PRODUKTPOLITIK

Kundennutzen im Fokus

Wann immer in der Payment-Welt ein neues Zahlungsprodukt beziehungsweise eine neue Funktion eingeführt wird, dann sind die Branchenvertreter natürlich die ersten, die damit bezahlen. Gerne berichten sie dann launig über ihre Erfahrungen, die am Anfang in aller Regel von Kinderkrankheiten geprägt sind. So war es auch in den Frühzeiten des kontaktlosen Bezahlens in Deutschland. Da konnte es schon einmal vorkommen, dass die an sich schnelle Kontaktlostransaktion den Betrieb an der Kasse ins Stocken brachte, weil erst die eine Kassiererin gefunden werden musste, die sich damit auskannte und der Meldung des Terminals "Transaktion abgeschlossen" Vertrauen schenkte, ohne zudem noch nach PIN, Unterschrift oder gar beidem zu verlangen.

Das hat sich inzwischen grundlegend verändert. Heute sieht der typische Dialog an der Kasse wie folgt aus. Der Kunde sagt "mit Karte bitte", woraufhin die Kassiererin routiniert antwortet: "dranhalten oder einstecken". Die anfänglichen Befürchtungen, die Akzeptanz bei den Kunden könne an der unterschiedlichen Platzierung des Kontaktloslesers im Terminal scheitern, der sich mal an der Seite, mal oben befindet - Geschichte. Tatsächlich gibt es auch noch Karten ohne Kontaktlosfunktion im Markt. Wer jedoch mit einer solchen Karte mit Ablaufdatum 2021 und einem entsprechend schon etwas abgenutzten Chip an der Kasse steht und der Chip mal wieder nicht auf Anhieb gelesen wird, der erntet mittlerweile kompletten Unglauben, wenn er nach dem gutgemeinten Hinweis des Kassenpersonals, doch einfach kontaktlos zu bezahlen, erklären muss, dass die eigene Karte über diese Funktion nicht verfügt.

Natürlich lässt sich darauf verweisen, dass die Corona-Pandemie die Akzeptanz des kontaktlosen Bezahlens massiv beschleunigt hat. Kontinuierlich stark gewachsen ist sie jedoch auch schon zuvor. Daran lässt sich ablesen: Wenn ein Payment-Produkt für den Kunden einen echten Nutzen hat und als praktisch empfunden wird, dann wird es auch angenommen. Will es mit der Nutzung nicht vorangehen, dann ist das ein Zeichen, dass es dafür keinen echten Kundenbedarf gibt, und dann taugt das Produkt/die Funktion nichts. Das hat nicht nur die deutsche Kreditwirtschaft schon schmerzhaft erfahren müssen.

Bei EPI wird das vermutlich nicht ganz so einfach sein - dazu sind die Zahlungsgewohnheiten in den einzelnen Märkten zu verschieden. Sie alle unter einen Hut zu bringen, ist da natürlich eine Herausforderung. Nicht jede EPI-Funktion wird, wenn es denn einmal so weit ist, in allen Märkten gleichermaßen gut angenommen werden. In der Mehrheit der europäischen Märkte sollte sich ein Erfolg aber schon einstellen. Die Chancen dafür stehen vermutlich gar nicht so schlecht. Der Digitalisierung sei Dank ist mittlerweile ziemlich klar, was der Nutzer will und was nicht. Auch "Best Practices", an denen man sich orientieren kann, gibt es genug. Red.

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