Mobile Payment

Lernen von der Schweiz

Schon seit Jahren steht der Durchbruch des mobilen Bezahlens in Deutschland diversen Prognosen zufolge kurz bevor. Dass es zu diesem Durchbruch noch immer nicht kam, obwohl diverse Angebote zur Verfügung stehen, liegt gewiss nicht nur daran, dass der deutsche Konsument zu trottelig oder verbohrt ist, die Verfahren zu verstehen oder ihre Vorteilhaftigkeit zu erkennen. Es mag auch damit zu tun haben, dass es das eine dominierende Verfahren bis heute nicht gibt.

Denn so sehr Regulatoren sich über einen wettbewerbsintensiven Markt mit einer Vielzahl an Angeboten freuen: Der Verbraucher tickt da doch ein Stück weit anders. Was er wünscht, ist Sicherheit - und zwar nicht nur im Hinblick auf eine zuverlässige und möglichst missbrauchsfreie Abwicklung, sondern auch mit Blick auf die Sicherheit, das bevorzugte Verfahren fast überall einsetzen zu können. Nicht umsonst ist die Girocard mit ihrem riesigen Akzeptanznetz hierzulande die vom Verbraucher am meisten geschätzte und genutzte Zahlungskarte.

Das Beispiel Kreditkarte zeigt zwar, dass im Bewusstsein der Kunden durchaus mehrere Verfahren ihren Platz haben. Die Fülle der Angebote sollte jedoch überschaubar bleiben. Genau das ist beim Mobile Payment hierzulande derzeit nicht der Fall. Und so zeigt sich, dass mehr nicht nur nicht mehr hilft, sondern sogar schädlich sein kann. Auch Alipay ist sicher nicht deshalb so stark geworden, weil chinesischen Konsumenten so viel Auswahl zur Verfügung steht.

Der Blick muss aber gar nicht so weit in die Ferne schweifen. Schon der Blick in die Schweiz zeigt, dass Gemeinsamkeit beim mobilen Zahlen Trumpf ist. Gleich zwei Marktteilnehmer haben dort eine Vielzahl von Kooperationspartnern gesucht, um flächendeckende Initiativen aufzusetzen: Das von der Postfinance 2014 ins Leben gerufene Mobile-Banking-Verfahren Twint ist mit 15 teilnehmenden Kreditinstituten und einer Vielzahl von Handelsunternehmen - darunter Migros und Coop als Marktführer im Lebensmittelbereich - weitgehend flächendeckend vertreten. Paymit hingegen, das Verfahren der Six Group wird von der UBS, Swisscom, sieben Kantonalbanken und Raiffeisen unterstützt, hat aber noch deutlich weniger Akzeptanzpartner.

Nun gibt es Anzeichen dafür, dass beide Verfahren möglicherweise zusammengelegt werden könnten. Am 30. März wurde die Aufnahme ergebnisoffener Gespräche bekanntgegeben. Hier wollen Credit Suisse, Postfinance, Raiffeisen, UBS, Zürcher Kantonalbank, Six, Coop und Migros sowie Swisscom die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit prüfen, um den Schweizer Konsumenten sowie dem Einzelhandel eine integrierte, standardisierte Lösung anzubieten, die dann kanalübergreifend, flächendeckend und rasch in der Schweiz verbreitet werden kann, wobei der Investitionsschutz für Geschäftskunden sichergestellt werden soll.

Anfang Mai sollen erste Ergebnisse kommuniziert werden. Sollte es gelingen, Twint und Paymit zusammenzuführen, wäre das sicher ein großer Schritt für einen Durchbruch des mobilen Bezahlens in der Schweiz.

Natürlich ist der Schweizer Markt ein ganz anderer als in Deutschland. Sowohl im Handel als auch bei den Banken ist die Wettbewerbsstruktur wesentlich übersichtlicher. Auch im Zahlungsverkehr kam die Marktliberalisierung erst spät, sodass insgesamt sehr viel weniger Spieler unter einen Hut gebracht werden müssen. Das macht die Entwicklung einer gemeinsamen Mobile-Payment-Lösung zweifellos sehr viel einfacher als in Deutschland. Es mag aber auch sein, dass der Wille zur Kooperation und die Überzeugung, dass sich gemeinsam mehr erreichen lässt, in der Alpenrepublik ein Stück weit ausgeprägter ist. An dieser Stelle kann Deutschland von der Schweiz sicher etwas lernen. Red.

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