Was bewegt einen jungen Bankkaufmann aus Bayern, aus dem Nichts ein Weingut an der Mosel aufzubauen? Und was verleitet eine intelligente junge Frau dazu, ihr Leben nicht mehr tagesfüllend dem sozialen Management zu widmen, sondern eben jenem Mosel-Weingut ihres Lebensgefährten? Für Konstantin Weiser (Jahrgang 1977) war nach nur drei Monaten als Banker Schluss. Es folgten ein Weinbaustudium, diverse Praktika und Arbeitsstellen in Weinberg und Keller, bis er an die Mosel kam und Alexandra Künstler (Jahrgang 1970) kennenlernte. Mit dem Kauf von 1,8 Hektar extrem steiler Weinberge mit bis zu hundert Jahre alten Reben in der vergessenen Spitzenlage Enkircher Ellergrub im Frühjahr 2005 fing die Geschichte erst richtig an. Plötzlich war Handarbeit gefragt, auch in den weiteren Weinbergen, die bald hinzugekommen sind. Anfang 2007 hat das
Paar ein großes altes, aber ziemlich heruntergekommenes Winzerhaus übernommen. Wirklich verblüffend ist aber nicht nur der Wagemut, sondern die Tatsache, dass ihre filigranen und rassigen Rieslinge vom ersten Jahrgang an so schmecken, als führten die beiden ein Spitzenweingut in der x-ten Generation.
Auch wenn Konstantin Weiser nicht aus einer Winzerfamilie stammt, kann man ihn doch nicht als Quereinsteiger bezeichnen; schließlich fühlte er sich schon als ganz junger Mann der Natur und allem Lebendigen tief verbunden und hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Auf Alexandra Künstler trifft das schon eher zu: Bei ihr war es nicht ausschließlich die Liebe zum Wein, die sie hat Winzerin werden lassen. Bevor die beiden ihr Weingut aufbauten, hatte Konstantin Weiser schon einige Erfahrungen sammeln können durch Praktika in Neuseeland und vor allem durch seine Arbeit als Betriebsleiter beim Rheingauer Weingut Josef Leitz und bei Immich-Batterieberg an der Mosel, wo er schon eigenverantwortlich Weine produziert hat.
Drei Hektar werden bewirtschaftet. In den Lagen Enkircher Ellergrub, Enkircher Steffensberg und Trabener Gaispfad, alles Steilstlagen, die schon seit 1897 als Spitzenlagen klassifiziert sind, wächst ausschließlich Riesling. Sehr lebendig sind die Weinberge, in denen naturnah gearbeitet wird, mit vielen Blumen, Kräutern, Bienen und anderen nützlichen Kleinstlebewesen.
Aus dem Trabener Gaispfad stammt auch der Favorit des Paares: der trockne Riesling von 2011. "Große Eule" ist eine Art Prädikat, mit dem die beiden in jedem Jahr den besten trocknen Wein auszeichnen. Mit 12 Volumenprozent Alkohol ist er animierend, versprüht Lebensfreude und macht Lust auf mehr. Das passt sehr gut zu dem springlebendigen Jungwinzer, der nicht nur die Natur, sondern auch klassische Musik, Sport und Tanzen liebt. Weintipp aus der Zeitschrift:
FINE Das Weinmagazin - Special No.2
Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag
