NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT - WEINGUT DAUTEL

Weingut Dautel

Wenn der Vater mit seinen kräftigen Rotweinen eine ganze Generation ehrgeiziger Winzer der Region geprägt hat, ist man gut beraten, sehr lange nachzudenken, bevor man größere Änderungen vornimmt. Genau so hat es Christian Dautel (Jahrgang 1985) gemacht. Erst mit den Rotweinen aus dem Jahrgang 2010 wird sein Gespür für Eleganz deutlich. Ich gebe zu, das ist nicht ganz das, was man erwartet, wenn man Christians Dreadlocks sieht. Doch die neuen Dautel-Spätburgunder sind stattliche Rotweine, die dennoch fein wie Seide schmecken. Die Veränderung ist bei der Rotwein-Cuvée "Kreation" aus der meist ziemlich burschikosen Lemberger-Traube und den noch kräftigeren französischen Immigranten Cabernet Sauvignon und Merlot mindestens genauso auffällig. Hier gibt es keine harten Kanten mehr und die Paprikanote im Duft ist dezenter geworden. Bei den trockenen Rieslingen geht Christian noch weiter als sein Vater. Er lässt ihnen viel Zeit, bevor sie der Welt ihre Strahlkraft zeigen dürfen.

Bevor Christian Dautel in das von seinen Eltern Hannelore und Ernst Dautel 1978 gegründete Weingut einstieg, hat er sich sehr gründlich darauf vorbereitet. Ein Weinbau- und Önologiestudium in Geisenheim hat er als Diplomingenieur abgeschlossen, ein Auslandssemester an der Faculté d'Oenologie de Bordeaux absolviert. Die Stationen seiner diversen Praktika sind vielfältig: Vom Staatsweingut Weinsberg in Württemberg ging es nach Victoria in Australien, nach Oregon in den Vereinigten Staaten, nach Tulbagh in Südafrika, ins österreichische Burgenland und schließlich zu Comtes Lafon in Frankreich. Sein Anspruch: Er will große Weine machen.

Vor allem Riesling, Spätburgunder, Lemberger, Weißburgunder, Chardonnay und Trollinger werden auf den dreizehn Hektar Rebflächen des Weinguts angebaut. Die Lagen haben gute Namen: Bönnigheimer Sonnenberg, Besigheimer Wurmberg, eine Kleinterrasse mit Trockenmauern, Cleebronner Michaelsberg und Oberstenfelder Forstberg. Ein Teil davon wird seit sieben Jahren als Versuchsfläche für ökologische Bewirtschaftung genutzt; positive Erfahrungen sollen auf die Restfläche übernommen werden. Sein Lieblingswein, die Kreation Rot S von 2010, ist eine spannende Rebsorten- und Lagen-Cuvée aus Merlot-, Lemberger- und Cabernet-Sauvignon-Trauben, die auf dem schweren Gipskeuperboden des Bönnigheimer Sonnenbergs und auf dem Muschelkalkboden des Besigheimer Wurmbergs gewachsen sind: Ein Wein mit viel Druck und Körper, der dennoch seine Herkunft mit Eleganz und Filigranität verrät. Er duftet kraftvoll nach Cassis, Holunder und reifer Schwarzkirsche, intensiv mineralisch unterlegt. Am Gaumen ist er dicht mit dunkler Frucht und feinkörnigem Tanningerüst, das die seidige, kühl-mineralische Art des Weins unterstreicht.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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