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Co-Branding - Valovis Commercial Bank: Tchibo statt Karstadt

Nicht ohne Grund hat die Karstadt-Quelle Bank im März dieses Jahres Namen und Marktauftritt geändert: Obwohl im Besitz des insolvenzfesten Karstadt-Quelle Mitarbeitertrust e. V., von der Insolvenz der Namensgeber nicht direkt betroffen, litt man doch unter dem negativen Imagetransfer. Das äußerte sich auch im Kerngeschäft, dem Kreditkartengeschäft, das ganz maßgeblich vom Kreditkarten-Co-Branding mit Karstadt getragen wurde. Nach wie vor ist die Bank zwar größter Mastercard-Emittent in Deutschland (bei Visa hat die Landesbank Berlin die Nase vorn). Die Akzeptanz der Karstadt-Master card bei den Karteninhabern, die schon mit dem Ende des Bonusprogramms Happy Digits deutlich zurückgegangen war, wurde durch das Arcandor-Insolvenzverfahren jedoch nochmals in Mitleidenschaft gezogen.

Als im Zuge der Insolvenz der Kooperationsvertrag - wie alle anderen Verträge - automatisch gekündigt wurde, hatte man mit Karstadt zwar noch in Form einer kurzfristig kündbaren Vertriebsvereinbarung zusammengearbeitet, war aber auf der Suche nach einem neuen, attraktiven Partner, der den Kunden auch einen echten Mehrwert zu bieten hatte. Fündig wurde man bei der Tchibo GmbH, Hamburg.

Seit dem 7. Oktober bietet die heutige Valovis Commercial Bank nun den Inhabern der Karstadt-Mastercard den Umtausch in eine "Tchibo Privatcard Premium"-Mastercard an, die gleichfalls dauerhaft und ohne Mindestumsatz gebührenfrei ist und zudem mit allen Umsätzen bei Tchibo am Treueprogramm des Co-Branding-Partners partizipiert. Kunden, die dieses Angebot nicht wahrnehmen, erhalten automatisch eine neutrale Karte im Branding der Bank.

Auch Tchibo will sich für den Vertrieb der Karte engagieren. Anfang 2011 soll die Karte zu einem Wochenthema im Rahmen der "Ideenwelt" werden. Ab diesem Zeitraum wird die Karte auch in den Tchi-bo-Filialen verkauft. Damit auch die einstigen Karstadt-Karten vom Start weg zum Einsatz kommen, soll die Kreditkartenakzeptanz noch im November dieses Jahres in allen Filialen flächendeckend umgesetzt sein.

Die Vertriebsziele sind zunächst einmal eher vorsichtig kalkuliert.

Von den derzeit 650000 Inhabern der Karstadt-Mastercard (insgesamt umfasst das Portfolio der Bank 850000 Karten) rechnet man mit 250 000 Wechselwilligen, die das Umtauschangebot in eine Tchibo-Mastercard annehmen.

Von den derzeit rund zwei Millionen Inhabern der Tchibo Privatcard (ohne Zahlungsfunktion) werden sich der Prognose zufolge rund zehn Prozent für eine Kreditkarte entscheiden. Damit würde das Co-Branding im kommenden Jahr mit rund 400000 Karten starten.

In den folgenden Jahren hofft man durch die Vertriebskooperation auf jährlich 100000 neue Karteninhaber, wobei sich die geplante Neuausrichtung des Tchibo-Treueprogramms unterstützend auswirken soll.

So soll das Co-Branding der Bank dazu verhelfen, ihr Portfolio in drei bis vier Jahren um 50 Prozent auf dann 1,5 Millionen Kreditkarten zu steigern.

Für die ehemalige Karstadt-Quelle Bank ist die Kooperation somit ein entscheidender Meilenstein dabei, sich aus der Abhängigkeit vom früheren Eigentümer Arcandor zu lösen und sich mit einem neuen Geschäftsmodell zu behaupten (das inzwischen auch Absatzfinanzierung und Factoring umfasst).

Mit Tchibo wird aber nicht einfach nur der wichtigste Co-Branding-Partner durch einen neuen ersetzt. Mittlerweile zählt die Bank insgesamt 25 Co-Bran-ding-Partner, zwei weitere - ein großer Versicherer sowie ein Textilfilialist aus dem Segment "junge Mode" - sollen in Kürze hinzukommen.

Für alle diese Kooperationen gilt: Der Ver zicht auf eine Jahresgebühr bleibt - trotz des Drucks auf die Interchange - das Markenzeichen der Valovis Commercial Bank. Tendenziell sinkende Erträge aus der Interchange will man zum einen durch die Expansionsstrategie im Portfolio kompensieren. Zudem hofft man durch attraktive Kooperationspartner auf steigende Umsätze pro Karte. Derzeit liegen sie bei durchschnittlich 100 Euro pro Monat. Angestrebt wird eine Steigerung um ein Viertel, also auf 1 500 Euro pro Jahr. Und nicht zuletzt soll die Modernisierung der IT, die Ende 2011 abgeschlossen sein soll, dazu beitragen, die Prozesskosten zu senken.

Das gilt auch für den Bereich Fraud. Durch Sicherheitsvorkehrungen wie den Rollout von 3-D-Secure konnten die Missbrauchsfälle bereits mehr als halbiert werden. Und im Zuge des Kartenaustauschs - sei es nun in das neue Co-Branding oder die eigene Karte der Bank - steht jetzt auch die EMV-Migration auf dem Plan. Spätestens am Beginn des zweiten Quartals 2011 soll die Umstellung abgeschlossen sein.

Der Revolving Credit spielt für die Ertragsstrategie der Bank eine bescheidene Rolle. Jeder zehnte Karteninhaber nimmt den Kartenkredit in Anspruch - eine Quote, die sich durch die Finanzkrise und die negative Berichterstattung über Kartenkredite nicht verändert hat. Sowohl die Quote der Kreditnehmer als auch der Bestand ist nach Angaben der Bank recht konstant. Red.

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