Blickpunkte

Kontaktloses Zahlen Neue Akzente bei Mastercard

Die ganz großen Erfolge im Debitgeschäft sind für Mastercard vorbei. Dass die Kreditwirtschaft eines Landes geschlossen vom nationalen Debitsystem auf Maestro wechselt, wie beispielsweise in Österreich geschehen, wird es in Zukunft nicht mehr geben, meint Javier Perez, der Präsident von Mastercard Europe. Das gelte wohl auch für Belgien, wo eine solche Migration bis vor gar nicht so langer Zeit noch geplant war.

Dass es in Zukunft immer nur einzelne Banken oder Bankgengruppen sein werden, die sich für Maestro ohne Co-Branding mit einem nationalen System entscheiden, führt Perez vor allem auf die Interchange-Frage zurück. Wenn sich nicht abschätzen lässt, welche wirtschaftlichen Folgen der Wechsel des Debitsystems haben wird, falle es eben schwerer, eine solche Entscheidung zu treffen. Nach dem Brüsseler Verdikt vom Dezember wird es für Maestro wahrscheinlich noch schwerer.

Eine mindestens ebenso große Rolle spielen dürfte freilich auch der neue Wettbewerb. Wo es nur die Wahl zwischen nationalem und internationalem System gibt, ist Einigkeit sicher leichter herzustellen, als in einem Umfeld, in dem auch für die Sepa-Tauglichkeit verschiedene Optionen bereit stehen.

Wenn sich also nicht mehr in großem Stil Boden gewinnen lässt, bedeutet das für Mastercard aber vor allem: Im Debitwettbewerb kann das bis vor kurzem einzige internationale Debitsystem eigentlich nur Marktanteile verlieren. Und weil dies so ist, bleibt eigentlich nur eins: Um nicht als Verlierer dazustehen, gilt es das Augenmerk auf andere Schauplätze zu richten, auf denen es Erfolge zu vermelden gibt.

Dass die Miles & More-Kreditkarte seit Jahresbeginn 2008 nach neun Jahren Visa-Co-Branding nun als Mastercard ausgegeben wird, darf sicher an sich schon als Triumph über den Wettbewerber gesehen werden. Und indem das Portfolio als erstes in Deutschland mit der Technologie für das kontaktlose Bezahlverfahren Paypass ausgestattet wird, sichert man ihm zusätzliche Aufmerksamkeit.

Auf der Terminalseite fehlt es zwar noch an der Infrastruktur. Erster und bislang einziger Akzeptanzpartner in Deutschland ist ein Brezelhändler am Frankfurter Flughafen. Doch das erscheint aus Sicht von Mastercard nur als Schönheitsfehler - vielleicht ganz zu Unrecht. Denn an irgendeiner Stelle muss bei der Einführung einer neuen Technologie ja nun einmal begonnen werden. Und der Hinweis darauf, dass die Karten bereits bei 80 000 Akzeptanten in 20 Ländern rund um den Globus kontaktlos genutzt werden können, ergibt beim Lufthansa-Portfolio mit Sicherheit am ehesten einen Sinn.

Die Kosten des neuen Verfahrens für den Einzelhandel scheinen für Mastercard dabei keine oberste Priorität zu haben. Aussagen zur Höhe des Disagios sind jedenfalls uneinheitlich.

Norbert Gebhard spricht von etwa 29 Basispunkten. Auf die Frage, ob ein solches Entgelt im Bereich der Kleinbetragszahlungen, über die es beim kontaktlosen Zahlen ohne Benutzerauthentifikation ja nun einmal geht, das neue Verfahren für die Akzeptanten wirklich attraktiv scheinen lässt, bleiben er wie auch Javier Perez gelassen. Das Interesse des Handels sei außerordentlich hoch, und die Kosten dafür seien aus zweierlei Gründen zu rechtfertigen: Zum einen wegen des Wegfalls des Bargeldhandlings (wozu im Fall von Verkaufsautomaten auch noch das geringere Vandalismusrisiko kommt, wenn die Bargeldbestände im Gerät sinken); zum anderen lasse sich damit gerade in Umgebungen, an denen es schnell gehen müsse, der Umsatz beträchtlich steigern. Dass der Roll-Out am Flughafen startet, ist insofern nur konsequent.

Die Begeisterung der Verbraucher ist laut Mastercard-Umfragen ebenso hoch wie beim Handel. Ob dies auch bei den Deutschen mit ihren bekanntermaßen großen Sicherheitsbedenken gilt, bleibt abzuwarten. Die bereits demonstrierte Integration von Paypass in Armbanduhren, durch die nicht nur der Komfort nochmals erhöht und zugleich das Verlust- und Missbrauchrisiko reduziert werden könnte, ist einstweilen sicher Zukunftsmusik. Damit dies Alltag würde, bräuchte es schon eine umfangreichere kontaktlose Infrastruktur. Bei der Integration ins Mobiltelefon sieht das schon ein bisschen anders aus. Und damit hat man zugleich eine Antwort auf die derzeit von Visa mit Nachdruck verfolgten Mobile-Payment-Initiativen. Red.

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