NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT G.A. HEINRICH

WEINGUT G.A. HEINRICH

Die wenigsten wissen es, aber in und um Heilbronn hat sich, was den Wein angeht, in den letzten Jahren viel getan. Kaum einer verbindet diese Stadt mit hochwertigen Rotweinen, die sich als Begleiter feiner Speisen eignen. Die Entwicklung führender Heilbronner Weingüter wie G. A. Heinrich wäre wohl schneller verlaufen, wenn Stuttgart mit seiner enormen Kaufkraft und seiner Weinbegeisterung näher läge. So ist es ein kleines Wunder, was in diesem Weingut in den letzten zehn Jahren passiert ist, in denen Tobias Heinrich (Jahrgang 1981) nach und nach immer mehr Einfluss auf die Weine nehmen konnte. Hier wurden manch extreme Wege gewagt, wie bei der fünfjährigen Fasslagerung des 2003er XR, eines Ausnahme-Rotweins aus einem Ausnahme-Jahrgang. Auch der Wollendieb, eine Cuvée aus 50 Prozent Lemberger und den neuen Weinsberger Kreuzungen Cabernet Cubin und Cabernet Dorsa, verbringt volle 30 Monate im kleinen Holzfass. So entstehen keinesfalls tintenschwarze Weine, dominiert von Holzaromen und massiven Gerbstoffen, denn Tobias hat während seiner Lehrjahre in Frank reich, Österreich und Neuseeland ein feines Gespür für Harmonie und Frucht im Rotwein entwickelt. Vor kurzem hat er die komplette Verantwortung für den Keller übernommen; wir werden also künftig sicher noch viel mehr von den Heilbronner Rotweinen hören.

Es war eine Entscheidung des Herzens, nicht der Vernunft, die Tobias Heinrich dazu brachte, Winzer zu werden, um die Nachfolge im väterlichen Weingut von Martin Heinrich anzutreten. Sein Weinbau- und Önologiestudium in Geisenheim hat er als Diplomingenieur abgeschlossen; es folgten Auslandsaufenthalte in Burgund bei Chassagne Montrachet, im österreichischen Kamptal und in der Wachau, in der Provence und gleich drei in Neuseeland.

2009 trat Tobias Heinrich in das Familiengut mit mehr als 400-jähriger Tradition ein; seit Sommer 2012 ist er mit seinem Vater gleichberechtigter Inhaber. Auf dessen Wissen und Erfahrung aus vier Jahrzehnten Weinbergsarbeit kann und will der Jungwinzer nicht verzichten: Das ist unbezahlbares Kapital. Auf zwölf Hektar Rebland in den Lagen Heilbronner Stifts- und Wartberg mit Gewannen wie Löwenherz und Hundsberg werden zwei Drittel rote und ein Drittel weiße Trauben geerntet: überwiegend Riesling, Trollinger, Lemberger sowie Weiß- und Spätburgunder. Daraus entstehen sehr von den Böden - Keuper, aber auch Mergel und Schilfsandstein - geprägte Weine.

Der Einzellage Wollendieb, der besten Parzelle im Hundsberg, gilt Tobias Heinrichs besondere Aufmerksamkeit. Aus ihr kommen die Trauben - hauptsächlich Lemberger sowie etwas Cabernet -, aus denen er seinen Lieblingswein, die 2009er Rotweincuvée, komponiert. Markante, vom Lemberger geprägte Frucht, viel Kraft, enorme Dichte und langer Nachhall charakterisieren diesen eleganten und animierenden Wein, der schon jetzt ein hohes Reifepotenzial erkennen lässt. Das Filetstück unter den Weinbergen der Heinrichs hat seinen Namen von einem bayrischen Fuhrmann, der 1587 eine Ladung Wolle brachte, um sie gegen eine Fuhre Heilbronner Wein zu verkaufen. Doch gleich am ersten Tag geriet er an den Hundsberger, der ihm so zusagte, dass er nicht mehr loskam, bis der ganze Erlös der Wolle vertrunken war.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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