Bankkarten-Forum 2018

Payment der Zukunft - Bezahlen in der digitalen Welt

Ottmar Bloching, Vorsitzender der Geschäftsführung, S-Payment GmbH, Stuttgart
Quelle: DSV

Der digitale Wandel revolutioniert auch das Payment, sagt Ottmar Bloching. Damit muss sich auch die Herangehensweise an das Thema verändern. Im Vordergrund steht nicht mehr der einzelne Produktbaustein, sondern die Customer Journey, also die unterschiedlichen Einkaufswelten der Kunden. Basis sind auch hier die Zahlungsverkehrsprodukte der deutschen Kreditwirtschaft. Künftig werden jedoch verstärkt Zusatzdienste und Kooperationen benötigt - etwa mit Ladesäulenbetreiber für die Elektromobilität oder auch mit Autoherstellern und -zulieferern, um so für das Bezahlen im vernetzten Auto gerüstet zu sein. Red.

Die Digitalisierung verändert das Banking. Technologischer Wandel, neue Infrastrukturen wie Blockchain oder Instant Payments sowie zunehmender Wettbewerb durch Internetgiganten und Fintechs wirken auf die klassischen Geschäftsfelder der deutschen Kreditinstitute ein - auch auf das Girokonto und den Zahlungsverkehr der Sparkassen-Finanzgruppe.

Der digitale Wandel revolutioniert das Payment: Das Bezahlen von Waren und Dienstleistungen wird sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Es wird virtuell und mobil geschehen, eingebettet in Apps und nahezu "unsichtbar" in Online-Shops oder über Messenger-Dienste. Nicht nur der Handel, auch andere Branchen - wie zum Beispiel die Automobilindustrie oder kommunale Unternehmen - integrieren innovative Payment-Technologien im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategien.

Customer Journey im Fokus

Bezahlen können die Kunden zukünftig, wann, wo und wie immer sie wollen - mit der klassischen Plastikkarte, mit ihrem Smartphone, einem Fitness-Armband oder ihrem Autoschlüssel, am stationären Point of Sale (PoS) oder im E-Commerce. Mit ihren Smartphones, Tablets und Laptops wechseln sie ganz selbstverständlich zwischen stationärem Handel und Online-Shop und kaufen dort ein, wo sie für sich den größten Vorteil sehen. Und bezahlen wollen die Kunden mit Zahlverfahren, die schnell und unkompliziert funktionieren und zu ihren individuellen Konsumgewohnheiten passen.

Für die Sparkassen bedeutet das eine neue Herangehensweise an das Thema Payment: Im Fokus der Zahlungsstrategie steht heute die "Customer Journey", also alle Stationen, an denen ein Kunde mit einer Marke in Berührung kommt, bevor er sich für den Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung entscheidet. Im Vordergrund steht deshalb zukünftig die gut aufeinander abgestimmte Orchestrierung der verschiedenen Payment-Verfahren - und weniger der einzelne Produkt-Baustein.

Payment-Produktlandschaft vernetzt Einkaufswelten

Die Basis hierfür ist eine Payment-Produktlandschaft, in der die vielfältigen bargeldlosen Bezahlverfahren gebündelt und auf die Bedürfnisse der verschiedenen Kundengruppen ausgerichtet sind. Die Payment-Produktlandschaft unterstützt den Omni-Channel-Ansatz und vernetzt die Einkaufswelten "Stationäre Filiale" und "Online-Shop" durch ein ideal abgestimmtes Produkt- und Serviceangebot der Sparkassen-Finanzgruppe rund ums Bezahlen. Der Kunde hat jederzeit in seiner bevorzugten Einkaufswelt und an jeder Station der "Customer Journey" Zugang zum Payment-Leistungsspektrum seiner Sparkasse.

Für den Auf- und Ausbau einer solchen Payment-Produktlandschaft im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie treibt die Sparkassen-Finanzgruppe zahlreiche Innovationen im Zahlungsverkehr für Privat- und Firmenkunden und im Akzeptanzgeschäft voran: zum Beispiel kontaktloses Zahlen mit Debit- und Kreditkarten am PoS, mobiles Bezahlen mit dem Smartphone sowie Bezahlen im E-Commerce oder Peer-to-Peer-Zahlungen, die sofort ausgeführt werden (Instant Payments). Der Anspruch an alle Entwicklungen ist dabei, dass sie aus Kundensicht leicht zugänglich, komfortabel, schnell und anwenderfreundlich sind.

Das Fundament für die neuen digitalen Payment-Lösungen sind insbesondere die Zahlungssysteme der Deutschen Kreditwirtschaft - Girocard und Kreditkarte. Sie bieten eine flächendeckende Akzeptanzinfrastruktur, von der neue Payment-Verfahren wie "Mobiles Bezahlen" vom Start weg profitieren können.

Kontaktloses Bezahlen treibt das Girocard-Wachstum

Die Girocard hat im Jahr 2017 laut einer GfK-Studie in puncto Beliebtheit erstmals mit dem Bargeld gleichgezogen. Das Girocard-System verzeichnete im ersten Halbjahr 2018 erneut Rekordwerte. Von Januar bis Juni zahlten die Kunden laut aktueller Statistik der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) rund 1,76 Milliarden Mal mit ihrer Girocard und damit rund 14 Prozent häufiger als im ersten Halbjahr 2017 (rund 1,54 Milliarden Transaktionen).

Einen fulminanten Beitrag zu diesem Erfolg leistet die Kontaktlos-Technologie: Im ersten Halbjahr 2018 wurden laut DK-Statistik bereits 7,2 Prozent aller Girocard-Transaktionen kontaktlos durchgeführt. Das zeigt, dass die Girocard-Inhaber das neue Verfahren sehr gut annehmen.

Dies bestätigen auch die aktuellen Zahlen für die Sparkassen-Finanzgruppe, die das kontaktlose Bezahlen massiv vorantreibt: Ende des Jahres werden die Sparkassen mehr als 35 Millionen Sparkassen-Cards mit Girocard-Kontaktlos-Funktion im Markt haben, und kontaktlose Transaktionen werden sehr schnell rund 20 Prozent ausmachen. Insgesamt zahlten Sparkassenkunden seit Januar 2017 rund 116 Millionen Mal kontaktlos mit ihrer Girocard. Seit Juli 2017 werden auch alle Sparkassen-Kreditkarten mit der Kontaktlosfunktion ausgestattet.

Mobiles Bezahlen: Die Girocard wandert ins Smartphone

Der nächste Schritt in der Payment-Evolution ist das Bezahlen mit dem Smartphone. Mobiles Bezahlen eröffnet neue Optionen, die Vorzüge der Girocard mit den technischen Möglichkeiten eines neuen Kunden-Frontend zu verbinden. Seit dem 30. Juli 2018 bietet die Sparkassen-Finanzgruppe die App "Mobiles Bezahlen" an, 340 Sparkassen sind bereits dabei.

Statt zuerst die Geldbörse und dann die Girocard oder Kreditkarte zu suchen, können die Kunden einfach direkt ihren ständigen Begleiter nutzen. Die App wurde bis heute rund 260 000 Mal aus Google Play heruntergeladen. Die Sparkassen-Finanzgruppe erweitert mit der neuen Bezahl-App ihr Girokonto-Angebot im Rahmen ihrer digitalen Agenda um ein attraktives Produkt.

Mobile Bezahlsysteme werden sich im Handel schneller durchsetzen, wenn dem Kunden über die reine Bezahlmöglichkeit hinaus ein Mehrwert geboten wird. Das kann etwa die "Wallet-Fähigkeit" einer Mobile-Payment-App sein, die Vorteilsprogramme, Coupons, Kundenkarten sowie Mehrwert- und Premiumdienste miteinander kombiniert.

Zusatzangebote in Planung

Die Sparkassen-Finanzgruppe plant solche integrierten Zusatzangebote im Rahmen ihrer Payment-Agenda. Sie sollen es Händlern künftig ermöglichen, sich vom Wettbewerb zu differenzieren und ihren Kunden zusätzliche individuelle Vorteile beim Einkaufserlebnis zu bieten. Auch wird an Weiterentwicklungen der App, zum Beispiel biometrische Authentifizierung (etwa Fingerprint, Gesichtserkennung) gearbeitet.

Ein weiteres besonders erfolgreiches Beispiel für gelungene Digitalisierung im Payment ist das Peer-to-Peer (P2P)-Bezahlverfahren Kwitt, das in die Sparkassen-App integriert ist. Inzwischen nutzen schon mehr als eine Million Kunden dieses Zahlverfahren, das die Sparkassen seit Februar zusammen mit den Volks- und Raiffeisenbanken anbieten.

Kwitt auf dem Weg zum Marktstandard - der Grundstein ist gelegt

Durch die Kooperation können bereits etwa 80 Prozent der Bankkunden in Deutschland Kleinstüberweisungen in Echtzeit durchführen. Und mehr noch: Über die Fiducia, das genossenschaftliche Rechenzentrum, haben auch 30 kleinere und mittlere Privatbanken bereits die Möglichkeit, ihre Kunden "kwitten" zu lassen.

Damit ist der Grundstein gelegt, um Kwitt zum allgemeinen Marktstandard in Deutschland zu machen und allen Kunden das gleiche Nutzungserlebnis zu bieten. Die erkennbare Expansion von P2P-Zahlungen führt zu Überlegungen, Kwitt auch als Peer-to-Business-(P2B)-Zahlverfahren im kleingewerblichen Kontext anzubieten.

Paydirekt: Sicherheit und Komfort im E-Commerce

Noch macht das PoS-Geschäft den Großteil des Handelsumsatzes aus, doch die zunehmende Digitalisierung und Internetnutzung, vor allem über mobile Endgeräte, steigert kontinuierlich die Wachstumsraten im E-Commerce. Dieses Potenzial können die Sparkassen mit Paydirekt erschließen. Derzeit haben sich mehr als zwei Millionen Menschen für das Online-Zahlverfahren der deutschen Kreditwirtschaft registriert. Die Zahl der teilnehmenden Online-Shops liegt bei rund 10 000, darunter der Ticketing- und Live-Entertainment-Anbieter CTS Eventim, Sport Scheck, Notebooksbilliger oder mit Bonprix jüngst ein weiterer Top-Ten-Händler.

Mit einem E-Commerce-Volumen von insgesamt mehr als neun Milliarden Euro hat sich das Händlerportfolio bereits beachtlich entwickelt. Die Sparkassen arbeiten tatkräftig daran, das Verfahren am Kundennutzen orientiert weiter auszubauen und auf diese Weise weitere Händler und Privatkunden zu überzeugen.

Ein weiteres wichtiges Ziel der Payment-Produktlandschaft der Sparkassen-Finanzgruppe ist die Integration von digitalen Zahlverfahren in Branchen und Märkten, in denen das Thema "Bezahlen" zukünftig eine große Bedeutung gewinnen wird, etwa im Bereich der Elektromobilität. Einige ausgewählte Beispiele zeigen auf, wie "Bezahlen" in unterschiedlichen Einsatzfeldern den Kundenkomfort spürbar verbessert, die Kundenreichweite deutlich erhöhen kann oder den flächendeckenden Masseneinsatz überhaupt erst ermöglicht.

Digitaler Point of Sale für den Mittelstand

Die Sparkassen sind der ideale Partner, um kleine und mittelständische Händler - die klassischen Firmenkunden der Institute in den Regionen - bei der digitalen Transformation ihres Geschäfts zu begleiten. Zu einem ganzheitlichen, um digitale Komponenten erweiterten Produktangebot im Payment gehören zum Beispiel:

- Omni-Channel-fähige PoS und E-Commerce-Angebote,

- Erweiterung des Terminalportfolios (zum Beispiel um mobile PoS-Terminals, die innovative Funktionen und Services bieten),

- Bereitstellung eines flexiblen Online-Shops/Webbaukastens,

- Shop-Finder-Module,

- Zugang zu Marktplätzen zur Steigerung der Reichweite,

- digitale Kundenansprache (zum Beispiel über Beacons),

- Mehrwerte rund um das Payment (zum Beispiel Couponing, Digitale Kundenkarte).

Mit diesen Angeboten können Sparkassen für ihre lokalen Händlerkunden den Zahlungsprozess am stationären PoS optimieren, die Kundenreichweite durch Einbindung des E-Commerce erhöhen und Payment-Lösungen in die gesamte digitale "Customer Journey" integrieren - von der Entscheidungsfindung in Filiale oder Online-Shop über den Kauf des Produkts bis hin zur "Nachbetreuung" durch individuelle Kundenbindungs-Maßnahmen. Kleinere Händler erschließen sich mit dem Ausbau ihres PoS zum "digitalen PoS" zusätzliche Umsatzmöglichkeiten für ihr Geschäft.

E-Ladesäulen als attraktives Marktsegment

Elektromobilität ist in Deutschland ein Markt mit Wachstumspotenzial. Laut aktuellen Studien sollen bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Damit Besitzer von Elektrofahrzeugen überall schnell und bequem Strom tanken können, wird ein gut ausgebautes Netz an öffentlichen E-Ladesäulen benötigt - laut Expertenschätzungen rund 33000 öffentliche E-Ladesäulen und über 800 Schnellladepunkte an Autobahnen und Bundesstraßen.

Von den bis heute aufgestellten rund 10 300 E-Ladestationen verfügen noch die wenigsten über ein offenes, barrierefreies Bezahlverfahren, das möglichst alle Strom-Tankkunden nutzen können. Die Sparkassen arbeiten mit Kommunen und Firmenkunden daran, gängige Bezahlverfahren an E-Ladesäulen zu realisieren. Für die Sparkassen öffnet sich hier ein neues attraktives Marktsegment: Mit der Integration der kreditwirtschaftlichen Zahlverfahren Girocard und Kreditkarte in Elektro-Ladesäulen oder Paydirekt als In-App-Zahlmethode können sie die Elektromobilität im Sinne ihrer Kunden vorantreiben, ihre Erträge aus dem Zahlungsverkehr steigern und ihr Nachhaltigkeitsprofil schärfen.

Die Sparkassen-Finanzgruppe wird strategische Partnerschaften mit führenden E-Ladesäulen-Herstellern schließen, um gemeinsam Projekte mit Sparkassen, der BS Payone, mit Energieunternehmen und mit Stadtwerken zu realisieren. Das Engagement in diesem Markt ist auch ein glaubwürdiger Schritt der Sparkassen zu mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft.

Partnerschaften für das Bezahlen im vernetzten Auto

Der weltweite Automobilmarkt steht ebenfalls vor einer fundamentalen Neuordnung. Auslöser ist die zunehmende Vernetzung der Fahrzeuge und die damit einhergehende steigende Nachfrage der Kunden nach Connectivity-Angeboten - wie zum Beispiel Echtzeit-Wartungsinformationen, ortsbasierte Empfehlungen, dynamische Stauprognosen oder Musikstreaming. Der weltweite Markt für Connectivity-Komponenten und -Dienste wird sich einer Branchenstudie des Beratungsunternehmens McKinsey zufolge bis 2020 von heute 30 Milliarden Euro auf dann 170 Milliarden Euro mehr als verfünffachen.

Die Sparkassen-Finanzgruppe strebt in diesem dynamischen Markt strategische Partnerschaften mit Autoherstellern und Automobilzulieferern an. Ziel ist es, die Zahlverfahren der Deutschen Kreditwirtschaft in die Connectivity-Plattformen und Connectivity-Apps der Automobilindustrie zu integrieren. Autofahrer können dann zukünftig zum Beispiel an der Tankstelle ihre Tankfüllung oder die Wagenwäsche direkt aus dem Auto heraus bezahlen.

Ein erstes Projekt realisiert die S-Payment derzeit gemeinsam mit der Continental Automotive GmbH, BS Payone und der Sparkasse Regensburg: Autofahrer sollen noch in diesem Jahr Parktickets für die Continental-Arena über die Continental-App-"Parkpocket" kaufen und bezahlen können.

Vernetzte Payment-Produktlandschaft weiter ausbauen

Die Digitalisierung ist unumkehrbar, und auch im Payment ist sie bereits weit fortgeschritten. Die gute Nachricht ist: Professionell gesteuert führt sie zu komfortablen, schnellen und anwenderfreundlichen Lösungen. Im Zahlungsverkehr der Sparkassen-Finanzgruppe spielen künftig digitale Prozesse ebenfalls eine entscheidende Rolle. Schon heute stellen die Sparkassen ein breites Angebot an Bezahllösungen für den stationären und den Online-Handel zur Verfügung.

Der große Zuspruch zu diesen innovativen Angeboten zeigt das breite Interesse der Privat- und Firmenkunden an digitalen Services. Diesen Erfolg werden die Sparkassen kontinuierlich weiter ausbauen, um ihren Kunden weitere Payment-Alternativen für die verschiedenen Einkaufswelten zu bieten. In den kommenden Monaten liegt der Fokus auf dem Aufbau einer vernetzten Payment-Produktlandschaft, um den Kunden die kommende Generation von Payment-Lösungen aus einer Hand bieten zu können - und zwar für alle "Touchpoints" auf der "Customer Journey" und optimiert für digitale Technologien und neue Kunden-Frontends. Die Sparkassen-Finanzgruppe arbeitet intensiv daran, die neue Payment-Welt zum Vorteil ihrer Privat- und Firmenkunden mitzugestalten.

Der Beitrag basiert auf einem Vortrag des Autors beim Bankkarten-Forum 2018.

Zum Autor Ottmar Bloching, Vorsitzender der Geschäftsführung, S-Payment GmbH, Stuttgart
Ottmar Bloching , Geschäftsführer , PAYONE GmbH, Frankfurt am Main

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