LEASING

Deutsche Bürgschaftsbanken legen Leasing-Programm neu auf

Bundesweite Vereinheitlichung bringt Chancen

Guy Selbherr, Foto: Thomas Moeller_Bürgschaftsbank Baden-Württemberg

Der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken, der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen und der Europäische Investitionsfonds hatten 2014 ein Pilotprojekt initiiert, um den Einsatz von Bürgschaften im Leasing zu fördern. Aufgrund der positiven Resonanz haben die Bürgschaftsbanken entschieden, das Programm 2020 neu aufzulegen und weiter auszubauen. Der Autor gibt einen Überblick über die Neuerungen, erklärt die Vorteile und fasst wichtige Informationen zusammen. (Red.)

Das Leasing-Programm der Deutschen Bürgschaftsbanken wird verbessert. Neu aufgelegt und bundesweit vereinheitlicht bietet es den Leasing-Gesellschaften viele neue Möglichkeiten.

Im Jahr 2014 starteten die Bürgschaftsbanken erstmals deutschlandweit und gemeinsam mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) ein dreijähriges Pilotprojekt, um die Finanzierungsmöglichkeiten bei Leasing-Vorhaben zu erweitern. Kern des Gemeinschaftsprogrammes war es, durch bundesweit einheitliche Bedingungen und ein webbasiertes Antragsverfahren Prozesse effizienter zu gestalten. Damals zeigte sich: Mit Leasing-Bürgschaften wurden Leasing-Objekte aus den unterschiedlichsten Bereichen finanziert. Etwa ein Drittel entfiel jeweils auf Maschinen (inklusive Sonderfahrzeuge), auf Betriebs- und Geschäftsausstattungen (unter anderem Einrichtungen) sowie auf Hard- und Software.

Nach der Pilotphase haben die Bürgschaftsbanken sich intensiv mit den Leasing-Gesellschaften ausgetauscht und Verbesserungsvorschläge aufgenommen. So wurde beispielsweise die bisherige maximale Bürgschaftsquote von 60 Prozent als zu gering empfunden. Auch wurden die Rahmenverträge und Antragsinformationen als zu unpraktisch beziehungsweise zu umfangreich bewertet. Unter Berücksichtigung des Feedbacks haben die Bürgschaftsbanken sich entschieden, das im Jahr 2016 ausgelaufene Pilotprogramm neu aufzulegen und weiter auszubauen.

Das neue Programm im Detail

Das neue Programm gilt für Bürgschaftsbeträge bis 1,25 Millionen Euro, sodass nunmehr auch höhervolumige Leasing-Vorhaben begleitet werden können. Die bisherige Bürgschaftsquote von 30 oder 60 Prozent wurde auf 50 oder 70 Prozent erhöht. Kleinteilige Leasing-Finanzierungen bis zu 100 000 Euro (70 Prozent) beziehungsweise 140 000 Euro (50 Prozent) werden durch den EIF rückverbürgt, was zu einem besonders schlanken und schnellen Bearbeitungsprozess führt. Bei den höheren Beträgen über 140 000 Euro und bei Existenzgründungen unterstützen Bund und Land die Bürgschaftsbanken als Rückbürgen. Zur Refinanzierung können die Leasing-Gesellschaften die Bürgschaften problemlos an Banken abtreten. Entwickelt wurde das bisherige und neue Programm vom Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB) und dem Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL).

Vorteile für die überregional arbeitenden Leasing-Gesellschaften sind - anders als beim Vorgängerprogramm - die deutschlandweit einheitlich gültigen Konditionen nun auch für das höhervolumige Geschäft sowie die vereinheitlichten Programmbedingungen in Form der Allgemeinen Bürgschaftsbestimmungen für Leasing (ABB). Diese erleichtern die Zusammenarbeit mit den Bürgschaftsbanken, da keine bilateralen Rahmenverträge mehr abzuschließen sind.

Die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg agiert bei diesem Programm als Konsortialführerin für alle Bürgschaftsbanken und dient den Leasing-Gesellschaften als erster Ansprechpartner. Dafür bestehen eine Vereinbarung mit dem EIF als Rückgarant sowie Konsortialverträge mit allen Bürgschaftsbanken.

Online zum Leasing-Vorhaben

Die steigenden regulatorischen Anforderungen, der Kostendruck sowie der digitale Wandel stellen Leasing-Gesellschaften ebenso wie Banken vor immer größere Herausforderungen. Daher investieren viele von ihnen bereits in digitale Antragsstrecken, bauen an eigenen Plattformkonzepten, beschleunigen die interne Vertragsbearbeitung und optimieren sämtliche Schnittstellen. Auch von Partnern werden effiziente und schnelle Prozesse erwartet, um gemeinsam diese Herausforderungen zu meistern und langfristig wettbewerbsfähig bleiben zu können.

Diesem Wunsch kommen die deutschen Bürgschaftsbanken nun mit dem neu aufgelegten Leasing-Programm nach, das die bisherigen Möglichkeiten erweitert und in Zusammenhang mit einer digitalen Antragstrecke für eine komfortable Antragsstellung und eine rasche Bearbeitung sorgt. Der künftige, digitale Zugang zu den Bürgschaftsbanken ermöglicht nutzerfreundlich und komfortabel die Übermittlung der Unternehmens- und Vorhabensdaten. Notwendige Unterlagen werden bequem und sicher per Upload übermittelt.

Die fallbezogene Kommunikation kann ebenfalls über die Funktionalitäten der Plattform erfolgen und bietet auch die automatisierte Übermittlung von Bearbeitungsständen. Insbesondere im kleinteiligen Bereich werden somit künftig Entscheidungen innerhalb von maximal 48 Stunden getroffen. Über einen integrierten Kostenrechner sind die bundesweit einheitlichen Konditionen für die Leasing-Bürgschaft von Beginn an hinterlegt. Dies führt zu höherer Transparenz im Kundenkontakt.

Mit dem verbesserten Angebot in Kombination mit einer digitalen Prozessstrecke für Antrag und Zusage soll der Mehrwert der Bürgschaftsförderung auch für Leasing-Finanzierungen bereitgestellt werden. Das Ziel ist dabei, die Leasing-Gesellschaften auch in einem sich verändernden Umfeld bei ihrer Arbeit bestmöglich zu unterstützen und damit auch kleineren oder jungen Betrieben Zugang zu Leasing-Finanzierungen zu ermöglichen. Geplanter Starttermin für das neue Leasing-Programm ist Mai/Juni 2020.

Weitere Informationen und Antragsmöglichkeiten stehen unter www.leasing-buergschaft.de zur Verfügung.

Eine Übersicht aller Bürgschaftsbanken befindet sich unter folgender Adresse: https://vdb-info.de/mitglieder

GUY SELBHERR ist Vorstandsmitglied der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg und Geschäftsführer der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg. Daneben ist er Vorstandsvorsitzender des Verbands Deutscher Bürgschaftsbanken e. V. und Vizepräsident des Europäischen Verbandes der Bürgschaftsbanken.
Guy Selbherr , Vorstandsmitglied der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg und Geschäftsführer der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg

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