Karten-Blickpunkte

Bargeld - Abschied vom Cent?

Am 4. Februar dieses Jahres hat die Royal Canadian Mint die letzte Serie Ein-Cent-Münzen in Umlauf gebracht. 20 000 Rollen umfasst die Serie. Dann ist die Produktion der "Pennies" endgültig eingestellt. Auch in Europa wird immer wieder über die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen diskutiert. Das EU-Parlament hat die EU-Kommission beauftragt, insbesondere aus Kostengründen die Einführung einer Rundungsregel zu überprüfen. Denn die Herstellungskosten der kleinen Münzen liegen nahe bei oder sogar über dem Nominalwert. Mit weiter steigenden Rohstoffpreisen könnte ihre Herstellung unwirtschaftlich werden, oder es droht gar das Horten und Zweckentfremden.

Dass es auch ohne die kleinen Münzen geht, machen Finnland und die Niederlande vor, wo jeweils zum nächsten fünf-Cent-Betrag auf- oder abgerundet wird. Das hat durchaus praktische Vorteile: Im Handel senkt es die Kosten der BargeIdlogistik, für den Kunden wird das Portemonnaie leichter und die Suche nach Kleingeld übersichtlicher.

Unter dem Strich wird damit die Barzahlung einfacher - was im Hinblick auf die klassischen Bargeldländer durchaus kontraproduktiv sein könnte, ist es doch das erklärte Ziel, nicht nur vom Cent, sondern zu einem möglichst hohen Anteil ganz vom Bargeld wegzukommen. Dass die Finnen auch ohne die kleinen Münzen in weitaus höherem Anteil Karten einsetzen als etwa die Deutschen, kann dabei nicht als Blaupause gelten. Diesen Schluss legt selbst das Flash Eurobarometer 335 vom Juli 2012 nahe, demzufolge der Anteil der Finnen, der die Handhabung der Euro-Münzen als "total einfach" bezeichnet, mit 95 Prozent zwar der höchste in der Euro-Zone ist - in dem die Niederländer mit nur 72 Prozent trotz des Verzichts auf die Kleinmünzen jedoch deutlich unter dem Durchschnitt von 78 Prozent liegen.

In Deutschland sind die Ein- und Zwei-Cent-Münzen im Vergleich zum übrigen Euroraum nicht nur überrepräsentiert. Die Bevölkerung hat auch eine positive Einstellung zu den Kleinmünzen. In der im Juli letzten Jahres veröffentlichten Zahlungsverhaltensstudie der Bundesbank (basierend auf Umfrageergebnissen aus dem Jahr 2011) stimmten 91 Prozent dem Spruch "Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert" zu. 82 Prozent gaben an, die Kleinmünzen ganz normal zum Bezahlen zu verwenden, nur 28 Prozent tun das nur ungern. Für eine Abschaffung sprachen sich nur 39 Prozent aus.

Kritiker einer Abschaffung der kleinen Münzen fürchten, dass sich daraus für den Konsumenten unter dem Strich Preiserhöhungen ergeben könnten. Schließlich lassen sich Waren so auszeichnen, dass häufiger auf- als abgerundet wird. Angesichts des Wettbewerbsdrucks mag das ein eher unwahrscheinliches Szenario sein, und die Bundesbank rechnet selbst für den Extremfall einer Aufrundung aller Einzelpreise maximal mit einem inflatorischen Einmaleffekt von weniger als einem Prozent.

Das aber wäre vielen Konsumenten vermutlich schon zu viel. Namentlich Kartenzahler könnten auf diese Weise argumentieren. Das Problem der "krummen" Beträge ist bei elektronischen Zahlungen bedeutungslos. Und gerade in einem Umfeld, in dem die Regulatoren das Surcharging verstärkt in den Fokus rücken, kann sich derjenige, der bei dem Rundungsverfahren fürchtet, unter dem Strich mehr zu bezahlen, fragen, weshalb er für ein nur bei Barzahlung entstehendes Problem mit zur Kasse gebeten werden soll. Wenn Surcharging, das die EU-Kommission als durchaus fair einschätzt, damit begründet wird, dass nicht ein zusehen sei, weshalb der Barzahler die Kosten der Karten zahlung tragen soll, könnte man im Umkehrschluss fordern, das Rundungsverfahren nur bei Barzahlung zur Anwendung zu bringen. Bei solchen Gedankenspielen kann man den Aufschrei des Handels schon förmlich hören. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X