MOBILE PAYMENT

Kontaktloses Zahlen - nicht nur in Krisenzeiten

Dr. Christian Pirkner, Foto: Blue Code International AG

Die Corona-Krise hat das Bedürfnis nach berührungslosem Zahlen steigen lassen, sagt Christian Pirkner. Damit ist die Zeit reif auch für das mobile Bezahlen per Smartphone. Angesichts der erfolgten Einführung von Google Pay und Apple Pay gilt es jetzt, eine europäische Antwort zu finden und die Kräfte zu bündeln, um eine europäische Alternative zu bieten. Genau das ist das Ziel der im Oktober 2019 gegründeten European Mobile Payment Systems Association von sieben Mobile-Payment-Anbietern. Technisch und rechtlich sind damit die Voraussetzungen für ein europäisches Mobile Payment geschaffen. Red.

Covid-19 verändert die Welt. Nach einem globalen Stillstand steht uns ein wirtschaftliches Reset bevor, das sämtliche Weichenstellungen neu definiert. Wie unser Wirtschaftssystem aus dieser Krise herauskommt, kann mit heutigem Stand noch nicht prognostiziert werden. Aber bereits jetzt wird deutlich: Die Corona-Krise digitalisiert die Welt. Millionen Arbeitnehmer und Arbeitgeber sitzen aktuell im Homeoffice. Das Online-Geschäft boomt mehr denn je. Und auch analog hat sich das Konsumverhalten der Menschen verändert. Wir kaufen berührungslos ein, immer weniger Kunden bezahlen bar.

Apps im Bezahlbereich auf dem Siegeszug

Findet hier ein weitreichendes Umdenken statt? Und wer kann davon profitieren? Sind es europäische Banken und Bezahlsysteme oder gehen am Ende die US-amerikanischen Kundenmagneten Apple und Google und ihre Mobile-Payment-Wallets als die großen Gewinner aus der Krise hervor?

Apps im Bezahlbereich befinden sich auf Siegeszug. Denn die Menschen sind auf der Suche nach digitalen Alternativen zu Bargeld und Plastikkarten. Gerade in der aktuellen Krisenzeit werden dringender denn je berührungslose Bezahlsysteme gesucht.

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. Bitkom fordert nun beispielsweise, mindestens eine kontaktlose Bezahloption in Geschäften zu ermöglichen, wenn nötig auch durch eine gesetzliche Vorgabe. Eine Maßnahme, um auch bei zukünftigen epidemischen Virusausbrüchen die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu reduzieren. Denn auch wenn noch nicht endgültig geklärt ist, welche Rolle Bargeld, Plastikkarten und Bezahlterminals als Übertragungsmedium des Corona-Virus spielen, so wird von Experten, wie dem Virologischen Institut der Meduni Wien, empfohlen, potenziell virenbelastete Oberflächen weitgehend zu meiden.

Da reicht auch der Bezahlvorgang per Debit- oder Kreditkarte nicht. Denn generell ist bei Beträgen ab 25 Euro beziehungsweise. temporär während der Corona-Krise ab 50 Euro eine Authentifizierung vonnöten. Mit der PIN-Eingabe oder per Unterschrift geht ein erneutes Ansteckungsrisiko einher. Die Infektionsgefahr minimiert sich lediglich für das Kassenpersonal.

Der Griff zum eigenen Smartphone wiederum ermöglicht einen Bezahlweg ohne Berührungspunkte und somit einen umfassenderen Schutz. Gerade eine Zahlung mit Bluecode auf dem i-Phone oder Android-Smartphone erfolgt ohne Kartenterminal und ohne PIN-Eingabe am Terminal. Kunden von Bluecode müssen zum Beispiel beim Bezahlvorgang lediglich die Handy-App mittels selbst gewähltem Geheimcode oder Fingerabdruck öffnen und den blauen Barcode vom Kassenpersonal unter Einhaltung des Sicherheitsabstands einscannen lassen. So sind auch größere Einkäufe über 50 Euro möglich, ohne dass eine PIN-Eingabe am Kartenterminal erforderlich wird. Der Einkaufsbetrag wird anschließend direkt vom Girokonto des Kunden abgebucht.

Amerikas Zugriff auf europäische Bezahlvorgänge verhindern

Parallel zum Trend in Richtung berührungsloses Bezahlen drängen US-Lösungen wie Apple Pay, Google Pay oder Paypal bereits intensiv in den europäischen Markt. Spätestens jetzt müssen die europäischen Banken, Acquirer und Payment-Anbieter die Dringlichkeit für Handlungsbedarf erkennen und sich dazu entschließen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Die Zeit ist jetzt wirklich reif, dass eine europäische Alternative etabliert wird. Wenn jede Bank ihren Teil dazu beiträgt, kann dies auch funktionieren. Sollten US-amerikanische Tech-Konzerne einmal die gesamte Kundenreise des wichtigsten Geschäftsvorfalls der Menschen in Europa kontrollieren, sind die Konsequenzen, auch geopolitisch, äußerst besorgniserregend.

Vor allem Apple kann dabei seine volle Marktmacht ausspielen: Das Unternehmen kontrolliert das iOS-Betriebssystem samt Zugang zum Kontaktlos-Chip (NFC) im i-Phone, womit dieser für bankeneigene Lösungen nicht zugänglich ist. Es genügt ein Doppelklick, um Apple Pay zu nutzen. Wenn es zukünftig möglich ist, weitere Anwendungsfälle direkt über Apple Pay abzubilden, beispielsweise auch den eigenen Kontostand abzulesen, dann gewinnt Apple auch hier zunehmend an Fahrt und Banken verlieren so Schritt für Schritt den Kontakt zu ihren eigenen Kunden. Denn bisher war der Abruf des eigenen Kontostandes der Hauptgrund für Kunden, die Banking-Apps der eigenen Hausbank zu nutzen. Wenn die Banken also nicht zügig handeln, werden ihre eigenen Services nur mehr mittelbar über einen Drittanbieter genutzt werden. Im Falle von Apple Pay würden für die Banken sogar noch transaktionsbasierte Gebühren für diese Services anfallen.

Dem gegenüber stehen Anbieter wie Bluecode, mit einem eigenen, nach europäischen Standards entwickelten und europaweit gültigen System für mobiles Bezahlen, das auf dem optischen Scan eines Barcodes oder QR-Codes basiert. Im Sinne des europäischen Datenschutzrechts werden beim Bezahlvorgang keine persönlichen Daten auf dem Handy gespeichert oder übertragen. Das Bezahlverfahren funktioniert mit jedem Girokonto und ist unabhängig von der Übertragungstechnologie (Barcode, QR-Code, Bluetooth, NFC) einsetzbar. Es wurde somit bereits der Grundstein für ein europäisches System gelegt, bei dem europäische Banken und der Handel einfach teilnehmen können.

EMPSA als europäische Antwort

Es gilt nun, die Kräfte zu bündeln und als starke europäische Antwort auf US-Großkonzerne aufzutreten. Bisher war die europäische Payment-Landschaft stark fragmentiert. Im Oktober 2019 schlossen sich sieben führende Mobile-Payment-Anbieter in der neuen Vereinigung European Mobile Payment Services Association (EMPSA) mit Sitz in Zürich (Schweiz) zusammen.

EMPSA startet mit einem Netzwerk aus mehreren Ländern mit Millionen von aktiven Mobile-Payment-Nutzern, mehr als einer Million Akzeptanzstellen in Handel, Gastronomie und Hotellerie sowie hunderten angeschlossenen Banken. EMPSA ist die Schlüsselinitiative, um eigene Standards und einen wettbewerbsfähigen, interoperablen Rahmen für Europa zu schaffen und verlorengegangenes Terrain im europäischen Zahlungsraum zurückzugewinnen. Bluecode leistet dabei einen Beitrag, um rasch eine grenzübergreifende Interoperabilität mobiler Zahlungen herzustellen, damit das Kundenerlebnis sowie Daten- und Geldflüsse im Sinne der Endkunden in den Händen europäischer Banken und Händler bleiben. Ein effektives Netzwerk, das auch in Zukunft auf Wachstum ausgelegt ist.

Optisches Bezahlverfahren mit Mehrwert

Ein optisches Bezahlverfahren hat auch viele weitere nützliche Vorteile für Nutzer und Händler. Denn Mobile Payment kann im Vergleich zu Bargeld und Zahlungskarte zusätzliche Mehrwerte liefern, die über das reine Bezahlen hinausgehen. Auch dieses Kriterium erfüllen optische Bezahlcodes, da beim Bezahlvorgang der Warenkorb in der Händler-Registrierkasse nicht sofort geschlossen wird und daher mit allerlei attraktiven Mehrwertservices, wie etwa digitalen Stempelkarten und Gutscheinen oder auch Kundenprogramm-Verlinkungen für Treuepunkte, verbunden werden kann.

Am PoS ist der Bezahlvorgang in zwei Varianten möglich:

- Bei dem sogenannten "User Scan" erscheint am Bezahlterminal nach Eingabe des Zahlbetrages ein optischer Code, der mittels einer App abgescannt werden kann.

- Bei dem so genannten "Merchant Scan" wird ein optischer Code in der Payment-App des Kunden angezeigt, den der Händler mit dem vorhandenen Scanner einscannt. Dabei können die Zahlungen stets mit verschiedenen Mehrwerten verknüpft werden.

Die Zahlungsabwicklung über die Registrierkassen-Systeme bedeutet auch, dass kaum Integrationskosten für den Händler anfallen und der flächendeckende Rollout schnell umsetzbar ist. Darüber hinaus ist eine Lösung wie Bluecode nicht nur am physischen PoS einsetzbar, sondern es sind auch Zahlungen im E-Commerce und M-Commerce möglich.

Europa kann mit Schnelligkeit und Zusammenhalt punkten

Gerade die aktuellen Umstände verlangen ein Umdenken. So wechseln auch Kunden, die sich bisher nicht im digitalen Raum zuhause fühlten, gerne vom Bargeld zu berührungslosen Bezahlformen. Der Zugewinn von fachfremden Neukunden ist eine große Chance, auf die Europa schnellstmöglich reagieren muss. Einfachheit und Flexibilität gekoppelt mit Mehrwerten sind Kernpunkte, die Kunden dauerhaft von Mobile-Payment-Lösungen überzeugen können. Dann wird der Trend zum Smartphone als favorisiertes Zahlungsinstrument weiter zunehmen.

Es ist zu erwarten, dass der Konsum nach Corona sprunghaft ansteigen wird. Das Bedürfnis nach Normalität und unser Wunsch nach Gesellschaft werden auch der Gastronomie und der Reisebranche enormen Aufwind geben. Um zukünftig eine echte Chance im Zahlungsverkehr zu haben, muss Europa jetzt alles tun, um den Wettstreit gegen die US-amerikanischen Internetgiganten gewinnen zu können.

Technisch und auch rechtlich ist bereits alles vorhanden, um über eine Direktanbindung an das Girokonto des Zahlers ohne dazwischengeschaltete, US-basierte Debit- oder Kreditkartensysteme Zahlungen am Point-of-Sale, im Internet und an Automaten anzubieten. Mit Bluecode existiert bereits ein gesamteuropäisches System. Jetzt liegt es an den europäischen Banken, Acquirern und Händlern, dieses Angebot anzunehmen - dazu laden wir herzlichst ein.

Dr. Christian Pirkner, CEO, Blue Code International AG, Wien
Dr. Christian Pirkner , CEO, Blue Code International AG, Wien

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