Blickpunkte

Girogo - Zweierlei Urteil

Girogo ist ein Thema, bei dem sich die Deutsche Kreditwirtschaft zwar grundsätzlich einig ist, bei dem sie aber ganz unterschiedlich agiert. Während die privaten Banken im Wesentlichen wohlwollend beobachten, sind die Sparkassen mit ganzer Kraft dabei. Die Genossenschaftsorganisation dagegen testet auch Paypass als Vergleichsobjekt.

Entsprechend dem unterschiedlichen Engagement in Sachen Girogo fallen nun auch die ersten Bewertungen aus. Der DSGV ist mit den Zahlen, soweit sie jetzt vorliegen, nicht unzufrieden und gibt zu Bedenken, dass ein Big Bang bei der Nutzung des neuen Verfahrens kaum zu erwarten war. Ohnedies dauerte es nach dem offiziellen Start im April noch geraume Zeit, bis die Partner auf Handelsseite tatsächlich mehr als nur eine oder zwei Filialen für die Girogo-Akzeptanz ausgestattet hatten. Schlimmer noch: Einige Partner sind aufgrund von Problemen ihrer Kassensysteme (die gar nicht Girogo-spezifisch sind) immer noch nicht dabei: McDonald's mit immerhin 60 Filialen in der Pilotregion ebenso wie der Discounter Netto mit 35 Standorten.

Gemessen daran, so Oliver Hommel vom DSGV, stimmen die ersten Daten zu Nutzungszahlen sehr zuversichtlich: Rund 15 bis 20 Prozent der ausgegebenen Karten wurden bislang kontaktlos genutzt.

In der Genossenschaftsorganisation hört sich die Interpretation der bisherigen Ergebnisse da schon ganz anders an: Die Technik läuft. Der Kundenzuspruch wird aber als mäßig bewertet - bis hin zu der Aussage, dass die Kreditwirtschaft den Kunden an dieser Stelle wohl rechts überholt - sprich, seine Bereitschaft für die neue Technik schlicht überschätzt habe.

Das ist gut möglich - und war auch bei der "klassischen" Geldkarte so. Girogo muss dennoch nicht zum Flop werden. Aber es wird einen enormen Marketingaufwand verlangen, das Produkt zum Erfolg zu machen - zumal dann, wenn erst mit der kontaktlosen Girocard eine Alternative zur Verfügung steht, die ohne das Aufladen auskommt. Für den Handel, insbesondere mit Umsätzen im Kleinbetragsbereich, mag Girogo auch dann noch die attraktivere, weil kostengünstigere Variante sein. Der Handel allein wird Girogo aber nicht zum Erfolg verhelfen können, wenn der Kunde nicht mitmacht. Mit Abo-Laden fühlt sich Girogo für den Kunden zwar letztlich nicht anders an als Girocard kontaktlos. Doch solange allein die Sparkassenorganisation dieses Konzept unterstützt, ist auch hier der Erfolg zweifelhaft.

Sicher ist es viel zu früh, über einen Flop von Girogo zu spekulieren. Ein bisschen aber hört sich der Optimismus der Sparkassenorganisation doch an wie das Singen im Dunklen.

Red.

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