Automatisiertes Einkaufen

Neuer Wettbewerb um den "Share of Wallet"

Schon immer war es für Kreditinstitute wichtig, mit ihren Zahlungsverkehrsprodukten einen möglichst großen Anteil an den Ausgaben ihrer Kunden zu erreichen. Lange Zeit ging es dabei vor allem um den Platz der Karte im Portemonnaie. Daher auch der zeitweilige Boom der "Picture Card", da das attraktive oder auch ganz individuelle Motiv der Karte im Wettbewerb mit anderen einen Vorteil verschaffen sollte. Auch die Rolle von Premiumkarten als Statussymbol hat hier ihren Ursprung. Denn neben den Zusatzleistungen ging es für manche Zeitgenossen auch darum, durch das Zücken einer solchen Karte Eindruck zu machen.

Auch im digitalen Zeitalter geht der Wettbewerb um den "Share of Wallet" weiter - und er wird zunehmend schwieriger. Denn während das Zücken der Karte an der Kasse des stationären Einzelhandels stets eine Einzelentscheidung ist, werden im digitalen Handel oftmals Grundsatzentscheidungen getroffen, die nicht so schnell revidiert werden. So hinterlegt der Kunde etwa bei Paypal, aber auch in vielen - zumindest häufiger genutzten - Shops seine bevorzugte Zahlungsart und weicht davon aus Bequemlichkeitsgründen nicht so schnell wieder ab. Ist ein Kreditinstitut hier erst einmal außen vor, so ist die Position nicht so schnell zurückzuerobern.

Mit neuen Anwendungen und dem Internet der Dinge könnte sich diese Entwicklung noch mehr verschärfen. Wenn künftig etwa das Fahrzeug automatisch Parkgebühren bezahlt oder ein Verbraucher per Sprachassistenten beispielsweise Kaffee oder Waschmittel nachbestellt, dann dürfte dabei in den seltensten Fällen jedes Mal aufs Neue über die Wahl des Bezahlverfahrens nachgedacht werden.

Das mag einstweilen vielleicht noch wie Zukunftsmusik erscheinen. Doch der automatisierte Einkauf hat durchaus Potenzial, wie eine Studie des ECC Köln in Zusammenarbeit mit SAP Customer Experience zeigt. 15 Prozent der 498 Befragten gaben dabei an, generell am liebsten immer die gleiche Marke/Variante zu kaufen, weitere 72 Prozent tun das zumindest bei bestimmten Produkten. Über alle Produktgruppen hinweg können sich 57 Prozent der 20- bis 69- Jährigen vorstellen, automatisierte Bestellsysteme zu nutzen, unter den 14- bis 19-Jährigen sind es sogar 80 Prozent. Am höchsten ist der Zuspruch bei Haushaltspapier, Waschmitteln, Getränken, Duschgel und sogar Schokolade. Der "Dash-Button" überzeugt dabei nur 7 Prozent der Befragten, 46 Prozent würden die Bestellung über eine App bevorzugen.

Nur 19 Prozent der Verbraucher würden der Umfrage zufolge die Bezahlmethode bei solchen automatisierten Bestellprozessen jedes Mal neu festlegen. Eine Mehrheit von 52 Prozent hingegen präferiert die Abwicklung über eine hinterlegte Bezahlmethode. Denn nur dann kann das automatisierte Einkaufen wirklich seine Vorteile in Sachen Bequemlichkeit entfalten. Vollständig automatisierte Bestellprozesse wie die intelligente Wasch- oder Kaffeemaschine, die Waschmittel oder Kaffee selbstständig nachbestellen oder intelligente Kühlschrank, der selber Lebensmittel nachordert, sind ohnehin nur auf diese Weise denkbar.

Die Nutzung solcher IoT-Anwendungen kann sich zwar bisher nur ein gutes Drittel der 20- bis 69 vorstellen. Unter den 14- bis 19-Jährigen ist es aber bereits fast jeder Zweite. Kreditinstitute tun deshalb gut daran, sich schon heute zu überlegen, wie sie in diesem neuen Kontext ihren "Share of Wallet" sichern können. Denn verlorenes Terrain wird sich künftig wohl immer schwerer zurückerobern lassen. Red.

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