Ausland

Interchange-Senkung in der Schweiz

Nur vier Tage vor dem Durchbruch bei den Trilog-Verhandlungen über die Interchange-Regulierung in der EU gab es zum gleichen Thema auch eine Entscheidung in der Schweiz. Die Wettbewerbskommission (Weko) in Bern hat ihre Untersuchung zum Kreditkartenmarkt mit einer einvernehmlichen Regelung abgeschlossen, die eine Absenkung der durchschnittlichen Interchange Fee für Kreditkarten der Marken Mastercard und Visa von bisher 0,95 auf 0,44 Prozent vorsieht. Dieser Wert stützt sich auf eine Schweizer Studie zu den Kosten des Bargeldes. Die Regelung unterzeichnet haben auf Issuer-Seite Bonuscard.ch, Cembra Money Bank, Cornèr Banca, Credit Suisse, Post Finance, UBS und Viseca. Bei den Acquirern sind es Aduno, B + S Card Service, Concardis und Six Payment Services.

Die Absenkung erfolgt in zwei Schritten: zum 1. August 2015 zunächst auf 0,7 Prozent, zum 1. August 2017 dann auf 0,44 Prozent. Insgesamt soll der Handel damit um rund 50 bis 60 Millionen Schweizer Franken pro Jahr entlastet werden. Die 0,44 Prozent sind dabei als durchschnittliche Domestic Interchange zu verstehen, weil Issuer und Acquirer weiterhin die Möglichkeit haben, unterschiedliche branchen- und transaktionsabhängige Interbankenentgelte zu vereinbaren. Als Beispiel werden unterschiedliche Sätze für Transaktionen mit PIN und solche mit Unterschrift genannt.

Der im Vergleich zur EU höhere Interchange-Satz ist der Schweizer Wettbewerbskommission zufolge vor allem damit zu rechtfertigen, dass die Interchange-Senkung in der Schweiz auch Firmenkarten mit einbezieht. Überdies funktioniert das Maestro-System in der Schweiz ohne Interchange, während in der EU 0,2 Prozent oder 5 Cent je Transaktion vorgesehen sind. Würden in der Schweiz die gleichen Werte wie in der EU zur Anwendung gelangen, würde der Handel laut Weko jährlich rund 30 Millionen Schweizer Franken mehr zahlen als mit der Schweizer Lösung. Damit die Differenz zur EU nicht zu groß wird und die Schweiz von neuen Erkenntnissen in der EU profitieren kann, ist bei Änderungen auf EU-Ebene ein dynamischer Anpassungsmechanismus vorgesehen, der die Entwicklung in gleicher Höhe nachvollzieht. Sollte also die EU aufgrund neuer Studien den Wert von 0,3 Prozent beispielsweise auf 0,2 Prozent senken, würde der Satz in der Schweiz auf 0,34 Prozent abgesenkt. Dieser Anpassungsmechanismus soll dafür sorgen, dass die einvernehmliche Regelung langfristig Bestand haben kann.

Während in der EU die Honour-all-cards-Regel mit Blick auf die weiter unregulierten Firmenkarten gekippt wird, geht die Schweiz den umgekehrten Weg und hebt das Verbot der Non Discrimination Rule aus dem Jahr 2005 wieder auf. Dafür gilt der Maximalsatz von 0,44 Prozent bei den Eidgenossen auch für Commercial Cards. Kündbar ist die Vereinbarung erstmals zum 1. August 2019. Sofern keine Kündigung erfolgt, verlängert sie sich um zwei Jahre.

Einen Trost für deutsche Kartenemittenten hält die Weko auch bereit: Die Entwicklung des Kreditkartenmarkts in der Schweiz sei trotz der bereits erfolgten Senkungen der Domestic Interchange 2005 und 2009 gut entwickelt. Und selbst Maestro habe sich ohne Interbankenentgelt vergleichbar gut entwickelt wie die Kreditkarten mit einem solchen. Ein Blick auf die Strategien Schweizer Kartenemittenten kann sich also vielleicht lohnen. Red.

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