Bargeld

Fragwürdige Restriktionen

Immer mehr geht es dem Bargeld an den Kragen. In manchen Märkten, namentlich Nordeuropas, verschwindet das Bargeld ganz von allein. So akzeptieren in Schweden Einzelhändler nur noch selten überhaupt Bargeld. Gleichzeitig haben die großen Banken des Landes sich seit 2010 in hohem Maße aus der Bargeldversorgung zurückgezogen, sodass das Land die zweitschlechteste Abdeckung mit Geldautomaten innerhalb Europas aufweist. Von den Bürgern wird diese Entwicklung offenbar klaglos nachvollzogen.

Im Gegensatz zu diesem organischen Prozess stehen regulatorische Eingriffe, die regelmäßig deutlich laute Reaktionen nach sich ziehen. Das gilt für die Schweiz, wo Pensionskassen Schwierigkeiten haben, wenn sie größere Mengen Bargeld in Tresoren lagern wollen, um den von der Schweizer Nationalbank eingeführten Negativzinsen zu entgehen. Und es gilt auch für Frankreich, wo Finanzminister Michel Sapin die Obergrenze für Barzahlungen auf 1000 Euro beschränkt hat.

Eines ist somit offensichtlich: Überlässt man dem Markt die Entwicklung, dann geht die Bargeldnutzung zwar vielleicht langsam, aber kontinuierlich zurück. Wird seine Nutzung per staatlichen Eingriff eingeschränkt, regt sich der Protest.

Schon lange werben die Verfechter des bargeldlosen Zahlungsverkehrs damit, dass sich mit einer Verringerung der Barzahlungen die Schattenwirtschaft eindämmen und die Steuerehrlichkeit verbessern lässt. Doch mittlerweile drängt sich der Öffentlichkeit der Verdacht auf, dass es letzten Endes darum geht, den Zugriff auf die Bankguthaben zu bekommen. Dem Schreckgespenst der Negativzinsen können Bankkunden bei einem Bargeldverbot immer schwerer entgehen. Steht ein solches im Raum, wächst somit die Gefahr, dass die Liebe zum Bargeld - entgegen dem Trend - wieder steigt. Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele hat deshalb Recht daran getan, deutlich zu machen, dass die Deutsche Bundesbank keine Einschränkungen des Bargeldverkehrs und damit der Wahlfreiheit der Verbraucher plant. Und auch die Bundesregierung wäre gut beraten, sich diese Einstellung zu eigen zu machen und den Bürgern auch weiterhin die Wahlfreiheit zu lassen. Gerade in einem "Bargeldland" wie Deutschland wäre der Schaden von Restriktionen bei der Bargeldnutzung vermutlich weit größer als der Nutzen. Red.

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