Weichenstellungen im Kartengeschäft

Eufiserv am PoS: Die S-Card wird europatauglich

Die Mitgliedsländer der Europäischen Union haben das erklärte Ziel, einen einheitlichen, europäischen Zahlungsverkehrsraum zu schaffen. Gleichzeitig fordert die Europäische Kommission, nationale Märkte zu öffnen und Wettbewerbshindernisse abzubauen. Vor diesem Hintergrund standen und stehen die nationalen Betreiber von Debitkartensystemen vor großen Herausforderungen. Nationale Systeme müssen sich für die Single Euro Payments Area (Sepa) öffnen.

Zugleich fordert die Europäische Kommission "any card at any terminal". Für den kartengestützten Zahlungsverkehr wird somit eine Harmonisierung der ver schiedenen Debitkartenverfahren und gegenseitige Kartenakzeptanz angestrebt.

Bisher war es bewährte Praxis, auf den heimischen Märkten nationale Zahlsysteme zu nutzen. Den Karteneinsatz im Ausland garantierten Co-Branding-Partner wie Mastercard oder Visa.

Partner werden zu Wettbewerbern

Doch diese bisherigen Partner entwickeln sich in immer stärkerem Maß zu Wettbewerbern. Denn der Debitkartenmarkt ist in Europa hart umkämpft. Insbesondere in den Ländern, in denen Debitkarten wenig verbreitet sind, engagieren sich Master card und Visa mit großem Werbeaufwand, um ihre Systeme zu platzieren.

Daneben verstärken die internationalen Kartenunternehmen ihre Akquisitionsbemühungen in Ländern mit eigenen nationalen Systemen - auch wenn das zum Beispiel in Deutschland aufgrund der effizienten und preiswerten nationalen Kartenzahlverfahren mit erheblichem Aufwand verbunden ist. In den vergangenen Jahren hat zum Beispiel Luxemburg komplett auf ein internationales Debit-Kartenzahlungssystem umgestellt, das dort jetzt praktisch eine Monopolstellung inne hat.

Nationale Systeme stärken Wettbewerb und Preistransparenz

Diese Entwicklung wird auch in Brüssel mit Sorge betrachtet, denn sie droht die Bemühungen der EU-Kommission, transparente und wettbewerbsorientierte Preisstrukturen zu schaffen, zu konterkarieren. Nationale Systeme hingegen stärken den Wettbewerb und die Preistransparenz und bilden einen wirksamen Schutz vor der Abhängigkeit von einem internationalen Duopol.

Sie sind umso wichtiger, da der Aufbau eines komplett neuen, europäischen Debitkartensystems aussichtslos scheint. Zwar gibt es unter anderem mit dem Projekt Monnet seit mehreren Jahren eine Initiative, die versucht, eine europäische Debitkarte zu etablieren. Bislang scheiterte eine erfolgversprechende Umsetzung allerdings vor allem aus Kostengründen. Der Aufbau eines völlig neuen Schemas würde bei Banken, Dienstleistern und vor allem im Handel mehrere 100 Millionen Euro an Investitionen erfordern.

Wirtschaftliche Alternative

Eufiserv-Payments-PoS bildet ein europäisches Netz von Zahlungssystemen, das für eine europaweite Akzeptanz von Karten sorgt und gleichzeitig ausreichend Raum für nationale Gewohnheiten lässt. Die Stärke liegt in der Verknüpfung von etablierten Verfahren. Hier liegt ein grundlegender Vorteil gegenüber derjenigen Mitbewerbern, die versuchen, ein komplett neues System zu etablieren.

Bei Eufiserv-Payments-PoS haben sich die Akteure darauf verständigt, die spezifischen Anforderungen der verschiedenen Partnerländer zu integrieren. Möglich ist das, weil dahinter ein erprobtes Debitkartenssystem steht. Eufiserv wickelt erfolgreich seit mehr als 20 Jahren Verfügungen an den Geldautomaten europäischer Kreditinstitute ab. Gegründet als reiner Automatenverbund, stehen heute Privatkundenbanken aus zwölf europäischen Ländern sowie die European Savings Banks Group (Europäische Sparkassengruppe) hinter dem Netzwerk. In Europa betreibt der Verbund über 71000 Geldautomaten in neun Ländern. Insgesamt können sich weit mehr als 68 Millionen Europäer darauf verlassen, mit ihren Eufiserv-Karten Bargeld zu erhalten.

Genauso selbstverständlich sollen Kunden der angeschlossenen Kreditinstitute künftig über Eufiserv-Payments-PoS an den Händlerkassen bezahlen. Die neue Alternative ist vor allem für den Handel interessant. Er zahlt bei diesem Verfahren klar definierte Gebühren. Nach Abschluss der technischen Tests startete am 13. Oktober 2011 der Betrieb zwischen den deutschen Sparkassen und dem spanischen Eufiserv-PoS-Partner Euro 6000. Noch in diesem Jahr soll mit der Unterzeichnung weiterer Verträge der Aufbau eines Eufiserv-Payments-Akzeptanznetzes zügig fortgeführt werden.

Händler profitieren davon, dass dabei nur drei Parteien beteiligt sind: kartenausgebende Bank, Händler und Bank des Händlers. Bei Bezahlverfahren nach Maestro oder V-Pay sind deutlich mehr Akteure im Boot. Neben den beteiligten Geldinstituten wollen zusätzlich Processing-Dienstleister und die Kartenorganisationen verdienen. Das schlägt sich auch im Preis nieder. In den USA beispielsweise, wo ein Großteil der PoS-Transaktionen über Mastercard und Visa abgewickelt wird, betrug die Durchschnittsgebühr für Debit-Bezahlverfahren bislang rund 1,5 Prozent des Rechnungsbetrags. In Deutschland liegt die Gebühr für eine electronic cash Zahlung bei 0,3 Prozent (mindestens jedoch acht Cent).

Eufiserv-Payments-PoS sieht die bilaterale Vereinbarung der Interchange und eine flexible Anpassung der Transaktionskosten an die Gegebenheiten der jeweiligen Märkte vor. Damit unternimmt Eufiserv Brüssel den ersten Schritt, um künftig eine wirtschaftlich attraktive Alternative zu den Brands Mastercard/Maestro beziehungsweise Visa/V-Pay zu bieten.

In der Bundesrepublik werden jährlich mehr als drei Milliarden Girocard-Transaktionen abgewickelt. Die rund 45 Millionen Sparkassen-Cards sind bereits heute mit der neuesten und sichersten EMV-fähigen Chipgeneration ausgestattet und erfüllen damit alle Kriterien, die der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum für Kartenzahlungen vorsieht. Kartentransaktionen, die über den Chip abgewickelt und mit der PIN autorisiert werden, bieten höchstmögliche Sicherheit, wohingegen Verfahren, die wie Maestro oder das elektronische Lastschriftverfahren über den Magnetstreifen abgewickelt werden, immer stärker in die Kritik der Daten- und Ver braucherschützer geraten.

Eufiserv-Payments-PoS setzt dagegen ausschließlich auf Chip und PIN. Damit garantiert das Debitkartensystem ein Höchstmaß an Sicherheit. Betrugsrisiken bei der Kartenakzeptanz werden durch die Kartenechtheitsprüfung (Chip) und die PIN-Verifikation erheblich reduziert.

Wachstumspotenziale in Europa

Mit Eufiserv-Payments-PoS wird dem Markt ein offenes System angeboten, das eine hohe Wirtschaftlichkeit unter Kosten-Nutzen-Aspekten verspricht. Im Gegensatz zu den börsennotierten internationalen Zahlungssystemen ist es ein "non-profitscheme". Investitionen in künftige Weiterentwicklungen bleiben so überschaubar. Damit stellt Eufiserv-Payments-PoS eine diskutable Alternative zu den bisherigen internationalen Systemen dar.

In den kommenden Jahren plant Eufiserv-Payments-PoS einen strukturierten Aufbau seiner Geschäftstätigkeit. Möglich macht dies das Eufiserv-Netzwerk innerhalb von neun europäischen Ländern. Die Partner nutzen bereits heute bestehende, sehr effiziente und stabile Systeme, die Schritt für Schritt weiter vernetzt werden. Mit dem Start des Pilotprojektes tritt Eufiserv-Payments PoS auch den Beweis an, dass es möglich ist, einzelne Systeme komplett einzubinden.

Den Anfang machte Euro 6000 in Spanien,

im Frühjahr folgt ein skandinavischer Partner.

In Österreich sollen ebenfalls ab 2012 PoS-Zahlungen über Eufiserv möglich sein.

In der Bundesrepublik werden von dieser Entwicklung die Kunden der Sparkassen-Finanzgruppe profitieren. Insgesamt wer den mit Sparkassen-Cards pro Jahr 1,7 Milliarden Transaktionen am PoS abgewickelt. Rund zwei Prozent davon finden im Ausland statt. Untersuchungen haben er geben, dass rund 15 Prozent der Sparkassenkunden ihre Karte grenzüberschreitend nutzen.

Daraus ergibt sich für die Sparkassen-Finanzgruppe ein klarer Auftrag: auch diese Kundenbedarfe zu erfüllen. Über Eufiserv können Bundesbürger bereits europaweit Geldautomaten nutzen, in Zukunft kommen die PoS-Transaktionen dazu. Allein in Spanien werden nun an 263 000 Stellen im Handel die Sparkassen-Cards akzeptiert und die Zahlungen unabhängig von den internationalen Kartenorganisationen abgewickelt.

Entscheidend für den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) ist das Signal an den Markt: Eufiserv-Payments-PoS bietet Sparkassen die Lösung, um eine Alternative zu Mastercard und Visa für die Auslandsakzeptanz ihrer Karten aufzubauen.

85 Prozent der Auslandstransaktionen, die mit Karten von Sparkassenkunden getätigt werden, erfolgen in den an die Bundesrepublik angrenzenden Staaten sowie in Italien, Spanien und Portugal. Werden diese Länder über Eufiserv-Payments-PoS für deutsche Girocards geöffnet, hätten die Sparkassen das Gros der Kundenbedürfnisse erfüllt. Gleichzeitig profitierten auch die Kunden der anderen europäischen Eufiserv-Partner. Dieses Potenzial wird Eufiserv-Payments-PoS nutzen, um schnelles Wachstum und hohe Stückzahlen bei PoS-Terminals und Karten zu generieren.

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