WETTBEWERB

Hilfe aus den USA und China

Wenn man der EU-Kommission in Sachen Payment-Regulierung eines vorwerfen kann, dann eine zu enge Fokussierung auf die Marktmacht der Banken. Sie stand ebenso bei der Interchange-Regulierung wie auch bei der PSD2 Pate. So gut und wichtig die hier vorgeschriebenen Schnittstellen für die Weiterentwicklung digitaler Services auch sein mögen, so war es doch ein Fehler, den Zugriff auf die Infrastruktur der Banken als Einbahnstraße anzulegen.

Als die Vertreter der Bankenbranche dies seinerzeit monierte, wurde die Kritik als bloßer Versuch der Branche abgetan, die eigene Marktmacht zu sichern. Ein Stück weit mag es das auch gewesen sein. Allerdings hat die Kreditwirtschaft sehr viel früher als die Regulatoren erkannt, in welchem Ausmaß diese vermeintliche Macht durch die neuen digitalen Angebote gefährdet sein würde. Während die EU-Kommission ihren Blick nur auf Dienste wie Sofort oder Start-up-Fintechs richtete, denen mit den Schnittstellen zu Recht der Marktzugang erleichtert werden sollte, bereitete sie damit ungewollt den Bigtechs das Feld dafür, den europäischen Banken gewissermaßen das Wasser abzugraben. Dies zu erkennen, hat (zu) lange gedauert.

Dieses Versäumnis wurde mittlerweile erkannt und die Mühlen der EU-Bürokratie sind in Bewegung geraten, so mit der Einleitung einer förmlichen kartellrechtlichen Untersuchung gegen Apple, um festzustellen, ob das Verhalten des Unternehmens im Zusammenhang mit Apple Pay gegen die EU-Wettbewerbsvorschriften verstößt. Aus entsprechenden Verfahren gegen Mastercard und Visa weiß man, wie lange so etwas dauert. Umso dringender werden Fortschritte beim europäischen Payment Scheme, wenn europäische Anbieter im Wettbewerb nicht noch weiter zurückfallen sollen.

Aus europäischer Sicht unguter Wettbewerb kommt indes nicht ausschließlich von Apple und den übrigen "GAFAs", sondern perspektivisch auch von den dominanten chinesischen Playern wie Alibaba (Alipay) oder Tencent (Wechat Pay). Zweifellos ist es für Händler, die viele chinesische Reisende zu ihren Kunden zählen, sehr angenehm, mit diesen beiden Bezahlverfahren, ergänzt um China Union Pay, nahezu sämtliche Zahlungsbedürfnisse dieser Klientel abdecken zu können, zumal Payment-Dienstleister dies inzwischen mit "Rundum-Sorglos-Gesamtpaketen" nochmals vereinfachen. Sollten die Anbieter dieser Verfahren allerdings beginnen, auch um europäische Nutzer zu werben, dann könnte sich die Sicht auf die Thematik rasch deutlich verändern. Datenschutz ist dabei sicher nur ein wichtiges Stichwort.

Insofern kann es die Payment-Branche mit Wohlgefallen betrachten, dass die Marktmacht solcher Giganten mittlerweile nicht nur in den USA, sondern inzwischen sogar auch in China ins Visier der Politik und der Wettbewerbsbehörden geraten ist. Wenn diese Marktmacht in den jeweiligen Heimatmärkten durch regulatorische Maßnahmen eingeschränkt wird, dann kann letztlich auch Europa als Trittbrettfahrer davon mit profitieren. Darauf warten sollten europäische Regulatoren, Wettbewerbshüter und Datenschützer natürlich nicht. Red.

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