Digitales Bezahlen

Der NFC-Sticker: Brückentechnologie mit Potenzial

Richard Stooß, Senior Business Development Manager, Schreiner PrinTrust GmbH & Co. KG, Oberschleißheim

Quelle: Schreiner PrinTrust GmbH & Co. KG

Nicht alle Herausforderungen für einen Durchbruch des mobilen Bezahlens lassen sich von heute auf morgen überwinden. NFC-Sticker für Mobiltelefon oder Schlüsselan hänger sind nach Einschätzung von Richard Stooß eine Brückentechnologie, die das kontaktlose Bezahlen insgesamt voranbringen kann. Als Beispiel nennt er Tschechien, wo mittlerweile 60 Prozent aller Mastercard- und Maestro-Transaktionen an der Ladenkasse kontaktlos abgewickelt werden. Red.

Berührungsloses Bezahlen: Viele Verbraucher wünschen sich eine solche Möglichkeit. Bisher stehen der Verbreitung jedoch komplizierte Geschäftsmodelle, Sicherheitsfragen oder das Fehlen der nötigen NFC-Technologie auf Smartphones im Weg. Diese Lücke kann eine selbstklebende Sticker-Lösung heute schon erfolgreich schließen, wie zwei Beispiele aus Europa zeigen.

Für Kartenhersteller ist die Lösung eine optimale Erweiterung ihres Portfolios: Für die Personalisierung können sie ihre etablierten Abläufe und An lagen nutzen - der Personalisierungsprozess entspricht dem für Kredit- und Debitkarten. Auf diese Weise können sie ihren Kunden, den Banken, unkompliziert ein weiteres, innovatives Mobile-Payment-Produkt anbieten. Dadurch unterstützen Kartenhersteller die Banken dabei, sich von ihren Wettbewerbern zu differenzieren und ihren Kunden kontaktloses Bezahlen in sämtlichen Formfaktoren anzubieten. Ein breites Portfolio an Lösungen gewährleistet, dass für jede Kundengruppe der Bank das optimale Produkt verfügbar ist und so die wachsende Nachfrage nach Mobile-Payment-Lösungen individuell bedient und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Zielgruppen gerecht werden kann.

Denn der Trend zur Digitalisierung macht auch vor dem Payment-Sektor nicht Halt: Mobile Zahlmethoden verbreiten sich immer mehr im Einzelhandel - die Anzahl an NFC-Kassen wächst kontinuierlich. Gleichzeitig schlagen Nachrichten über Banken und Sparkassen, die Gebühren für das Abheben von Bargeld erheben, hohe Wellen. Ein flächendeckendes Netz an Geldautomaten als Kundendienstleistung verursacht für die Banken Kosten - die sie jahrelang durch Gewinne in anderen Bereichen quersubventioniert haben. Doch durch das anhaltende Zinstief gehen die Einnahmen durch das Verleihen von Geld zurück. Vermehrt werden nun Kosten rund um die Bargeldversorgung auf die Bankkunden umgelegt - was bei diesen zu Verärgerung führt und sie gleichzeitig noch weitaus offener für kostengünstige Alternativen wie Bezahlung via NFC macht.

Herausforderungen nicht so schnell zu lösen

Kein Wunder also, dass aktuelle Umfragen immer wieder belegen, dass über ein Drittel der Menschen gerne mit ihrem Mobiltelefon bezahlen möchte - sei es an der Kasse am Supermarkt oder an der Tankstelle, im öffentlichen Nahverkehr, in Bahn, Taxi, Fernbus oder Mitfahrzentrale. Doch der Weg bis zur flächendeckenden Nutzung von voll integriertem Mobile Payment ist noch weit. Die Herausforderungen wie komplizierte Geschäftsmodelle oder offene Fragen bei Sicherheit und Zertifizierung lassen sich nicht von heute auf morgen lösen.

- So ist beispielsweise Apple Pay - Stand Frühjahr 2017 - noch immer nicht überall verfügbar, was überwiegend den zähen Verhandlungen über die Entgeltaufteilung zwischen Apple und den beteiligten Banken zugeschrieben wird.

- Die jahrelang stark gepushte NFC-SIM ist seit dem Rückzug von mobilen Brieftaschen oder Bezahlkarten wie my Wallet auf dem Rückmarsch

- und beim Trendthema HCE ist eine Diskrepanz zwischen objektiven Sicherheitslücken und subjektiv wahrgenommener Sicherheit zu erkennen. - - Darüber hinaus verfügen nach wie vor längst nicht alle Mobiltelefone über alle erforderlichen technischen Voraussetzungen.

Der einfache Weg zu Mobile Payment: NFC-Sticker

Einzelne Banken wollen ihre Kunden durch eigens entwickelte Mobile-Payment-Apps überzeugen. Doch auch hier gilt es für den Anwender mehrere Hürden zu überwinden. Entsprechende Lösungen sind zumeist an mehrere Voraussetzungen gekoppelt, wie ein aktuelles Projekt in Deutschland zeigt: Das Smartphone muss zum Beispiel NFC-fähig und zugleich ein Android-Gerät mit entsprechend aktueller Software-Version sein. Vor dem Start ist die App zu installieren, die im letzten Schritt nur durch eine bereits beim Kunden vorhandene Kreditoder Debitkarte zu aktivieren ist.

Unkompliziert und sofort einsetzbar hingegen sind NFC-Sticker. Durch ihren dünnen, biegsamen und dennoch robusten Aufbau machen sie jedes beliebige Mobiltelefon zu einem komfortablen Zahlungsmittel. Innovative Lösungen am Markt sind EMV-konform, flexibel bei der Software-Ausstattung, klein in den Dimensionen und einfach zu personalisieren. Der Ausgabeprozess und die Sicherheitsstandards sind etabliert und entsprechen denen gängiger Kredit- oder Debitkarten. In Europa werden die Sticker-Lösungen bereits von mehreren Geldinstituten erfolgreich angewendet.

Beispiele aus Tschechien und Österreich

Bestes Beispiel ist der NFC-Sticker, den Schreiner Prin Trust für Austria Card und die Erste Bank Tochter Ceská Sporitelna bereitstellt. Vor dem Versand an die Kunden wird der NFC-fähige Sticker in eine Trägerkarte eingebettet und mit der Kartennummer personalisiert. Schon seit fast vier Jahren bietet die Ceská Sporitelna ihren Kunden dadurch noch mehr Komfort beim kontaktlosen Bezahlen und gilt damit als einer der Vorreiter im Bereich Contactless Payment. Der Sticker stellt quasi eine "One-Fits-All-Lösung" dar, die von den Zahlungssystemanbietern attraktiv gestaltet und von den Kunden unabhängig vom Handytyp, Providervertrag oder anderen Variablen sofort angewendet werden kann. Dank der Erfüllung des Mastercard Kontaktlos-Standards kann der Sticker für die tschechische Bank von deren Kunden weltweit eingesetzt werden.

Kontaktloses Bezahlen ist in der Tschechischen Republik sehr populär geworden. Für diese Bezahlmethode stehen derzeit mehr als 70 000 Terminals zur Verfügung. Das entspricht mehr als 65 Prozent aller Bezahlterminals im tschechischen Markt. Der Sticker erweitert das klassische Kartenportfolio und wird von einigen Kundengruppen sehr geschätzt. In Tschechien werden über 60 Prozent der Mastercard- und Maestro-Transaktionen in Ladengeschäften kontaktlos abgewickelt.

Für den Nutzer ist ein NFC-Sticker einfach und komfortabel in der Anwendung. Er basiert auf den bewährten Technologien von kontaktlosen Kreditkarten. Bezahlt wird, indem man das Mobiltelefon mit dem aufgeklebten Sticker an ein geeignetes Bezahlterminal hält. Die NFC-Funktion wird vom Terminal erkannt, die Transaktion beginnt und erfolgt dann technisch wie bei einer kontaktlosen Kreditkarte. Es sind keinerlei Softwareinstallationen und Hardwaremodifikationen erforderlich, wodurch der damit verbundene Aufwand und Sicherheitsrisiken entfallen. Im Fall der Ceská Sporitelna können Beträge bis zu 500 CZK, was rund 20 US-Dollar entspricht, ohne die Eingabe einer PIN und ohne Unterschrift bezahlt werden. Am Kontoauszug sind die abgebuchten Beträge gesondert gekennzeichnet, um diese Zahlungen besser sichtbar zu machen. Bei Verlust oder Diebstahl des Stickers garantiert die Emittentin eine Erstattung der Beträge.

Auch die Erste Bank und die Sparkassen in Österreich ermöglichen ihren Kunden seit Frühjahr 2016 kontaktloses Bezahlen ohne die klassische ec-Karte. Ein Angebot, dass die Kunden gerne annehmen. Möglich ist das ebenfalls durch einen NFC-Sticker oder mit einem Armband, in das eine NFC-fähige Bankcard-Micro integriert ist. Damit hat das kleine europäische Land in Sachen Technologie- und Innovationsfreude bei Mobile Payment ein Zeichen gesetzt.

Internationales Potenzial dank vieler Vorteile

Ob in Tschechien oder Österreich - der NFC-Sticker dient als Brückentechnologie zwischen den traditionellen Kunststoffzahlungskarten und voll integrierten mobilen Zahlungslösungen. Kunden kleben ihn je nach persönlichen Vorlieben auf das Mobiltelefon, alternativ auch auf eine Brieftasche oder einen Schlüsselanhänger. Somit können Kunden entweder Handys, die keine NFC-Funktionalität unterstützen, als Zahlungsmittel nutzen, oder von der neuen Technologie profitieren, selbst wenn sie kein Mobiltelefon besitzen beziehungsweise es nicht ständig mit sich führen.

Aufgrund der vielen etablierten Zahlungsmittel und einer ausgeprägten Risikoaversion der Bankkunden wie zum Beispiel in Deutschland oder den USA öffnen diese sich neuen Bezahlverfahren nur zurückhaltend. Doch eine Technologie wie der NFC-Sticker dürfte das kontaktlose Payment auch international fördern: Das Mobiltelefon ist meist einfacher zur Hand als Bargeld, Kredit- oder Debitkarten. Zudem punktet der NFC-Sticker mit einer sicheren und schnellen Transaktion, ohne das Zahlungsmittel oder Terminal selbst berühren zu müssen. Insbesondere beim Speisenverkauf wie zum Beispiel in Stadien oder auf Events hat das auch hygienische Vorteile. Viele Banken bieten zusätzlich auch noch eine App an, die durch eine Transaktionsbestätigung den erfolgten Bezahlvorgang abrundet und eine bessere Kontrolle über die eigenen Finanzen bietet.

Zum Autor Richard Stooß, Senior Business Development Manager, Schreiner PrinTrust GmbH & Co. KG, Oberschleißheim

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