Einem weltberühmten und traditionsreichen Weingut neuen Schwung zu verleihen und dessen Weine weiter zu verfeinern, zählt zu den anspruchsvollsten Aufgaben eines Winzers. Ebendies versucht seit wenigen Jahren der sympathische junge Weinbauingenieur Maximilian Ferger (Jahrgang 1980) in Bernkastel/ Mosel. Seine Herausforderungen heißen Bernkasteler Doctor und Wwe. Dr. H. Thanisch. Lage und Weingut gehören seit Jahrhunderten zusammen und zählen zu den Kronjuwelen des deutschen Weinbaus. Maximilian bringt das nicht aus der Fassung. Denn seine profunden Fachkenntnisse und reichen Erfahrungen verleihen ihm ein solides Selbstvertrauen, ganz nach dem Motto: Wenn wir alles richtig machen, wird auch das Ergebnis richtig sein. Noch nicht sehr bekannt ist, dass dieses Weingut neben dem Doctor auch über sehr gute Flächen in der Wehlener Sonnenuhr, der Brauneberger Juffer-Sonnenuhr, dem Graacher Himmelreich und der Bernkasteler Lay verfügt - alles Spitzenlagen. Und traumhafte Möglichkeiten für den ehrgeizigen jungen Weinmacher.
Eine Art Liebesgeschichte nennt Maximilian Ferger, der eigentlich Veterinärmediziner werden wollte und auf einen Studienplatz wartete, seinen etwas ungewöhnlichen Weg zum Wein. 2002 kam er zufällig in einer Kneipe in Albanien mit einem Gast ins Gespräch, der in Geisenheim Weinbau studierte. Der erzählte sehr interessant und anschaulich von Lagen, Terroir und Gärung - und Maximilian Ferger war fasziniert.
So fasziniert, dass er schon im Frühjahr darauf ein Vorpraktikum im Rheingauer Weingut Prinz von Hessen machte, um danach ein Studium in Geisenheim zu beginnen. Manchmal haben eben auch lange Wartezeiten auf begehrte Studienplätze ihre guten Seiten. Nachdem er das Diplom für Weinbau und Önologie in der Tasche hatte, wurde er Mitgründer des Riesling-Projekts 156 an der Ruwer, anschließend arbeitete er zwei Jahre lang auf dem Weingut Schloss Halbturn im Burgenland. 2008 holte ihn Barbara Rundquist, die Besitzerin des Weinguts Thanisch, als Gutsverwalter und Betriebsleiter nach Bernkastel-Kues.
In dem renommierten Riesling-Gut, das auch ein wenig Pinot Noir erzeugt, kann er seine Erfahrungen umsetzen und seinen Weinenthusiasmus ausleben. Unter all den Kellerschätzen hat er einen Favoriten, den Berncasteler Doctor Riesling Kabinett von 2010. Diese hundertprozentige Steillage mit Süd-Südwest-Ausrichtung zeichnet sich durch einen mittelgründigen, steinigen, lehmigen Tonschieferverwitterungsboden aus und bringt kräftig-würzige Weine mit viel Ausdruck hervor. Die typische Säurestruktur des Jahrgangs lässt den Wein lebendig wirken, verspricht aber auch ein enormes Reifepotenzial. Auch wenn Maximilian Ferger, wie er sagt, dem Weinbau geradezu verfallen sei, findet er doch noch Zeit, sich gelegentlich seinen anderen Leidenschaften, dem Kochen, Jagen und Fliegenfischen, zu widmen.
Weintipp aus der Zeitschrift:
FINE Das Weinmagazin - Special No. 2
Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag
