Einkäufen im Netz üblicherweise verwenden, antworteten lediglich 8 Prozent unter anderem mit "Paydirekt". Damit ist das Online-Bezahlverfahren der deutschen Kreditwirtschaft weiterhin Schlusslicht unter allen abgefragten Bezahlverfahren. Daran dürfte sich auch von August bis Dezember 2019 nicht gar so viel geändert haben.

Auch bei P2P-Lösungen zum Versenden von Geld an Familie und Freunde ist das größte kreditwirtschaftliche Angebot, Kwitt, deutlich abgeschlagen. 18 Prozent der Befragten haben der Bundesbank-Umfrage zufolge hierfür schon einmal Paypal genutzt - bei Kwitt waren es lediglich 3 Prozent. Das liegt sicher auch, aber bei Weitem nicht allein an mangelnder Bekanntheit. Denn in Sachen Bekanntheit ist der Vorsprung von Paypal nicht einmal so groß: Das Paypal-Angebot kennen 36 Prozent der Befragten, Kwitt 30 Prozent. Das ist sicher ausbaufähig. Mindestens ebenso stark müsste indessen an der Aktivierung gearbeitet werden, um die Nutzerzahlen in die Höhe zu bringen. Red.

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