Blickpunkte

Geldkarte: Von der Raucherzur Gesundheitskarte

Auf das Jugendschutzgesetz, das den Verkauf von Tabakwaren auch am Automaten nur noch gegen Altersnachweis erlaubte, hatten die Geldkarte-Verfechter bekanntlich große Hoffnungen gesetzt. Die Praxis hat aber gezeigt, dass die Karte auch als "Raucherkarte" nicht die erhoffte Nutzungssteigerung bewirkte (siehe cards Karten cartes 3/2009, Seite. 9).

Wo das Laster nicht zieht, hat das Geld-karte-Marketing nun das Gesundheitsbewusstsein als neue Chance entdeckt: nämlich dasjenige der Eltern hinsichtlich der Verpflegung ihrer Kinder. Für die Mittagsverpflegung in Ganztagsschulen, so weiß es Euro Kartensysteme, geben sie ihren Kindern durchschnittlich drei bis vier Euro pro Tag mit. Nur ein bis zwei Euro davon wandern jedoch tatsächlich in die Schulmensa, der Rest wird häufig beim Bäcker oder am Kiosk in Süßigkeiten umgesetzt. 42 Prozent der Kinder geben an, bis zu dreimal pro Woche außerhalb der Schule etwas zu essen oder zu trinken zu kaufen.

Hier wird die Geldkarte als Alternative gepriesen, mit der Eltern die Ernährung ihres Kindes unbemerkt steuern können. Während sie auf die Verwendung von Bargeld durch die Kleinen keinen Einfluss haben, soll der Einsatz der Geldkarte in (bislang deutschlandweit 250) Schulmensen das Einkaufsverhalten der Schüler steuern. Dass sich die elektronische Geldbörse anders als ursprünglich geplant - im Kleinbetrags-Einzelhandel, also etwa beim Bäcker oder beim Kiosk, nicht durchsetzen konnte, wird somit jetzt zum Marketingargument.

Bestrebungen des ZKA, die elektronische Geldbörse stärker mit dem Girocard-System zu vernetzen und am Point of Sale sowohl die Aufladung als auch bei kleineren Beträgen automatisch die (für den Händler preiswertere) Geldkarte- Transaktion vorzuschlagen, vertragen sich damit freilich schlecht. Bis die entsprechende technische Infrastruktur im Handel steht und die Geldkarte wirklich auch für den kleinen Einkauf im Nahversorgungsmarkt zum Einsatz kommen kann, wird es vermutlich noch eine Weile dauern, sofern der Handel überhaupt darauf anspringt. Elternbeiräte, die mit dem Argument der begrenzten Einsetzbar keit für die Geldkarte in der Schulmensa überzeugt wurden, werden sich dann aber betrogen fühlen. Red.

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