Mobile Payment

E-Geld in Tansania: aufbewahren statt überweisen

Wenn es um mobiles Bezahlen geht, richtet sich aus Europa der Blick gerne einmal in Entwicklungsländer, in denen viele Verbraucher ohne Bankkonto über die mobilen Bezahlsysteme in den bargeldlosen Zahlungsverkehr einsteigen.

Eine Studie von Przemyslaw Jeziorski von der Universität Berkeley und Nicholas S. Economides von der New York University zeigt aber, dass die Nutzungszahlen auch in diesen Ländern mit Vorsicht zu betrachten sind. Denn viele der Nutzer verwenden die mobilen Geldbörsen gar nicht zum Bezahlen. So zeigte sich bei der Analyse des Verhaltens von 1,4 Millionen Kunden des Mobilfunkers Tigo in Tansania, dass 35 Prozent des eingezahlten Geldes nie zwischen Nutzern transferiert wird, sondern wieder an die gleiche Person ausgezahlt wird, die es eingezahlt hat. Weitere 50 Prozent werden für lediglich eine Transaktion verwendet, bevor das Geld das Netzwerk wieder verlässt, zehn Prozent für zwei Transaktionen. Nur fünf Prozent der Gelder werden also mehr als zweimal für bargeldlose Transaktionen verwendet, so die Studie. Das lässt den vermeintlichen Vorsprung mobiler Bezahlsysteme in Entwicklungsländern schon in einem ganz anderen Licht erscheinen. In 17 Prozent der Fälle wird das Guthaben schon innerhalb von drei Stunden wieder ausgezahlt, in 20 Prozent der Fälle verbleibt es mehr als zehn Tage im Netzwerk. Bei den Transaktionen mit sehr kurzer Laufzeit von weniger als 20, 40 oder 60 Minuten erfolgt die Auszahlung im Schnitt in einer Entfernung von 5,2 km, 6 km beziehungsweise 6,2 km vom Einzahlungsort. Die Schlussfolgerung: In diesen Fällen dient die Handy-Geldbörse also lediglich dem sicheren Transport des Geldes.

Während in Deutschland viel über die Sicherheit mobiler Bezahlsysteme diskutiert wird, ist die Wahrnehmung in Entwicklungsländern also gerade umgekehrt. Angesichts der hohen Kriminalitätsrate, zumindest in den Städten, scheint ein mobiles Bezahlsystem im Vergleich zum Bargeld die höhere Sicherheit zu bieten.

Das ist den Nutzern in Tansania ein Entgelt von etwa 7 Prozent beim Auszahlen wert. In urbanen Teilen des Landes sind die Kunden der Studie zufolge bereit, im Schnitt Kosten von 1,52 Prozent pro Kilometer oder 0,8 Prozent pro Tag dafür in Kauf zu nehmen, Bargeld in der relativen Sicherheit der Handy-Geldbörse zu verwahren. Red.

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