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Girocard 2017 - kontaktlos erfolgreich

Abbildung 1: Girocard-Transaktionen 2008 bis 2017 in Millionen Quelle: Die Deutsche Kreditwirtschaft/Euro Kartensysteme, Stand: April 2018

Immer stärker mehren sich die Stimmen, die nationalen Bezahlsystemen wie der Girocard in einem immer stärker von Globalisierung und Konzentration geprägten Payment-Markt, in dem Volumina zum alles dominierenden Erfolgsfaktor werden, das Aus vorhersagen. Noch ist die Entwicklung der meistgenutzten Karte in Deutschland jedoch prächtig. Auch für 2017 spiegeln die Girocard-Jahreszahlen, wie sie die Deutsche Kreditwirtschaft präsentiert hat, eine Erfolgsgeschichte wider.

Erstmals drei Milliarden Transaktionen

Erstmals hat die Girocard im Jahr 2017 die Marke von drei Milliarden Transaktionen geknackt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 3,18 Milliarden Transaktionen getätigt und dabei rund 162,8 Milliarden Euro bezahlt. Für ein nationales Bezahlsystem sind das schon stattliche Zahlen. Heruntergebrochen auf die etwa 108 Millionen ausgegebenen Bankkarten in Deutschland ergibt sich dabei ein Durch schnitt von etwa 29 Transaktionen pro Karte im Jahr.

Im Einzelhandel war die Girocard denn auch der stärkste Treiber des kartengestützten Bezahlens in Deutschland. Insgesamt kamen Kartenzahlungen 2017 auf einen Anteil von 46,9 Prozent (Vorjahr 45,6 Prozent) am Einzelhandelsumsatz, so die aktuelle EHI-Studie. Der Umsatzanteil der Girocard liegt bei 26,3 Prozent.

Durchschnittsumsatz je Transaktion sinkt weiter

Einmal mehr stieg die Anzahl der Transaktionen stärker (um rund 8,7 Prozent) als das Transaktionsvolumen (7,7 Prozent). Damit sank der durchschnittliche Zahlbetrag je Transaktion um rund 0,9 Prozent von 51,64 Euro (2016) auf 51,15 Euro (2017). Aus Sicht der Kreditwirtschaft ist diese Entwicklung unverändert begrüßenswert, spiegelt sie doch wider, dass immer häufiger auch kleinere Beträge per Karte bezahlt werden. Und dies wiederum bringt die Branche dem Ziel näher, das Bargeld zurückzudrängen. Dass seit Inkrafttreten der Interchange-Regulierung Mindestbetragsgrenzen für das bargeldlose Bezahlen, die im Handel mitunter individuell gesetzt wurden, praktisch verschwunden sind, unterstützt die Entwicklung zu sinkenden Durchschnittsbeträgen pro Transaktion.

Allerdings ist hier noch deutlich Luft nach oben, wie die jüngste Mitgliederbefragung des EHI zeigt. Denn aus Sicht der befragten Händler wird Bargeld auch in den kommenden fünf Jahren bei Beträgen unter 30 Euro die dominierende Zahlungsart bleiben, auch wenn der Transaktionsanteil sukzessive sinkt. Die Gircoard sehen die Händler in diesem Bereich an zweiter Stelle. Bei Beträgen über 30 Euro messen die Händler dem Bargeld für die Zukunft keine größere Bedeutung mehr zu. Stattdessen sehen sie die Girocard, ob kontaktbehaftet, kontaktlos oder mobil, an erster Stelle der dominierenden Zahlungsarten der nächsten Jahre.

Mehr als jedes zweite Terminal kontaktlos

Bei der Zahl der aktiven Bezahlterminals ist das Wachstum weniger stürmisch, liegt aber durchaus im Trend der letzten Jahre. Sie erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent auf rund 816 000. Im Durchschnitt der letzten 10 Jahren war im Terrminalnetz eine jährliche Wachstumsrate von 3,6 Prozent zu verzeichnen, wobei seit 2012 regelmäßig nur noch eine Zwei vor dem Komma steht. Die Sättigungsgrenze rückt also wohl immer näher.

Mit der Girocard-Akzeptanz reagieren Händler auch auf den zunehmenden Kundenwunsch nach Kartenzahlung, wie eine repräsentative Umfrage der GfK im Auftrag von Euro Kartensysteme vom November 2017 belegt: 61 Prozent der 363 befragten Händler gaben dabei an, dass das Bezahlen mit Girocard von den Kunden verlangt wird - nur sechs Prozentpunkte mehr treffen die gleiche Aussage für das Bargeld.

Rasch vorangekommen ist das kontaktlose Bezahlen. Im Januar 2017 hatte das erste Terminal von der Deutschen Kreditwirtschaft die Zulassung für den deutschlandweiten Betrieb erhalten. Inzwischen konnten bereits mehr als 460 000 Girocard-Terminals für das kontaktlose Bezahlen ausgerüstet werden. Das entspricht einem Anteil von gut 56 Prozent an der gesamten Terminalbasis. Bis Ende 2018 werden laut EHI drei Viertel der großen Handelsunternehmen in Deutschland das kontaktlose Zahlen eingeführt haben.

Auch die Kunden nehmen das kontaktlose Bezahlen mit ihrer vertrauten Bank- oder Sparkassenkarte so schnell und intuitiv an, wie keine andere neue Funktion der Girocard je zuvor. Obwohl zum Jahresende 2017 erst rund 34 Millionen Girocards über die NFC-Funktion verfügten (was einem Anteil von knapp einem Drittel entspricht), lag bei den Karten der Sparkassen sowie der Volks- und Raiffeisenbanken der Anteil der kontaktlosen Zahlungen im Dezember 2017 bereits bei jeweils rund fünf Prozent. Für eine technische Neuerung ist das schon ein ordentlicher Erfolg.

Digitale Girocard kann entscheidend werden

Das alles sind natürlich vergangene Lorbeeren, auf denen sich die Kreditwirtschaft nicht ausruhen darf, wenn sie die Erfolgsgeschichte fortschreiben will. Die technische Weiterentwicklung ist deshalb entscheidend.

Denn natürlich sind die Terminals im stationären Einzelhandel und die dort abgewickelten Transaktionen immer noch ein wichtiger Gradmesser für den Erfolg des Systems. Allerdings muss auch die Girocard sich dem veränderten Nutzungsverhalten der Karteninhaber anpassen, nämlich der verstärkten Nutzung digitaler Kanäle für den Einkauf. Eine Karte, die nur für den Einkauf vor Ort einsetzbar ist, droht unter diesen Rahmenbedingungen Marktanteile zu verlieren, wenn auch der stationäre Handel Umsatzanteile an den E-Commerce verliert. Die Girocard muss deshalb digital werden.

Im E-Commerce noch ein weiter Weg

Ab Mitte Mai 2018 soll es so weit sein. Dann wird die Girocard digital im Smartphone hinterlegt werden und dann auch für das kontaktlose Bezahlen per NFC an jedem kontaktlosfähigen Terminal mit Girocard-Akzeptanz genutzt werden können. Für den Durchbruch des mobilen Bezahlens, wann immer und in welchem Ausmaß dieser in Deutschland tatsächlich kommen wird, ist die Girocard damit nicht nur gerüstet. Vielleicht bietet sie sogar die größten Chancen dafür, das mobile Bezahlen in Deutschland voranzubringen. Denn gerade beim Thema Bezahlen setzen die Verbraucher hierzulande gern auf Bewährtes und Vertrautes.

Wichtiger ist die Digitalisierung allerdings im Hinblick auf den E-Commerce. Erst dann, wenn die Girocard beim Online-Einkauf genauso selbstverständlich genutzt werden kann wie Paypal oder die Kreditkarte, kann ihre Zukunftsfähigkeit wirklich als gesichert gelten. Bis dahin ist es aber wohl noch ein gutes Stück Weg zurückzulegen. Red.

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