Marktforschung

Ohne staatliche Aufsicht

Notwendigkeit einer Bank im Zahlungsverkehr aus Verbrauchersicht (Angaben in Prozent) Quelle: Cofinpro, Finweb Radar Digitales Banking 2018

Payment ist kein Thema, das Verbrauchern besonders am Herzen liegt; es ist schlicht ein Mittel zum Zweck. Wie dieser Zweck erreicht werden kann, das ist Verbrauchern zunehmend egal. 89 Prozent der Deutschen können sich laut "Finweb Radar Digitales Banking 2018" grundsätzlich vorstellen, ihren Zahlungsverkehr über Nichtbanken abzuwickeln. Selbst unter den über 50- bis 65-Jährigen, die den alternativen Anbietern mit der größten Skepsis gegenüberstehen, sind es noch 83 Prozent.

Und die Offenheit gegenüber Nichtbanken im Zahlungsverkehr wächst. Über alle Altersgruppen hinweg ist sie von 2017 bis 2018 um zwei Prozentpunkte gestiegen. In besonderem Maße gilt das erwartungsgemäß für die jüngeren Altersgruppen. Unter den über 50-Jährigen ist die Gruppe jener, die sich die Abwicklung ihres Zahlungsverkehrs über Nichtbanken gar nicht vorstellen können, sogar um einen Prozentpunkt auf 17 Prozent gestiegen. Auch dieser Wert zeigt jedoch, wie sehr sich die etablierten Anbieter weiterhin anstrengen müssen, ihre Kunden zufriedenzustellen. Nur 11 Prozent der Befragten sind gar nicht bereit, für den Zahlungsverkehr zu Nichtbanken zu wechseln. Zum Vergleich: Im Kreditgeschäft und bei der Geldanlage beträgt dieser Anteil 37 beziehungsweise 35 Prozent.

Der Anbieter wird also immer austauschbarer - Hauptsache, es ist sicher, kostengünstig und einfach. Diese drei Punkte führen mit Nennungen von 80 Prozent, 73 Prozent und 51 Prozent das Ranking der wichtigsten Kriterien an. Sogar die Verfügbarkeit mit jedem Gerät (30 Prozent) ist den Befragten wichtiger als die Abwicklung über ein Unternehmen, das der staatlichen Aufsicht untersteht (26 Prozent) oder ein traditionelles Unternehmen mit hoher Verlässlichkeit (18 Prozent). Woher dann das hohe Maß an Sicherheit kommen soll, darüber machen sich die Menschen offenbar weniger Gedanken. Die Bedeutung der staatlichen Aufsicht hat aus Sicht der Befragten im Vorjahresvergleich sogar um zwei Prozentpunkte abgenommen. Schnelle Prozesse und die Verfügbarkeit rund um die Uhr und mit jedem Gerät werden stattdessen wichtiger.

Interessant sind die Befragungsergebnisse mit Blick auf die Preissensitivität. Die Kosten sind zwar für alle Altersgruppen das zweitwichtigste Kriterium in Sachen Zahlungsverkehr. Allerdings scheint das Preisbewusstsein bei den jüngeren Kunden abzunehmen. Während die Kosten von 78 Prozent der über 50-Jährigen und von 75 Prozent der 35- bis 49-Jährigen als wichtiger Punkt genannt werden, sind es unter den 18- bis 34-Jährigen "nur" noch 65 Prozent. Für wirklich attraktive Services könnte diese Zielgruppe somit in überschaubarem Umfang zahlungsbereit sein.

Wenn es ums Konto geht, geben 54 Prozent der Studienteilnehmer zu Protokoll, dafür "unbedingt" eine Bank zu benötigen. Wenn es um das Bezahlen am PoS oder im Internet geht, scheint die Bank indessen immer entbehrlicher zu werden. Für das Bezahlen im Internet brauchen immerhin noch 39 Prozent unbedingt eine Bank, an der Ladenkasse sind es 24 Prozent. Fast ebenso finden, dass die hier ihre Bank gar nicht benötigen. Durchgeführt wurde die bevölkerungsrepräsentative Studie übrigens im Juni 2018 - also noch vor der Kooperation von Paypal mit Google Pay. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X