Mobile Payment

NFC-Schnittstelle: Ein Fall für den Regulator

Noch häufiger als der von Google Pay ist der Marktstart von Apple Pay in Deutschland vorausgesagt worden. Und nun war es doch Google, das das Rennen gemacht hat. Seit dem 26. Juni ist der Mobile-Payment-Dienst des Internetriesen in Deutschland verfügbar, unterstützt zuerst von Commerzbank, Comdirect, N26 und Boon (der Mobile-Payment-Lösung von Wirecard). Nach Angaben von Google werden demnächst auch LBBW/BW Bank und Revolut dabei sein.

Anders als bei Apple ist das Hinterlegen der Karte bei Google für den Emittenten nicht mit Kosten verbunden. Dass die magere regulierte Interchange nicht mit Google geteilt werden muss, macht es Kreditinstituten sicher leichter, den Dienst zu unterstützten. So überraschend ist somit vielleicht nicht, dass der Marktstart des Suchmaschinenanbieters in Deutschland vor dem des Hardwarelieferanten gelungen ist.

Weil Apple die NFC-Schnittstelle immer noch nicht freigibt, vermutlich auch, um das Geschäftsmodell des eigenen Bezahldienstes zu schützen, ist freilich auch Google Pay, genau wie die Wallets der Kreditwirtschaft, nur für Android-Geräte verfügbar, nicht aber fürs i-Phone. Daraus ergibt sich die skurrile Situation, dass sich i-Phone-Nutzer, die häufig zu den technikaffineren Verbrauchern zählen, in Deutschland in Sachen Mobile Payment wie Kunden zweiter Klasse fühlen müssen. Für Besitzer von Geräten, die zumindest vom Preis her eher dem Premiumsegment zuzuordnen sind, muss das ärgerlich sein.

Noch ist die aktive Nachfrage nach Mobile Payment seitens der Kunden hierzulande eher gering, der Druck auf Banken und Sparkassen somit überschaubar, umso mehr als rund drei Viertel der in Deutschland genutzten Smartphones mit Android laufen.

In dem Maße, wie mit den Mobile-Payment-Angeboten der Kreditwirtschaft und insbesondere der beiden Verbünde das Bezahlen per Smartphone für weite Kundengruppen verfügbar wird, dürfte sich das aber allmählich ändern. Dann könnten sich Kreditinstitute womöglich irgendwann doch gezwungen sehen, auch Apple Pay zu unterstützten - sie wären quasi durch den eigenen Erfolg dazu verdammt, wenn sie nicht einen Teil der Kunden vom Mobile Payment ausschließen wollen.

Ob sich zumindest ein Teil der damit verbundenen Kosten in Form von Entgelten an die Apple-Nutzer weitergeben lässt oder eine unterschiedliche Preisstrategie nach genutztem Handy-Betriebssystem am Markt nicht durchsetzbar ist, sei einmal dahingestellt. Der Ruf danach, dass der Regulator sich der Schnittstellenfrage annehmen möge, ist aber in jedem Fall berechtigt. Dass zwar Banken ihre Kontoschnittstellen für Drittanbieter öffnen müssen, die Hardwarelieferanten aber nicht, das ist nicht nachvollziehbar und müsste in Brüssel vielleicht noch nachdrücklicher als bisher vorgetragen werden. Red.

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