Elektronische Geldbörse

Zeit für den Abschied von Girogo

Totgesagte leben sprichwörtlich länger. Das gilt jedoch nicht für die elektronischen Geldbörsen der deutschen Kreditwirtschaft. Zum einen ging der Prepaid-Ansatz an den Bedürfnissen der Kunden vorbei. In Deutschland wurde er zudem zu schlecht kommuniziert. Und nicht zuletzt wurden die Konzepte vom Durchbruch der NFC-Technologie überholt.

In Deutschland hat nur die Genossenschaftsorganisation aus dieser Erkenntnis ein klares Fazit gezogen und die Geldbörsenfunktion ab 2014 von der Karte genommen. In Österreich hat die Six Payment Services, die im September 2015 die ehemalige Pay Life Bank übernommen hatte, Ende Juli 2017 die von dieser herausgegebene und im Vergleich zu Deutschland deutlich erfolgreichere Geldbörse Quick auslaufen lassen, zugunsten von kontaktlosen Transaktionen mit Maestro oder V-Pay.

Das vor allem von den Sparkassen mit viel Herzblut vermarktete Girogo lebt - oder vegetiert - hingegen immer noch weiter, obwohl das kontaktlose Bezahlen per Girocard längst eine deutlich komfortablere Alternative darstellt, die im vergangenen Jahr zum Beispiel Girogo-Pionier Esso zum Abschalten des Verfahrens zugunsten von Girocard kontaktlos bewogen hatte.

Jetzt wird es immer deutlicher, dass die Girocard die elektronische Geldbörse auch in ihrer Nische im Automatenbereich ablöst: In Österreich haben Ingenico und die Inform GmbH eine Nachfolgelösung für "Quick" an Automaten präsentiert, die - für die Automatenbetreiber wichtig - ohne Umbauten an den Geräten auskommen soll. Und in Deutschland sind in diesem Jahr die ersten mit den "Topp"-Terminals (Terminals ohne PIN-Pad) in Betrieb genommen worden, mit denen das Tap-and-go-Verfahren bei kontaktlosen Transaktionen im Kleinbetragsbereich auf einfache Weise automatentauglich geworden ist.

Spätestens damit ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich auch offiziell von Girogo zu verabschieden, auch wenn dies das Eingeständnis bedeutet, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Zu retten ist das Konzept ohnehin nicht mehr, auch wenn es in Fußballstadien und im Mensa-Kantinenbereich noch eine Nische hat. Den Kunden verwirrt es aber bloß, wenn zu viele Lösungen angeboten werden, die ohnehin nur von wenigen Überzeugungstätern genutzt werden. Red.

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