Kommunikation

Von Zwangstrennung und Ruhestand

Quelle: Euro Kartensysteme

Euro Kartensysteme hat die Scheidung eingeleitet: nämlich die von Karte und PIN. "Trennung muss sein!", so die Botschaft einer aktuellen Kampagne - aus Sicherheitsgründen, auch wenn in einer animierten Version des Motivs dabei bei der Karte die Tränen fließen.

Gestartet ist die Kampagne am 22. Oktober. Insgesamt fünf Wochen lang soll sie in 35 Städten auf Großflächenplakaten zu sehen sein, parallel dazu als animiertes Bild auf Facebook. Seit dem 1. November lautet es bis zum Jahresende in 95 Märkten in 15 Städten auch auf den Trennstäben an der Kasse: "Trennung muss sein!"

So lustig und aufmerksamkeitsstark diese Kampagne auch sein mag - im Grunde hat sie doch einen wenig erfreulichen Hintergrund. Dass es noch immer nicht gelungen ist, das Aufschreiben der PIN auf der Karte oder das gemeinsame Aufbewahren der beiden effektiv auszumerzen, ist kein Ruhmesblatt für die Banken. Hier zeigt sich einmal mehr ein Defizit in der Kommunikation, vielleicht auch in der technischen Weiterentwicklung.

Gewiss hätte man schon seit Jahren sehr viel intensiver auf die Sicherheitsrisiken hinweisen müssen, wenn Karte und PIN gemeinsam im Geldbeutel herumgetragen werden. Dass entsprechende Hinweise im Anschreiben sich keiner hohen Wahrnehmung erfreuen, ist schließlich hinreichend bekannt. Vielleicht hätte man auch die Wunsch-PIN früher einführen (und die Möglichkeit, die PIN zu ändern, besser herausstellen) können. Und vielleicht wird es auch einfach Zeit, die PIN etwa durch den Fingerabdruck zu ersetzen. Zwar kann auch der von Hackern bei den Meldeämtern abgegriffen werden, wie vor einiger Zeit bekannt wurde. Dafür würde das Sicherheitsrisiko des PIN-Zettels im Portemonnaie ausgehebelt.

Mit Blick auf die USA sind dies allerdings noch Luxusprobleme. Dort trommelt Mastercard mit einem Online-Video jetzt erst einmal dafür, das Unterschriftsfeld auf der Karte und die Unterschrift auf dem Zahlungsbeleg in Rente zu schicken und durch zeitgemäßere Authentifikationsmethoden abzulösen. Denn auch in den USA ist inzwischen der EMV-Chip auf dem Vormarsch. Einer US-Umfrage von Mastercard zufolge haben ohnehin nur 40 Prozent ihre Karte tatsächlich unterschrieben. Die übrigen sehen keinen Sinn darin.

Ab April 2019 sind deshalb Mastercard-Emittenten nicht mehr verpflichtet, auf der Kartenrückseite ein Unterschriftsfeld vorzusehen. Das gilt global. Auch in Deutschland wird die Kombination von Chip und PIN auch bei Kreditkartenzahlungen deshalb wohl zunehmen. Damit schließt sich der Kreis. Denn je mehr PINs der Kunde sich merken muss, umso wichtiger wird es, dass er diese zumindest frei wählen kann, damit er sie eben nicht aufschreiben muss. Red.

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