E-Ticket

Mit sanftem Druck zum Mobile Payment

Seit dem Jahreswechsel gibt es bei Deutschlands größtem Verkehrsverbund, dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), Monats- und Jahreskarten nur noch als E-Ticket - auch am Automaten. Die Automaten geben jedoch die Chipkarten, auf denen das Ticket gespeichert wird, nicht aus. Sie sind nur an stationären Vertriebsstellen erhältlich. Eben mal morgens auf dem Weg zur Arbeit am Automaten eine neue Zeitkarte besorgen, damit ist es vorbei, wenn man das Stück Plastik nicht hat. Besonders unkomfortabel ist das für jene Kunden, die nur gelegentlich eine solche Zeitkarte benötigen und dann im Bedarfsfall die alte Karte nicht mehr zur Hand haben, um sie mit der neuen Fahrtberechtigung aufladen zu können.

Doch vielleicht ist das Absicht. Gerade in dieser Zielgruppe schlummert schließlich das vermutlich größte Potenzial, wenn es darum geht, das E-Ticket ganz ohne physische "Fahrkarte" beziehungsweise Trägermedium voranzutreiben. Wer es einmal erlebt hat, kurzfristig keine Zeitkarte erwerben zu können, weil gerade keine Vertriebsstelle für das Stück Plastik in der Nähe und/oder geöffnet ist, für den mag das rein virtuelle E-Ticket, zu kaufen über die RMV-App, eine attraktive Alternative darstellen. Und ist der Kunde erst einmal registriert, stehen die Chancen vermutlich gut, dass derjenige auch für Gelegenheitsfahrten die App anstelle eines (für Einzelfahrten noch erhältlichen) Papierfahrscheins nutzt und so dem RMV dabei hilft, dem Ziel näherzukommen, vom Papier und damit dem Bargeld am Automaten wegzukommen.

Bis auf Weiteres, das ist dem Verbund klar, wird es ohne Papier nicht gehen - schon der Auswärtigen und der Gelegenheitsfahrer wegen, die fürs E-Ticket nicht registriert sind, und auch im Hinblick auf die Kunden ohne Smartphone. Und doch bietet sich über die Zeitkarten zumindest ein Einstieg in den Ausstieg.

All jene, die sich beizeiten eine Chipkarte für das E-Ticket besorgen und diese dann im Bedarfsfall auch zur Hand haben, können (einstweilen) auch weiterhin am Automaten mit Bargeld bezahlen. Für die anderen, die Vergesslichen oder Kurzentschlossenen, bringt die neue Regelung indirekt einen sanften Druck in Richtung Mobile Payment mit sich. Sollte dieses Beispiel bei anderen Verkehrsunternehmen und -verbünden Schule machen, könnte es durchaus sein, dass der ÖPNV damit (wie zuvor schon in anderen Ländern) seinen Teil dazu beiträgt, dem Mobile Payment hierzulande zum Durchbruch zu verhelfen. Red.

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